Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen
gleiche Zeit bekommst du den Wagen wieder. Den Sprit zahlen wir auch selbst. Verdammt, schneller kannst du Halsabschneider das Geld doch gar nicht verdienen!«
»Vierundfünfzig?« versuchte der Trödler zaghaft.
»Fünfzig, und nun halt dein Maul«, sagte Johnny grob und zählte fünf Zehndollarscheine in die gierige Hand des Händlers. »Wo sind die Schlüssel für die Mühle?« .
»Ich hole sie.«
Zwanzig Minuten später rangierten Johnny und Slim Brodder den blauen Lieferwagen rückwärts an die Haustür von Mrs. Collins. Die alte Dame öffnete ihnen sofort.
»Also«, sagte Johnny, während er sich den Schweiß von der Glatze tupfte, »also, da wäre der Wagen. Wir bringen — hm — äh — wir bringen die Truhe weg. Wie besprochen. Nun sagen Sie uns die Adresse, wo der Zaster zu holen ist.«
Mrs. Collins nannte eine Anschrift im östlichen Manhattan. Brodder betrachtete die Frau noch immer mißtrauisch.
»Wann kommt das Geld dort an?« fragte er.
»Kurz nach zwei Uhr mittags. Und es ist immer nur ein einzelner Mann, der das Geld für die städtischen Fürsorge-Auszahlungen in einer großen Kassette bringt. Das kann doch für zwei kräftige Männer wie Sie beide kein Problem sein.«
»Und wenn Cops herumstehen?«
Mrs. Collins schüttelte energisch den Kopf.
»Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, daß keine Cops dort sind? Meine Freundin war mit dem Mann verheiratet, der dort die Auszahlungen vornahm. Er ist gestorben, aber Sie glauben mir doch wohl, daß eine Frau weiß, was ihr Mann arbeitet.«
»Hoffentlich«, grunzte Brodder. »Na, dann wollen wir die verdammte Truhe einladen. Es wird sowieso eine verflucht schwierige Arbeit. Das Ding muß ja mindestens drei Zentner wiegen.«
Sie wuchteten ächzend das große Möbelstück bis zur Haustür. Die vier Stufen hinab und in den Lieferwagen waren beinahe nicht zu schaffen. Mit hochroten Köpfen und züngelnden Schläfenadern gelang es ihnen schließlich doch noch. Erschöpft ließen sie sich auf die Stufen fallen. Johnnys Knie zitterten so stark, daß er im Augenblick keinen Schritt hätte gehen können. Als sie sich ein wenig erholt hatten, stiegen sie in den Lieferwagen und fuhren davon.
»Stell dir bloß vor, wir werden in einen Verkehrsunfall verwickelt«, stöhnte Johnny unterwegs. »Und ein Cop kommt auf die Idee, in die Truhe zu sehen!«
»Mal den Teufel nicht an die Wand«, knurrte Brodder. »Jetzt stellen wir die Mühle erst einmal auf einem richtigen Parkplatz ab. Er muß bewacht sein, damit wir sicher sein können, daß niemand an den Wagen ’rankommt. Dann holen wir den Zaster von der Fürsorgestelle. Und heute nacht fahren wir mit der Truhe hinauf in die Berge. Ich kenne einen See, wo wir das Ding loswerden können. Wir müssen nur ein paar Löcher bohren, damit die Luft entweichen kann. Dann sackt die schwere Truhe ab wie nichts.«
Sie fanden einen Parkplatz, der ihnen für ihre Zwecke geeignet schien. Sorgfältig schlossen sie den Wagen ab und probierten alle Türen, bevor sie sich entfernten. Mit einem Bus fuhren sie in die Richtung, in der die Adresse lag, die sie von Mrs. Collins erhalten hatten. Auf einem Hof gab es dort ein kleines Gebäude, in der eine winzige Abteilung der Stadtverwaltung untergebracht war. Jede Woche einmal wurde dort ab drei Uhr nachmittags die Armenunterstützung ausgezahlt, die die Stadt New York den ärmsten ihrer Bürger bewilligte. Nach Mrs. Collins’ Worten wurde das Geld kurz nach zwei Uhr gebracht. Es lag auf der Hand, daß der Geldbote mit seinem Wagen auf den Hof fahren würde. Also hatten Brodder und Glatzen-Johnny beschlossen, sich dort ein Versteck zu suchen und die Ankunft des Geldboten abzuwarten.
Auf dem Hof gab es so viele Türen in den verschachtelt angeordneten Gebäuden, daß sie keine Schwierigkeiten hatten, einen Platz in einem Hausflur zu finden, von wo aus sie bei offengelassener Tür den Hof überblicken konnten. Sie waren ungefähr fünfzehn Minuten zu früh erschienen und vertrieben sich die Zeit damit, Zigaretten zu rauchen.
Es war vier Minuten nach zwei, als die beiden erschraken. Sie drückten sich tiefer in den Hausflur hinein, riskierten aber noch einen vorsichtigen Blick. Auf dem Hof war ein Streifenwagen vorgefahren. Vier Cops mit Maschinenpistolen stiegen aus und verteilten sich. Eine blaue Limousine kam die Einfahrt herein. Zwei junge Männer trugen zwei schwere Kassetten in das Hintergebäude, das der Stadtverwaltung gehörte.
»Verdammter Mist!« fluchte Brodder. »Da
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