Jerry Cotton - 0589 - Ein Toter stellt die Falle
an ihrem Geheimnis. Leeds aber klappte nach zehn Minuten zusammen. Er lag auf dem weißen Teppich in Ash’ Wohnraum, das Gesicht zerschunden und übersät mit Platzwunden. Er blutete, und Schmerzen wühlten in seinen Eingeweiden. Bessner und Aiston bearbeiteten ihn gemeinsam. Auf Ash’ Kommando hin ließen sie von ihm ab.
Ash hockte mit angezogenen Knien auf der Couch. Auch in ihm waren die Schmerzen noch nicht abgeklungen. Er trank, um sich zu betäuben. Die Whiskyflasche, die er immer wieder an die Lippen setzte, war bereits halb leer.
Mit dem Handrücken wischte sich Bessner Schweiß von der Stirn. »Das reicht, Boß. Ich kenne Leeds von früher. Der ist nicht halb so hart, wie er gern möchte. Der packt jetzt aus.«
Ash’ Zähne stießen gegen den Fla-. schenhals. Whisky rann ihm übers Kinn. »Kannst du mich hören, Leeds?«
Der Gangster röchelte. Er wälzte sich auf die Seite und versuchte aufzustehen. Aber seine Knie knickten ein.
Helen May hing in einem Sessel. Rote Flecken brannten in ihrem Gesicht. Mortimer Aiston hatte sie geschlagen. Aber es war auszuhalten. Während sie jetzt die Bewußtlose mimte, arbeiteten ihre Gedanken.
Ash befahl: »Erzähl, um was für Diamanten es sich dreht. Und wo ich sie gefunden haben soll. Spuck es aus! Aber schnell. Sonst machen wir weiter.«
Leeds’ Gehirn war umnebelt. Er wünschte nur eins: daß sie nicht wieder anfingen. Die Diamanten? Zum Teufel damit! Zum Teufel mit Helen! Hätte er sich nur nicht mit ihr eingelassen.
»Das ist die Beute von Diamanten-Harry«, keuchte er. »Vor sechseinhalb Jahren hat er das Zeug aus Borrows Schleiferei in der Fifth Avenue geraubt. Bevor er es verkaufen konnte, haben ihn die Bullen erschossen.«
»Und wo ist das Zeug?«
»In dem Haus, in dem Sie gewohnt haben.«
Ash kapierte sofort. »Am Central Park West?«
»Ja. Es soll dort irgendwo eingemauert sein.«
»Woher weißt du das alles?«
»Von ihr.« Leeds deutete auf Helen. »Sie war Harrys Puppe.«
»Und warum sucht sie erst jetzt nach den Steinen?«
»Sie war die ganze Zeit im Knast, ist gestern erst entlassen worden.«
»Habt ihr in dem Haus nachgesehen?«
»Nein. Es ist bewohnt. Die Steine sollen irgendwo eingemauert sein. Wo, das weiß sie nicht. Wir haben uns zunächst nur nach den Mietern erkundigt und dabei festgestellt, daß Sie vor sechs Jahren dort für zwei Monate gewohnt haben. Da dachte Helen, daß Sie die Steine zufällig gefunden und gleich angefangen hätten, das Geld mit vollen Händen auszugeben.«
»Auf einen bloßen Verdacht hin habt ihr mich also fertiggemacht.« Ash stand auf. Er ging gebückt. Der Schmerz zog ihn krumm. Er tappte zum Fenster und sah hinaus. Die Nacht war sternenklar. Über den East River zogen Schlepper. Ihre Positionslampen leuchteten durch die Nacht.
Ash ging zur Hausbar und stellte die Whiskyflasche auf die gläserne Platte. Ein Gefühl wohliger Schwäche überkam ihn. Allein hätte er sich jetzt nicht helfen können. Aber wozu hatte er die beiden!
»Sam!« Ash ging zur Tür. Bessner folgte ihm. Aiston bewachte Helen und Leeds.
In der Diele lehnte sich Ash an die Wand. Bessner schloß die Tür.
»Hätte ich gewußt, daß mir so ’ne Chance über den Weg läuft, hätte ich die Paone-Sache gar nicht erst angezettelt, Sam.«
»Macht doch nichts, Boß. Zwei Geschäfte bringen mehr als eins.«
»Richtig. Wir wickeln beide ab. Die Diamanten können wir uns ohne große Mühe unter den Nagel reißen. Ich entsinne mich an den Raub. Damals waren die Zeitungen voll davon. Das Zeug ist ’ne runde Million wert.«
Bessner pfiff durch die Zähne. Immer noch trat Schweiß auf sein rotes Schweinsgesicht. Er zog ein Taschentuch hervor und rieb sich Haut und Nacken ab.
»Und die beiden, Boß?«
»Die sind uns im Wege. Lassen wir sie laufen, hetzen sie uns die Bullen auf den Hals. Schon aus Wut darüber, daß sie an die Steine nicht mehr ’rankommen.«
»Also beseitigen?«
Ash nickte. »Erst müssen wir sie hier mal ’raushaben. Du bringst sie mit Mortimer über die Feuertreppe in den Hof. Am besten, ihr fahrt dann hoch bis zu der Grünanlage bei Hell Gate. Dort werft ihr sie in den East River. Wenn wir Glück haben, treiben die Leichen bis in den Long Island Sound. Vielleicht werden sie überhaupt nicht gefunden. Wer vermißt schon ein mieses Ganovenpärchen. Die haben weder Freunde noch Beziehungen.«
»Okay, Boß. Sollen wir es jetzt gleich erledigen?«
»Was sonst?«
Sie gingen in den Wohnraum zurück. Bessner trat zu
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