Jerry Cotton - 0599 - Zur Cocktailparty Handgranaten
Geschäft macht.«
»Woher stammt der Schmuck?«
»Ich weiß es nicht. In Indien gibt es noch immer sehr, sehr reiche Leute. Die Maharadschas haben zwar nichts mehr zu befehlen, aber die Schätze, über die sie verfügen, sind nicht geringer geworden. Vielleicht hat ein unehrlicher Verwalter gestohlen, vielleicht gelang einem Dieb der Griff seines Lebens.« Er lachte. »Mag sein, der Nabob hat diese wenigen Ringe und Ketten und Bänder noch nicht einmal vermißt, da seine Schatzkammer riesige Mengen von solchem Glitzerkram birgt.« Er klatschte in die Hände. »Jetzt laß mich das Geld sehen!«
Er ließ die Schlösser des Juwelenkoffers einschnappen und stellte ihn auf die Seite. Meinen Koffer schob ich Zucchi zu. Er hielt die Schlüssel schon in der Hand und öffnete. Als er den Deckel aufklappte, drängten sich seine Leute um ihn. Ein vielstimmiges »O« ertönte. Alle drei Taschenlampen wurden auf den Koffer gerichtet. Er war bis an den Rand mit Dollarbündeln gefüllt. Zucchi nahm vier, fünf heraus, blätterte sie durch. Seine Hände zitterten. »Benissimo, magnifico«, murmelte er.
»Da, nehmt!« schrie er seine Leute an. Er hielt jedem zwei Päckchen hin. Sie lachten und freuten sich wie Kinder, denen ein Eis spendiert worden ist.
Ich zog mich, den schweren Stahlblechkoffer in der Hand, langsam auf den roten Fiat zurück. Als Zucchi aus seiner Dollarverzückung erwachte, hatte ich den Koffer schon auf den Rücksitz geworfen und den Schlag geöffnet.
Er kam zum Wagen. Ich schob eine Hand in den Jackenausschnitt. »Keine große Abschiedsszene, Zucchi!« sagte ich.
»Du denkst, ich könnte versuchen, dir die Schätze wieder abzunehmen? Ein Ehrenmann meines Schlages betrügt seine Geschäftspartner nicht.« Er grinste. »Außerdem wüßte ich nicht, wem ich die Juwelen verkaufen sollte, wenn ich sie dir und damit deinem Boß wieder abnähme. II Grandissimo ist vermutlich der einzige Mann auf der ganzen Welt, der Juwelen in dieser Menge kaufen und verwerten kann. Soll ich jedes Stück einzeln absetzen? Das erhöht zu sehr das Risiko und…«
»Schon gut!« stoppte ich seinen Wortschwall. »Mich interessieren deine Gründe nicht. Welchen Weg nehme ich?«
»Den Weg, den du gekommen bist! Es ist eine alte Römerstraße für die Pilger, die diesen Tempel aufsuchen wollten.«
»Fahrt ihr mit?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein! Es gibt noch eine andere Straße. Wir trennen uns hier! Auch das hat dein Boß befohlen.«
»Good bye, Zucchi!« Ich stieg ein, startete, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr zwanzig Yard zurück, bevor ich den Wagen wendete. Ich schaltete die Scheinwerfer ein und steuerte den Fiat in die alte Römerstraße. Nichts geschah. Zucchi unternahm keinen Versuch, mich aufzuhalten.
Ich fuhr langsam. Auf dem groben Pflaster holperte der Fiat. Ich verstehe nicht viel von Juwelen, aber wenn die Steine in diesem Stahlkoffer wirklich echt waren, dann mußten sie einige Millionen Dollar wert sein. The Greatest würde vor Wut mit dem Kopf gegen die Wand rennen, wenn er erfuhr, daß er ausgerechnet einen G-man zur Abholung der Beute losgeschickt hatte. Wieviel Dollar mochte er Zucchi gezahlt haben? Sicherlich nur einen Bruchteil des tatsächlichen Wertes.
Trotz des Brummens meines Motors hörte ich ein anderes Motorengeräusch. Folgte mir Zucchi doch? Ich stoppte und schaltete die Zündung aus.
Das Motorengeräusch stammte nicht von einem Wagen, sondern von einem niedrig fliegenden Flugzeug. Ich konnte am Geräusch erkennen, daß es sich um eine leichte Maschine handeln mußte.
Klar, daß ich mich sofort an die Ereignisse auf der Alleghani Mountain Road erinnerte. Ich löschte die Scheinwerfer.
Die Maschine kreiste, und sie flog so niedrig, daß ich, als sie genau über mich hinwegflog, ihre Umrisse gegen den sternenklaren Nachthimmel erkennen konnte. Der Pilot hatte keine Positionslichter gesetzt.
Ich pfiff leise durch die Zähne. Wenn der Besuch dieses unbeleuchteten Flugzeuges mir galt, dann hatte der Pilot auf dieser schmalen Straße wenig Aussichten, mich zu finden.
Das Flugzeug schwang in Richtung auf den See ab. Das Motorengeräusch wurde leiser. Ohne die Scheinwerfer wieder einzuschalten, fuhr ich weiter. Im ersten Gang ließ ich den Fiat Yard für Yard weiterrollen. Noch einmal hörte ich das Motorengeräusch der Maschine lauter und lauter werden, bis das Flugzeug wieder über mir die Straße kreuzte.
Nach dreihundert oder vierhundert Yard beschrieb die alte Straße eine sanfte
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