Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer
Einzelhändler geben. Dann teilen wir uns die Liste und legen den Verkäuferinnen oder Geschäftsinhabern die Bilder der falschen Lorraine Dupont vor.«
»Sie kann das Parfüm geschenkt bekommen haben«, sagte Phil skeptisch. »Welches Girl gibt schon soviel Kies für ein Parfüm aus?«
»Sie kann es auch in Paris oder Honolulu gekauft haben«, gab ich zu, »aber das enthebt uns nicht der Verpflichtung, dieser Spur erst einmal an Ort und Stelle nachzugehen.«
Zwanzig Minuten später hatten Phil und ich eine Liste von sechzehn Läden in New York und drei in Jersey City in der Tasche. Vierzehn dieser Geschäfte befanden sich in Manhattan, sechs davon an der Fifth Avenue.
»Bis zum Ladenschluß haben wir noch eine Stunde Zeit«, sagte ich. »Wir müssen sie nützen.«
Wir teilten die Adressen auf und trennten uns.
Ich begann mit meiner Arbeit auf der Fifth Avenue. Mein anfänglicher Schwung wich rasch einer stumpfsinnigen Routine, als ich in sechs Läden vergeblich nach der falschen Lorraine Dupont gefragt hatte.
Der siebente Laden befand sich in der Halle eines großen Hotels am Columbus Circle. Ich mußte warten, bis zwei Kundinnen abgefertigt worden waren, und hatte währenddessen keine Mühe, mir auszurechnen, daß dies wohl meine letzte Station an diesem Abend sein würde. Ein aschblondes Mädchen fragte strahlend nach meinen Wünschen. Ich stellte mich vor, zückte das Bild und ratterte meinen Vers herunter.
, »Azure‘?« fragte sie. »Wir haben erst eine Flasche von dem Zeug verkauft«, meinte das Girl und starrte auf das Bild. »Die Chefin hat sich erst kürzlich darüber beklagt. Sie ist mit einem Dutzend Flakons eingestiegen, aber wenn wir Pech haben, bleibt sie darauf sitzen.«
»An wen wurde die Flasche verkauft?«
»An einen Herrn, das weiß ich genau.«
Ich nahm ihr das Bild ab und wollte mich schon verabschieden, aber dann fiel mir ein, was Phil über die Kaufgewohnheiten von Parfüminteressenten gesagt hatte. »Ein Kunde von Ihnen?« fragte ich das Mädchen.
»Er kommt oft her«, nickte sie. »Wenn ich mich recht erinnere, wurde ihm der Flakon zugestellt.«
»Darf ich seine Adresse haben?«
Das Mädchen zögerte. »Ich frage mal die Chefin, Sir.« Sie verschwand durch eine kleine Tür und kehrte mit einer streng frisierten Dame zurück, die mich durch ein goldgerahmtes Lorgnon betrachtete. Ich erklärte ihr, worum es ging.
Sie hörte mich an und meinte: »Es ist völlig ausgeschlossen, daß der Kunde damit etwas zu tun hat. Dafür hat man doch einen Blick!«
»Ich wäre Ihnen trotzdem dankbar für seine Adresse«, sagte ich. »Sie dürfen versichert sein, daß wir die notwendige Diskretion walten lassen und unseren Informanten nicht erwähnen werden.«
»Augenblick«, sagte sie. »Ich hole die Rechnung heraus.« Sie ging in ihr Büro und kehrte zwei Minuten später wieder zurück. »Hier ist sie«, sagte sie und hielt mir das Papier unter die Nase. »Terry Ambush, West End Avenue 181.«
***
Ich starrte den Namen an und merkte, wie mich die beiden Frauen verwundert musterten. Ich gab mir einen Ruck und zauberte ein schnelles Lächeln auf meine Züge. »Ich danke Ihnen, meine Dame. Das wird mir weiterhelfen.«
Als ich auf der Straße stand, klemmte ich mir eine Zigarette zwischen die Lippen. Ich inhalierte tief und hatte das Gefühl, einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht zu haben.
Terry Ambush! Er war der Freund der echten Lorraine Dupont, aber die falsche Lorraine hatte das Parfüm benutzt. Ich war außerstande, auf Anhieb den Zusammenhang zu begreifen, aber ich fühlte meine Theorie bestätigt, daß es einen Zusammenhang gab.
Ich setzte mich in meinen Jaguar und fuhr zur nahen West End Avenue. Nachdem ich den Block zweimal umkreist hatte, fand ich eine Parklücke. Ein Fußmarsch brachte mich ans Ziel. Unterwegs rauchte ich eine Camel.
Das Haus, in dem Ambush wohnte, gehörte zu denen, die ihre Exklusivität mit Portier, Baldachin und schweren Kristallglastüren demonstrierten. Es war noch relativ neu. In einer Hallenwand war ein gewaltiges giftgrünbeleuchtetes Aquarium untergebracht. Obwohl das Haus nur sechs Etagen hatte, verfügte es über drei Aufzüge.
Ambush wohnte in der zweiten Etage. An der dunkelgrünen, matt lackierten Tür befand sich ein winziges Messingschild mit dem Namenszug G. Ambush. Es sah so aus, als würde Terry bei seinen Eltern wohnen.
Noch ehe ich klingeln konnte, wurde plötzlich die Tür auf gerissen. Ein junger, kräftig gebauter Mann stürmte an
Weitere Kostenlose Bücher