Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle
als ich ihn fand.« Sie erzählte mit wenigen Worten was geschehen war.
Ich lehnte mich an die Wand. Ab und zu wurde mir schwindlig. Den Revolver hatte ich weggesteckt.
Greely hörte schweigend zu. Mit dem Daumen drückte er auf die 'Glut seiner Pfeife.
»Es wird das beste sein, Mr. Ryan ruht sich aus«, sagte er dann. Es klang wie ein Befehl, und Ida Lipkin wußte, was sie zu tun hatte.
»Kommen Sie, Mr. Ryan.«
Im Vorbeigehen legte sie ihre Handtasche auf den Tisch. Dann führte sie mich durch den Flur in ein kleines Zimmer, in dem einige Möbel und eine rotblau karierte Liege standön. Es roch nach Staub. Hier war lange nicht gelüftet worden.
»Legen Sie sich hin.« .
»Machen Sie sich wegen mir keine Umstände«, protestierte ich.
Aber sie drückte mich mit sanfter Gewalt auf die Liege und breitete eine Decke über meine Beine. »Ich bin gleich wieder da. Dann verbinden wir den Hautriß am Hals.«
Ich nickte und schloß die Augen. Ich war müde, aber nicht so fertig, daß ich unbedingt schlafen mußte. Trotzdem wollte ich den Anschein erwecken. Ida sollte mich allein lassen, im Glauben, daß ich schliefe. Vielleicht ergab es sich dann, daß ich die beiden belauschen konnte.
Ich atmete tief und regelmäßig.
Ida schlich auf Zehenspitzen hinaus. Leise wurde die Tür ins Schloß gedrückt. Dann drehte sie den Schlüssel um. Ich war eingesperrt. Ich hörte noch, wie sie ins Wohnzimmer ging. Dann war es still in der Wohnung. Zwar lag das Zimmer neben dem Raum, in dem sich die beiden aufhielten, aber das Haus war massiv gebaut. Selbst als ich das Ohr an die Wand hielt, vernahm ich nicht mal schwaches Gemurmel. Ich sah zum Fenster hinaus. Kein Balkon.
Ich resignierte. Ruhe war jetzt tatsächlich das beste. Also legte ich mich wieder auf die Liege. Ich versuchte, Kraft zu schöpfen. Es ging mir schon viel besser. Ernstlich verletzt hatten die Gangster mich anscheinend nicht. Blutergüsse und Quetschungen sind etwas, das mich nicht weiter behindert. Auch wenn ich gleich ein Dutzend davon habe. Fertig gemacht hatte mich vor allem der Hieb ins Genick. Aber die Nachwirkungen schüttelte ich von Minute zu Minute mehr ab.
Ich befühlte meinen Hals. Dort, wo Mortimer Aiston zum erstenmal hingedroschen hatte, war die Haut geplatzt. Vom Ohr bis zum Kragen war alles blutverkrustet. Aber das sah gefährlicher aus, als es war.
Zehn Minuten vergingen. Dann kam Ida zurück. Sie schloß leise auf. Ich seufzte, wälzte mich auf die Seite. Ida kam herein, stand jetzt vor der Liege. Ich öffnete die Augen, »Hallo«, murmelte ich. »Ist er weg?«
»Wie geht’s jetzt, Mr. Ryan?«
»Nennen Sie mich Donald oder Don wie meine Freunde.« Ich setzte mich auf. »Die Ruhe hat mir gutgetan. Wenn ich mich ein bißchen frisch machen könnte.«
»Gern. Aber Mr. Greely ist noch da. Er möchte mit Ihnen reden.«
»Da bin ich gespannt.«
Ich folgte ihr in den Wohnraurp. Greely saß wieder in dem Sessel am Fenster, hatte einen Aschenbecher auf den Knien und stocherte mit einem Reini-' ger im Kopf seiner Pfeife herum. Er war sehr beschäftigt und blickte nicht auf. Er zeigte deutlich, daß ich für ihn nicht halb so wichtig war wie das, was er gerade tat.
Ida deutete auf einen Sessel. »Nehmen Sie Platz, Don.« Sie lächelte mich an, und in den graublauen Pupillen saß ein munterer Funke. Sie ging zur Couch, wobei sie die Hüften nach vorn schob wie ein Mannequin auf dem Laufsteg.
Greely hob endlich den Kopf. Mich interessierte mächtig, warum er hier war, warum er sich um Ida kümmerte, was er mit ihr zu schaffen hatte. Daß die Beziehung rein geschäftlicher Natur war, spürte ich.
»Ida hat mir alles erzählt.« Greely lächelte. Aber so lächeln auch Killer, wenn sie ihr Opfer vor der .Pistolenmündung haben. »Ich würde Sie jetzt gern was fragen, Mr. Ryan. Zunächst: Warum sind Sie von den beiden vertrimmt worden?«
Auf die Frage hatte ich gewartet. Die Antwort war vorbereitet. Aber ich spielte den hartgekochten Ganoven Don Ryan, und der sperrte nicht gleich den Schnabel auf, wenn er gefragt wurde.
Ich starrte ihn an. »Ich wüßte nicht, was Sie das angeht.«
Sein Lächeln fror ein. »Wissen Sie, wer ich bin?«
»Das ist mir völlig egal, wer Sie sind. Meine Privatangelegenheiten gehen Sie nichts an.«
Ida mischte sich ein. »Don!« Ihre Stimme war bittend. »Mr. Greely ist sehr einflußreich, ln allen Kreisen. Legen Sie sich nicht mit ihm an. Mir zuliebe nicht. Sie haben doch bestimmt kein großes Geheimnis zu
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