Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton
fallen.
»Hast du es nicht kleiner?« fragte er. »Ich kann nicht wechseln!«
Damit brachte er endgültig den Stein ins Rollen. Sergeant Wilcox hatte vorher Gelegenheit gehabt, einen Blick in die Kasse des Wirtes zu werfen. Er wußte, daß Candy über genügend Wechselgeld verfügte. Sofort folgerte er, daß der Wirt einen anderen Grund für die Zurückweisung des Scheines haben mußte. Wilcox paßte genau auf.
»Ich hab’s nicht kleiner«, winkte Dynamit ab.
»Ich kann nicht wechseln!« beharrte der Wirt, wobei er den Schein noch ein Stück von sich wegschob.
»Dann versaufen wir den ganzen Schein!« fistelte der Sänger, der inzwischen die Absicht seines pockennarbigen Begleiters durchschaut hatte.
Candy schüttelte energisch den Kopf. Er hatte längst erkannt, daß der Schein eine auf miserablem Papier gedruckte Blüte war. Schon unter normalen Umständen hätte er sie zurückgewiesen. Jetzt aber schaute ihm dabei ein Detective der City Police auf die Finger. Candy hatte keine Zeit, die verschiedenen Risiken gegeneinander abzuwägen. Eine Entscheidung wäre ihm in jedem Fall schwergefallen. So entschied er sich spontan.
»Den nehme ich nicht!« sagte er mit Nachdruck.
»Warum denn nicht?« fragte Dynamit scheinheilig. »Gefällt er dir nicht, Candy?«
Er war völlig verblüfft, als die Antwort nicht von dem Wirt kam, sondern von dem Mann, den er bei seinem Eintritt zur Seite geschoben hatte.
»Candy nimmt den Schein deshalb nicht, weil es eine Blüte ist«, sagte Sergeant Wilcox.
Ganz langsam drehte Dynamit sich zu dem Mann an seiner Seite um. »Hat dich jemand gefragt, du Zwerg?«
»Nein«, erwiderte Wilcox.
»Weshalb mischst du dich dann ein?« wollte der pockennarbige Gangster wissen.
Ringsum wurde es still. An den Tischen verstummten die Unterhaltungen. Die meisten Gäste dieser Kneipe kannten Wilcox, der in diesem Revier seinen Dienst machte. Gespannt beobachtete man die Entwicklung der Ereignisse an der Theke.
»Es ist mein Job, mich um solche Sachen zu kümmern«, sagte Wilcox ruhig. »Kriminalpolizei, Mr. Dynamit! Ich nehme Sie…«
Dynamit hatte nicht erkennen lassen, was er vorhatte. Er machte seinem Namen alle Ehre, als er wie eine Dynamitpatrone explodierte. Sein ganzes Gewicht legte er hinter den Schlag, den er gegen den Polizisten führte.
Doch Wilcox hatte damit gerechnet. Er wich zur Seite aus, und Dynamits Schlag ging ins Leere. Der Pockennarbige taumelte nach vorn. Wilcox sah seine Chance. Seine Hände zuckten vorwärts und umklammerten den linken Unterarm des Gangsters. Für Sekunden vergaß er dabei den heimtückischen Sänger.
Der kam wieselflink von seinem Barhocker heruntergerutscht und sprang nun Wilcox an. Wilcox sah es aufblitzen. Er wollte noch ausweichen, aber diesmal kam er zu spät. Er spürte einen furchtbaren Schlag auf die rechte Schulter, den Schmerz, und merkte, daß sein Arm gefühllos wurde.
»Raus!« zischte der Sänger.
Dynamit wußte, daß er eine neue Chance hatte. Er wirbelte herum. Diesmal traf er Wilcox, der von dem Messerstich benommen war. Der Detective wurde gegen die Wand geschleudert und brach zusammen.
Die beiden Gangster stürmten aus der Kellerkneipe, und die meisten anderen Gäste folgten ihnen. Sie hatten kein Interesse daran, wegen des Vorfalls selbst in Schwierigkeiten zu kommen.
Candy stand eine ganze Weile wie erstarrt. Als erstes begriff er, daß er sich mit seinem Verhalten Dynamit und den Sänger zu unversöhnlichen Feinden gemacht hatte. Er wußte, daß die beiden bald wiederkommen würden. Und was ihm dann bevorstand.
Er konnte nur eins tun. Er nahm langsam den Telefonhörer ab und wählte die Notrufnummer der City Police.
»Kommt mal her!« sagte er. »Ein Detective von euch, Wilcox heißt er, hat eben bei mir zwei Kerle geschnappt, die mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlen wollten. Sie haben ihn fertiggemacht!«
***
Es sah aus wie eine Illumination zu Ehren eines Staatsbesuches, aber es waren die Zeichen eines Großeinsatzes der City Police.
Die Uhren zeigten halb vier in dieser Nacht, aber hier in der Fulton Street konnte von nächtlicher Ruhe keine Rede sein. Sämtliche New Yorker Nachtbummler schienen sich versammelt zu haben. Hunderte von Schaulustigen standen hinter der dichten Abwehrkette der City Police.
»Sie sind unten!« sagte Captain Hywood.
»Kein Zweifel, daß sie es sind?« fragte ich zurück.
»Kein Zweifel«, schüttelte er den Kopf. »Ein Streifenbeamter hat sie im Wagen erkannt. Sie fielen ihm
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