Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan
schluckte. »Sie sind ja verrückt!« murmelte sie.
»Stimmt«, sagte er. »In gewisser Weise, ja. Daran sind Sie schuld. Es ist daher nur recht und billig, daß Sie mir helfen werden, meine Sehnsucht zu kurieren. Als meine Ehefrau wird sich Ihnen dafür ausreichende Gelegenheit bieten.«
»Sie träumen! Ich hasse Sie, Sie sind der Mörder meines Geliebten. Ich würde lieber sterben, als mich Von Ihnen berühren zu lassen. ' Die Vorstellung, daß ich mit Ihnen verheiratet sein könnte, ist geradezu grotesk, nein, ekelerregend!«
In Cornells Augen trat ein kalter, starrer Glanz. »Ich bin es gewohnt, meinen Willen durchzusetzen, um jeden Preis«, sagte er sanft.
Vivian Lollan hob das Kinn und demonstrierte einen Mut, den sie keineswegs empfand. »Ich heirate keinen Mörder!« schrie sie ihm ins Gesicht.
Cornell grinste. »Wieso denn nicht? In dieser Hinsicht passen wir doch prima zusammen. Waren Sie nicht damit einverstanden, daß Dean McKay auf dem Stuhl endet?«
»Ach was!« sagte Vivian Lollan unwirsch. »Ich habe diesem Punkt des Planes nur zugestimmt, weil ich sicher bin, daß Dean sich auf irgendeine Weise von der Mordanklage befreien kann.« Cornell erhob sich. Er trat vor das Girl hin. Sein Gesicht wirkte straff und hart. Ganz plötzlich zuckte seine Rechte hoch, sie klatschte flach in Vivian Lollans Gesicht. Der Kopf des Girls flog zurück.
»Ich glaube, ich muß andere Saiten aufziehen«, sagte er. »Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen. Du bist eine kleine, gemeine Hexe. Mir ist das nur recht, aber ich lasse mich von dir nicht an der Nase herumführen. Die Heilige kannst du anderen Vorspielen, nicht mir. Ich weiß, was du für eine Kanaille bist.«
Vivian Lollans Lippen zitterten. Ihr Zorn verwandelte sich in brennende Scham. Cornell hatte ja recht. Sie war nicht besser als er, und wenn Dean etwas zustieß, so trug sie daran die Hauptschuld.
Warum war nur alles so schiefgegangen? Ihre Liebe zu Ray hatte den Plan entstehen lassen und scheinbar gerechtfertigt. Das Wissen um Rays Tod und die Folgen des Mordes konfrontierten sie mit einer Situation, deren Tragweite sie nur allmählich zu fassen vermochte.
»Wie — wie soll es weitergehen?«
»Ganz einfach«, sagte Cornell. »Ich kassiere die fünf Millionen von deinem Vater. Danach setzen wir dich auf freien Fuß. Du gehst zu deinem Vater zurück und erzählst ihm irgendeine Räuberpistole von deiner Entführung. Du wirst auch das FBI mit einer erfundenen Story abspeisen. Die Details besprechen wir noch. Nach ein paar Wochen lernen wir uns dann zufällig irgendwo kennen. Daraus wird eine feste Bindung entstehen, und ehe der erste Schnee fällt, läuten für uns die Hochzeitsglocken.« Er lachte kurz und höhnisch. »Im Hochzeitskleid siehst du großartig aus. Ich mache im Frack auch keine schlechte Figur.«
»Sie vergessen, wer ich bin«, sagte das Mädchen, das sich wieder gefaßt hatte. »Eine Lollan! Mein Vater würde es niemals .erlauben, daß seine Tochter einen Gangster heiratet.«
»Ich bin der Chef einer namhaften Werbeagentur«, meinte Cornell. »Was sonst noch über mich gemunkelt wird, sollte deinen Vater kaltlassen. Im übrigen bist du großjährig und kannst frei entscheiden, was du zu tun beabsichtigst.«
»Hören Sie auf, mich zu duzen!«
»Nein, mein Täubchen. Was hier gesagt und getan wird, entscheide von jetzt ab allein ich. Du kannst nicht ausscheren, selbst wenn du das möchtest. Du kannst keinem Menschen die Wahrheit berichten. Das wäre dein Ende — und das Ende des Namens Lollan. Du kannst keinem erzählen, daß du, um mit einem Chauffeur durchbrennen zu können, McKay opfern wolltest. Du wärst ruiniert, wenn die Öffentlichkeit erführe, daß die Entführungsidee von dir stammt und daß du, um sie zu verwirklichen, die Hilfe professioneller Gangster in Anspruch nahmst.«
An der Haustür klingelte es. Die drei Menschen in dem Wohnzimmer zuckten zusammen. »Wer kann das sein?« stieß Cornell halblaut hervor.
»Ein Vertreter vielleicht«, sagte der Gangster an der Tür und erhob sich. »Soll ich ’rausgehen?«
»Klar!« zischte Cornell. »Man kann mich beim Betreten des Hauses gesehen haben. Die Leute würden sich wundern, wenn niemand auf das Klingeln öffnet.«
Der Gangster an der Tür nickte. Er hieß Benjamin Tomley und hatte ein blasses, nichtssagendes Gesicht mit einem pickeligen Kinn und eng beieinanderliegenden Augen. Er schob den Revolver in seinen Hosenbund und knöpfte das Jackett zu, um die Waffe
Weitere Kostenlose Bücher