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Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0577 - Staatsempfang fuer einen Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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bißchen verzwickt, das Ganze, wie?« fragte er.
    »Ich fange an, klarer zu sehen«, sagte ich.
    Easton blickte mich an, aber er stellte keine Fragen. Er fühlte, daß ich noch damit beschäftigt war, die vielen losen Enden des Falles miteinander zu verbinden.
    Ich musterte das Gesicht des Girls. Selbst in seinem jetzigen Zustand, selbst mit dem blutverkrusteten Haar und dem kalkigen Weiß der Haut besaß es Anmut und Schönheit. Sie muß durchkommen, dachte ich und spürte das Hämmern meines Herzens. Sie muß einfach!
    Dieser Gedanke war frei von beruflichen Spekulationen auf Violas wichtige Aussage. In diesem Augenblick ging es mir allein um ein junges Menschenleben, das die Schwelle des Todes fast schon betreten hatte.
    Easton und ich kehrten in die Wohnung zurück. Wyler hatte sich in das Speisezimmer zurückgezogen. Er lag auf einem kleinen Empiresofa. Da das Sitzmöbel für ihn zu kurz war, hatte er seine Beine über eine Lehne gehängt. Es hätte komisch ausgesehen, wenn Wylers Züge nicht diesen tragischen und schmerzvollen Ausdruck gezeigt hätten.
    Easton und ich setzten uns zu ihm. Wyler wandte nicht einmal seinen Kopf, aber er war sich unserer Gegenwart deutlich bewußt. Das bewies schon seine nächste Äußerung.
    »Fragen Sie mich nicht, wie die Ärmste in den Schrank meines Kellers gekommen ist«, meinte er. »Fragen Sie lieber, warum der Mörder auch mich vernichten will. Anscheinend führt er einen Vernichtungsfeldzug gegen die Wylers.«
    »Wer würde davon profitieren?« fragte Easton.
    Wyler blickte den Lieutenant an. »Meine beiden Onkel — aber die sind gar nicht dazu imstande, so etwas zu begehen. Außerdem profitieren sie nur von einer florierenden Praxis. Nein, ich wüßte niemand, der durch unseren Ruin etwas gewinnen könnte.«
    Easton schaute mich an. »Was brachte Sie auf den Gedanken, sich in Mr. Wylers Keller umzusehen?«
    Ich klärte ihn mit wenigen Worten über Fred Wylers Verdacht auf. Easton nickte nachdenklich.
    Wyler schwang plötzlich seine Füße herum und setzte sich auf. Er hatte wieder etwas Farbe gewonnen.
    »Morgen wird es in allen Zeitungen stehen«, keuchte er. »Es wird Schlagzeilen machen! Der Tod meines Bruders — und die Entdeckung des Mädchens in meinem Keller. Wie stehe ich dann da? Alle Welt wird mich für schuldig halten. Bin ich nicht der einzige, der durch Arnolds Tod etwas gewonnen zu haben scheint? Die Anwaltspraxis gehört jetzt mir — mit einigen vermögensrechtlichen Einschränkungen, die die Anteile meiner Onkel betreffen. Die Wahrheit sieht freilich ein wenig anders aus«, fügte er bitter hinzu. »Ganz anders sogar! Ohne Arnolds juristisches Talent muß die Praxis vor die Hunde gehen. Er war die Seele des Geschäftes — und niemand weiß das so gut wie ich.«
    »Regen Sie sich nicht auf«, tröstete ihn Easton. »Es gibt mehr als genug Punkte, die für Sie sprechen. Sie haben die Tote selbst entdeckt. Kein Mörder käme auf den Gedanken, die Polizei zum Versteck seines Opfers zu führen.«
    »Meinen Sie?« fragte Wyler zweifelnd. »Ich hoffe nur, daß das Mädchen bald aussagen kann. Es wird sich hoffentlich an den Mann erinnern, der sie so brutal zusammenschlug. Erst dann fühle ich mich voll rehabilitiert.«
    Es klingelte anhaltend an der Wohnungstür. »Die Männer von der Ambulanz«, sagte ich und stand auf.
    ***
    »Wohin bringen Sie sie?« fragte Lieutenant Easton, als der Arzt sich von uns verabschiedete. Wir standen mit Wyler in der Wohnungsdiele.
    »Zum Grand Central«, antwortete der Arzt. »Das ist die nächste Station.« Ich reichte Easton die Hand. »Halten Sie mich auf dem laufenden, Harry?«
    Er grinste matt. »Wir halten es wie gehabt«, meinte er. »Informationsaustausch auf Gegenseitigkeit.«
    Ich gab auch Wyler die Hand. »Ist Ihnen noch etwas zu dem ,M‘ eingefallen?« fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen«, murmelte er.
    Ich fuhr zurück in die Dienststelle. Phil war im Büro. Er reichte mir einen getippten Bogen, der den Stempel des Polizeilabors trug. Es war der Bericht mit dem Untersuchungsergebnis der vergifteten Tabletten, die der Mörder in James Ridges Medikamentenpackung praktiziert hatte. Ich war außerstande, mit den in Milligramm angegebenen chemischen Elementen viel zu beginnen, ich begriff nur, daß James Ridges durch eine kräftige Dosis Zyankali ums Leben gekommen war.
    Der Mörder hatte die Tabletten mit viel Geschick geformt; sie waren zwar dicker und etwas

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