Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen
Schmerzes aus, während sein Colt durch die Luft wirbelte. Ich ließ meinen Smith and Wesson kurzerhand fallen, griff blitzschnell zu und riß ihm den rechten Arm hart auf den Rücken. Im altbewährten Polizeigriff zog ich ihm den angewinkelten Arm hoch, bis das Handgelenk fast zwischen den Schulterblättern saß. Hustend und keuchend neigte er sich zurück.
Und da stand Phil auch schon neben mir. Er tat es so schnell, daß ich nur etwas Silbriges in der Sonne glitzern sah. Und dann zierte eine verchromte Fesselzange das linke Handgelenk des Verbrechers. Ich zog den rechten Arm herab, und die zweite Hälfte der stählernen Acht schnappte ebenfalls ein. Die Tiger-Gang gab es nicht mehr.
Steve telefonierte einen Arzt von der nächsten Rettungsstation herbei. An Ort und Stelle wurden die beiden Gangster untersucht. Ihre Augen waren gerötet und tränten noch, aber sie konnten schon wieder frei atmen.
»No«, sagte der Doc. »Keine ernsthaften Schäden.«
Wir brachten die Gangster zum Distriktgebäude, wo wir sie sofort verhörten. Der eine hieß Martin Welvett, der andere Tom Berkley. Wir hielten ihnen die Liste der Gewalttaten vor, die man ihnen vorwarf. Sie blieben anfänglich verstockt. Wir griffen einzelne Fälle heraus, wo wir über Augenzeugen verfügten, die zu Protokoll gegeben hatten, daß sie die Täter ganz sicher wiedererkennen würden. Das brachte die Burschen allmählich aus dem Konzept. Schließlich fingen sie an, einzelne Verbrechen zuzugeben. Und als wir sie erst einmal soweit hatten, dauerte es nicht mehr lange, bis ihr Geständnis umfassend wurde.
Schließlich kamen wir auf das zu sprechen, was uns im Augenblick am meisten am Herzen lag, nämlich das Problem, ob sie direkt oder indirekt verantwortlich waren für die Ermordung der beiden Cops vom 62. Revier. Ohne etwas vom Tod dieser beiden Cops zu erwähnen, begannen wir sie über ihr Alibi für die fraglichen Zeiten auszuforschen. Mitten darin kamen Steve Dillaggio und die Kollegen, die den Schuppen gründlich durchsucht hatten. Steve zeigte mir einen Karton, in dem sechzig oder siebzig leere Patronenhülsen lagen. Ein stummer Blick zwischen uns machte auch Phil aufmerksam. Er griff hinein und holte eine der leeren Hülsen heraus. Dann notierte er auf einem Zettel, den er uns hinhielt: »Keine für Polizeirevolver passende Munition. Größeres Kaliber.«
Ich wandte, mich an die beiden Gangster. »Was ist das?« fragte ich und hielt ihnen den Karton mit den leeren Geschoßhülsen hin. »Die Zündhütchen sind alle noch okay, die Patronen also nicht abgefeuert worden. Was soll das?«
Berkley seufzte. »Ihr wollt aber auch alles wissen. Na, schön, wir haben so viel ausgepackt, jetzt kommt es auf eine Kleinigkeit mehr oder weniger auch nicht mehr an. Wir wollten uns eine Höllenmaschine basteln, aber wir wußten nicht, wie wir an Dynamit kommen sollten. Da haben wir eben ein paar Patronen aufgemacht und das Pulver ’rausgenommen.«
»Hier sind nur die Patronenhülsen. Wo sind die Geschosse?«
»Die haben wir in den East River geworfen. Was sollten wir mit den Dingern?«
»Was wolltet ihr mit den leeren Hülsen?«
»Na, die hätte man doch mit dem Pulver wieder füllen können, wenn wir unsere Höllenmaschine bastelten.«
»Wo ist das Pulver?«
»Das hat Laggerty mit nach Hause genommen. Ich denke, ihr habt Laggerty abgeknallt? Da werdet ihr doch seine Bude durchsucht und das Pulver gefunden haben.«
Wir äußerten uns nicht dazu. Aber wir wußten jetzt, daß es nicht die Tiger-Gang gewesen sein konnte, die die Munition des 62. Reviers unbrauchbar gemacht hatte. Und mit diesem Wissen standen wir wieder am Anfang unserer Arbeit, was die beiden Polizistenmorde anging.
***
Als Mrs. Collins mit ihrer ein wenig zerzaust wirkenden Einsteinmähne die Haustür öffnete, fiel ihr Blick auf Glatzen-Johnny und einen etwas größeren, bulligen Mann, den sie noch nicht kannte. Die alte Dame lächelte Glatzen-Johnny freundlich zu.
»Sie haben also Ihren Freund mitgebracht!« stellte sie zufrieden fest. »Das ist nett. Wie heißen Sie?«
Der größere Mann schluckte, holte Luft und stotterte dann: »Ich — eh — also, ich bin Slim Brodder, Ma’am.«
»Aber kommen Sie doch herein«, bat die alte Dame.
Die beiden Männer traten in das Wohnzimmer, in dem Plüsch, weiße Zierdeckchen und Nippesfiguren vorherrschten. Der leicht muffige Geruch alter Möbel, Teppiche und Vorhänge in der Luft war unverkennbar. Auf Zuraten der alten Dame setzten sich
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