Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt
Tür zu seinem Vorzimmer öffnete. »Leben Sie wohl, Mr. Cotton. Das Leben ist… hart!«
Ich sah in ein ausdrucksloses Gesicht. »Den Eindruck habe ich auch, Mr. Launchley. Wollen trotzdem sehen, was sich machen läßt!«
***
Ich kurvte ein paarmal um den Block und stürzte dann in die nächste Telefonzelle. Als Börsenspekulant mußte er ein Telefon haben, und wenn er… lieber Himmel! dachte ich, als ich die Seiten mit dem Namen Hart durchblätterte. Wenn ich diesen einen, meinen Hart herausfinden wollte, dann konnte ich getrost in dieser Zelle mein Nachtlager aufstellen. Mir kam eine bessere Idee: Mr. High schien neuerdings über sehr gute Beziehungen zur Börse zu verfügen. Vielleicht ließ er die für mich spielen?
Ich sprang in den Jaguar und rief die Zentrale über Funk.
»Myrna, Cotton am Apparat. Können Sie mich schnell mit dem Chef verbinden?«
Ich hatte noch nicht ausgesprochen, als Mr. Highs Vorzimmer im Hörer war mit Schreibmaschine und einer Klingel und Helens ruhiger Stimme: »Vorzimmer Mr. High, bitte?«
»Cotton. Ist der Chef zu sprechen?«
»Augenblick, Jerry, ich verbinde Sie.« Dann hatte ich den Chef am Apparat. Es hatte keine dreißig Sekunden gedauert. Ich erklärte ihm die Sache mit den vielen Harts im Telefonbuch, und er fragte nicht einmal, wie ich auf den Namen gekommen war. Dafür versprach er, sich sofort der Sache anzunehmen. »Ich rufe Sie wieder an, Jerry.«
Ich legte mich gemütlich in die Polster meines roten Jaguar zurück und steckte mir eine Zigarette an. Der Rauch zog in Schleiern aus dem Fenster, und ich hatte die Zigarette noch nicht aufgeraucht, als das rote Lämpchen an meinem Funk zu flackern begann.
»Cotton hier.«
»Ich verbinde Sie mit Mr. High, Jerry«, sagte Myrna, unsere Telefonistin.
»Jerry?« kam Mr. Highs Stimme, und ich glaubte, ein verhaltenes Lächeln darin schwingen zu hören.
»Ja, am Apparat?«
»Ich habe die Adresse des Börsenspekulanten Hart.«
»Fein, Chef. Kann ich sie haben?«
»Sie haben sie längst, Jerry. 170 Roland Street.«
Einen ganz kurzen Augenblick lang blieb mir die Luft weg.
»Dann fahre ich mal hin«, sagte ich. »Die Gegend wird immer interessanter für mich.«
»Einverstanden«, sagte Mr. High, und dann war das Gespräch zu Ende. Ich nahm die Schnauze meines Jaguars herum und quälte mich durch den Mittagsverkehr quer durch ganz Manhattan zum Hudson hinüber, zur Roland Street.
Langsam wurde mir manches klar,. aber ich sah noch keine Möglichkeit, an den eigentlichen Täter heranzukommen. Wer war es überhaupt? Nachdem Louis tot war, hatten wir noch zwei Personen auf der Liste, aber das erschien mir eigentlich ein bißchen wenig für einen solchen Millionen-Coup.
Als ich in der Roland Street eintraf, erinnerte mich mein Magen, daß ich seit dem Frühstück nichts mehr gehabt hatte als gute und schlechte Nachrichten. Am Anfang der Straße sah ich einen Drugstore, und da ich Harts Wohnung sowieso leer, mehrfach durchsucht und polizeilich versiegelt wußte, hielt ich an und schwang mich drinnen auf einen Hocker an der Theke.
Der Keeper mit sauberer weißer Jacke und einem weißen Schiffchen auf dem kurzgeschorenen Schädel sah mich erwartungsvoll an.
»Wenn die Steaks da hinten in der Pfanne so gut sind, wie sie duften, geben Sie mir das größte«, sagte ich.
»Die sind eigentlich alle für die Chefin selbst«, grinste er, »aber weil Sie es sind! Was dazu?«
Ich sah mir an, was da briet, und nickte: »Vielleicht noch ein Steak?«
Er strahle noch mehr.
»Und ich dachte, die Gegend wäre nicht gut für ’nen neuen Drugstore. Möchte wissen, wie ich darauf gekommen bin. Bitte!«
Er stellte die Platte mit den beiden saftigen und hohen Steaks vor mich hin, gab mir einen Plastikbeutel mit Messer und Gabel und zog sich selbst auf den unverhofften Gewinn hin eine Cola auf. Die Steaks waren ausgezeichnet.
Neben mir kraxelte etwas Dunkles, Fledermaushaftes auf den Hocker, hängte einen Schirm an die Lehne und verstaute einen unförmigen Beutel vorsichtig auf dem Schoß.
»Ist das nicht ein bißchen viel, zwei Steaks auf einmal, junger Mann?« krähte eine bekannte Stimme. Ich fuhr herum und gewahrte die nette alte Dame, die mich gestern so gekonnt in die Wohnung der Irma Pacher gelotst hatte. Sie funkelte mich vergnügt aus ihren Brillengläsern an. »Taugen die Steaks denn wenigstens etwas?« fügte sie boshaft hinzu.
»Danke, Madam. Wenn Sie mal probieren wollen?«
Erschreckt wehrte sie ab.
»Danke, nein. Dann
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