Jerry Cotton - 2903 - Das Haus der 1000 Augen
ob es am Tatort irgendwelche Spuren von Thomas Baxter gab«, fügte ich hinzu. »Er hat nämlich ausgesagt, nie in dem Haus seines Vaters gewesen zu sein.«
»Gut, tun Sie das«, bestätigte der Chef und verabschiedete uns dann.
***
In unserem Büro wählte ich ein gutes Foto von Thomas Baxter aus und schickte es per E-Mail an Michael Nawrath. Er bestätigte kurz darauf, das Programm gestartet zu haben.
»Hoffentlich erreichen wir bei der Crime Scene Unit noch jemanden«, meinte Phil.
»Irgendjemand ist auf jeden Fall da, sie haben ja auch einen Bereitschaftsdienst«, sagte ich. »Nur ob Dr. Carter da ist, ist fraglich. Wir werden es gleich sehen.«
Ich wählte Carters Nummer bei der Crime Scene Unit und ließ es lange klingeln, doch niemand hob ab. Dann probierte ich es über die Zentrale. Nach dem dritten Klingeln wurde ich mit einem Anrufbeantworter verbunden, der mich aufforderte, die Drei zu drücken, wenn ich den diensthabenden Pathologen sprechen wollte. Dies tat ich, und kurz darauf meldete sich eine genervt klingende Frau. »Crime Scene Unit New York, was möchten Sie?«
»Janice, bist du das?«, fragte ich, da ich meinte, Dr. Drakenharts Stimme erkannt zu haben.
»Jerry! Warum rufst du denn über die Zentrale an? Du hast doch meine Nummer.«
»Stimmt, aber eigentlich wollte ich Dr. Carter sprechen«, erklärte ich. »Doch wenn ich es mir recht überlege, ist es so noch besser. Du kennst die Ergebnisse in unserem Fall ja auch. Der Treppensturz.«
»Ja, die habe ich gesehen. Was braucht ihr denn da?«, wollte sie wissen.
»Wir haben einen Verdächtigen, aber uns fehlen Beweise.« Ich erläuterte ihr kurz die Situation. »Daher wollte ich wissen, ob am Tatort DNA-Spuren gefunden wurden. Falls ja, könnten wir euch eine Probe des Verdächtigen vorbeibringen und ihr könntet sie damit vergleichen.«
»Tja, vorbeibringen kannst du die Probe«, meinte Dr. Drakenhart, hörte sich aber nicht sehr ermutigend an. »Allerdings sprechen wir von einem Treppenhaus. Dort gibt es die Spuren von zig Leuten. Und selbst wenn wir eine Übereinstimmung finden sollten, heißt das erst mal nur, dass die Person irgendwann einmal da war, nicht notwendigerweise zur Tatzeit.«
»Das würde uns auf jeden Fall schon mal helfen, denn der Mann hat behauptet, nie dort gewesen zu sein«, warf Phil ein.
»Okay, bringt die Probe vorbei. Aber stellt euch darauf ein, dass es einige Zeit dauert. Hier ist nur die Notbesetzung, und es sind wirklich viele Spuren, die die Jungs gefunden haben«, dämpfte sie unsere Erwartungen. Dennoch, es fühlte sich besser an, etwas zu tun, als einfach nur zu warten.
Ich holte den Jaguar aus der Garage und wir fuhren zum Sitz der Crime Scene Unit. Als wir ankamen, wurde uns gesagt, dass Dr. Drakenhart soeben zu einem Einsatz gerufen worden war, daher gaben wir die Probe nur ab und fuhren direkt weiter. Unser nächstes Ziel war die Adresse von Norman Bannister. Bannister wohnte ebenso wie die Baxters in New Jersey, allerdings nicht in Bayonne, sondern im Süden von Jersey City, etwa eine Viertelstunde von Thomas Baxter entfernt.
Phil rief ihn an, als wir den Holland Tunnel passiert hatten, und kündigte unser Kommen an. Bannister hörte sich nicht gerade glücklich darüber an, sträubte sich aber auch nicht übermäßig.
Er wohnte in einer nicht direkt noblen, aber schon gehobenen Wohngegend und machte nicht den Eindruck, auf Geld von Baxter angewiesen zu sein. Vor dem Haus stand ein Mercedes und Bannister trug einen seidenen Hausmantel. Doch wir waren zu erfahren, um uns von dem Anschein von Geld beeindrucken oder täuschen zu lassen. Man sah einem Haus nicht immer an, wie viele Hypotheken auf ihm lasteten, und einem Schuldner nicht unbedingt, wenn ihm das Wasser bis zum Hals stand. Abgesehen davon konnte es ebenso gut sein, dass Baxter eine alte Schuld auf diese Weise eingefordert hatte.
Unabhängig von unseren Vermutungen ging es uns jedoch in erster Linie darum, uns objektiv zu informieren und die Wahrheit herauszufinden.
»Mister Bannister, Sie haben mir am Telefon bestätigt, dass Mister Baxter am vergangenen Dienstag um ein Uhr mittags hier bei Ihnen war«, begann ich das Gespräch. »Sind Sie sich da ganz sicher?«
»Ja, sonst hätte ich es Ihnen nicht gesagt«, versicherte er mir. »Möchten Sie etwas trinken?«
Ich lehnte ab und fragte weiter: »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
»Bin an dem Tag fast zu spät zur Arbeit gekommen, weil wir so lange geredet haben, und die
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