Jerry Cotton - 2904 - Nur eine Leiche tilgt die Schuld
musterte mich argwöhnisch. »Das ist ein freies Land. Aber das wissen Sie bestimmt selbst. Setzen Sie sich und sagen Sie mir, was Sie wollen.«
Ich nahm Platz. »Wie Sie wahrscheinlich schon vermutet haben, bin ich vom FBI.«
Der Hüne hinter Smithers zuckte kurz und ich konnte sehen, wie er seine Augen zu einem Schlitz zusammenzog. Aber er unternahm nichts.
»Special Agent Jerry Cotton, FBI New York«, stellte ich mich vor.
»Und, FBI New York, was wollen Sie von mir?«, fragte Smithers mit einem unangenehmen Grinsen im Gesicht.
»Informationen«, sagte ich.
»Da gehen Sie besser zu einem Auskunftsbüro«, erwiderte Smithers und schaute demonstrativ auf die Speisekarte, die auf dem Tisch lag. »Ich bin nur zum Essen hier.«
»Ja, das Essen hier soll ja gut sein«, sagte ich und griff langsam in mein Sakko, während ich den Hünen nicht aus den Augen ließ. »Sie erlauben.«
Smithers nickte. Ich zog das Foto von Mira Dolohova hervor, das ich aus dem Büro mitgenommen hatte.
Smithers betrachtete es nur flüchtig und versuchte jegliche Reaktion zu vermeiden, was er recht gut schaffte.
»Wer ist das?«, fragte er.
»Mira Dolohova, eines Ihrer ehemaligen Mädchen«, antwortete ich. »Aber das wissen Sie ja bereits. Ich weiß das auch. Es gab vor etwa einem Jahr ziemlich viel Stress mit einem gewissen Peter Foxhound, und jetzt wurde er ermordet – vor ein paar Tagen. Darum bin ich hier.«
»Schön für Sie«, sagte Smithers. »Aber ich habe leider keine Ahnung, wovon Sie reden.«
Jetzt konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Er reagierte genau so, wie ich es erwartet hatte.
»Hören wir doch auf mit diesen Spielchen«, sagte ich ernst und schaute ihm direkt in die Augen. »Sie wissen, dass das FBI nicht an Ihnen oder Ihrem Escort-Service interessiert ist. Wir wollen den Mörder von Peter Foxhound. Das kann sich aber ändern, wenn Sie unsere Ermittlungen behindern. Dann finden wir bestimmt einen Grund, Sie für ein paar Tage in Untersuchungshaft zu nehmen.«
»Wollen Sie mir drohen?«, giftete Smithers mich an. »Was, wenn Sie verwanzt sind? Ihr Typen versucht doch alles Mögliche, um mich wieder in den Bau zu kriegen. Aber darauf falle ich nicht rein.«
»Das erinnert mich irgendwie an den Paten, der nicht mal selbst ans Telefon ging, weil er befürchtete, man würde die Aufzeichnung seiner Stimme so zusammenschneiden, dass daraus belastendes Material entstehen würde«, sagte ich. »Aber das war vor etwa einem halben Jahrhundert. Heutzutage haben wir es nicht mehr nötig, verwanzt zu sein. Wir könnten dieses gesamte Café von draußen abhören, ganz abgesehen von Ihren Handy-Gesprächen. Aber wenn es Sie beruhigt, können Sie mich gerne filzen.«
»Das würde mich beruhigen«, erwiderte Smithers und gab dem Mann im Hintergrund ein Zeichen.
Der kam auf mich zu und durchsuchte mich. Ich ließ die Prozedur über mich ergehen und hoffte, dass Phil stillhalten würde.
»Zufrieden?«, fragte ich Smithers, als sein Mann fertig war und sich wieder hinter ihn gestellt hatte.
Smithers nickte leicht. »Also, dieser Foxhound ist tot – das ist eine gute Nachricht, die ich aber schon vor ein paar Tagen erhalten habe. Der Typ hat Mira übel zugerichtet und sie ist anschließend nicht mehr dieselbe gewesen. Geschieht ihm also recht, was passiert ist. Was wollen Sie von mir?«
»Foxhound ist nicht das einzige Opfer«, sagte ich. »Wie es scheint, rächt sich jemand, wahrscheinlich eine Frau, an Männern, die Frauen schlecht behandeln. Und ich kann mir vorstellen, dass auch Zuhälter für sie in diese Kategorie fallen. Haben Sie etwas in diese Richtung gehört oder eine Idee, wer dafür verantwortlich sein könnte?«
»Wer zählt denn noch zu den Opfern dieses Täters?«, fragte er.
Ich gab ihm ein paar Informationen zu den Morden, nur das, was er wissen durfte, keine Details, die nicht ohnehin veröffentlicht werden würden.
Anschließend überlegte er und schüttelte dann den Kopf. »Nein, sorry, keine Ahnung. Was Foxhound betrifft, den hätte ich gern selbst erledigt, habe ich aber nicht. Und von den Frauen, die ich kenne, ist sicherlich niemand zu so etwas in der Lage. Sorry, da müssen Sie woanders suchen.«
»Ja, leider«, entgegnete ich. »Aber da ich hier bin, können Sie mir doch gleich sagen, ob Sie für die Morde – insbesondere an Foxhound – Alibis haben.«
Er lächelte und nannte mir tatsächlich welche, die ich später überprüfte. Sie waren in Ordnung.
Ich verabschiedete mich von
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