Jerry Cotton - 2904 - Nur eine Leiche tilgt die Schuld
besprachen mit ihr noch ein paar Details und sie verriet uns die Adresse, bei der wir ihre Freundin und andere Frauen, die von einem Zuhälter namens Thomas Windgard zur Prostitution mit gewalttätigen Freiern gezwungen wurden, finden konnten. Dann trennten sich unsere Wege.
***
Das Haus, von dem Miss Tenehati uns berichtet hatte, befand sich auf der River Avenue, im westlichen Teil der Bronx. Wir informierten Mr High und Sue Cunningham über die neueste Entwicklung und forderten den FBI-Überwachungsspezialisten Bruce Letterman an.
Er war gerade nicht im Einsatz, konnte uns also kurzfristig unterstützen.
»Hallo, Bruce, schön dich zu sehen«, begrüßte Phil ihn an unserem Treffpunkt, zwei Blocks von dem Haus entfernt, das wir überprüfen wollten.
Agent Letterman war in seinem mit Überwachungselektronik vollgestopften Lieferwagen gekommen, hatte also alles dabei, was wir brauchten.
»Was genau kann ich für euch tun?«, fragte er uns nach der Begrüßung.
»Wir ermitteln im Fall einer Mordserie und sind dabei auf ein Haus gestoßen, in dem das horizontale Gewerbe auf wenig erfreuliche Art ausgeübt wird«, sagte Phil und erklärte ihm die ganze Situation.
»Und ihr wollt jetzt, dass ich die Angaben, die Miss Tenehati gemacht hat, überprüfe und sie festhalte, damit sie später vor Gericht als Beweis verwendet werden können?«, fragte Agent Letterman.
»Genau so ist es«, sagte ich.
»Kein Problem«, meinte Agent Letterman. »Ich schaue mir das Haus an und dann sehen wir weiter. Mit ein paar Mikrofonen und Infrarot-Überwachung sollten wir in der Lage sein, herauszufinden, was in dem Haus vorgeht.«
Ich ließ den Jaguar in einem Parkhaus zurück und stieg zusammen mit Phil in Lettermans Fahrzeug. Er fuhr zu dem Gebäude, das es zu überwachen galt, umkreiste es und positionierte sich dann in einer günstigen Stellung.
Das Gebäude selbst hatte drei Stockwerke, war aus Ziegelsteinen gebaut und besaß eine etwa fünfzehn Meter breite Front. Ins Haus schauen konnte man nicht, da überall dicke Vorhänge die Sicht versperrten. Ohne entsprechende Geräte war es unmöglich herauszufinden, was sich hinter den Mauern abspielte.
»Das haben wir gleich«, meinte Agent Letterman und aktivierte seine Geräte.
Kurz darauf stellten die Monitore das Haus dar, einmal als normales Bild und einmal als infrarote Abbildung der Wärmesignaturen. So waren bereits mehrere Personen im Haus zu erkennen. Anschließend kümmerte sich der Überwachungsspezialist um die laserbasierte Audioüberwachung.
»So, es kann losgehen«, sagte er gut gelaunt. »Was die Geräte betrifft, bewegt sich alles im grünen Bereich. Jetzt muss nur noch etwas geschehen, das die Geschichte von Miss Tenehati bestätigt.«
»Hoffentlich dauert es nicht zu lange«, meinte Phil. »Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, die ganze Nacht hier zu verbringen.«
»Das hängt davon ab, wie stark der Laden frequentiert wird«, sagte ich. »Bisher sieht es nicht so aus, als würden sich Kunden im Haus befinden. Hier, in dem Zimmer sitzen zwei Männer und schauen fern. Einer von denen könnte Thomas Windgard sein, der Zuhälter, von dem uns Kena Tenehati erzählt hat. Sonst scheint niemand im Haus zu sein, auch keine Frauen.«
»Was recht merkwürdig ist«, bemerkte Phil. »Wenn sie hier gegen ihren Willen festgehalten werden und gewalttätigen Freiern wenig erquickliche Dienst liefern sollen, sollte man annehmen, dass sie sich im Haus aufhalten.«
»Vielleicht im Keller«, überlegte ich laut. »Kannst du das überprüfen?«
Agent Letterman verzog das Gesicht. »Das Erdgeschoss ist ebenerdig, also liegt das gesamte Kellergeschoss unter der Erde. Ich versuch’s mal, aber das sieht nicht gut aus.«
Er hantierte an den Steuerelementen seiner Geräte herum und schüttelte dann den Kopf. »Ein Bild bekommen wir nicht, dazu sind die Hindernisse zu dick. Mit etwas Glück kann ich ein Audiosignal erhalten … ja, da ist was, jemand unterhält sich, ein paar Frauen.«
Ich schnappte mir einen Kopfhörer und hörte rein. »Und das kommt sicher aus dem Kellergeschoss?«
Agent Letterman nickte. »Ja, definitiv.«
»Gut, dann wissen wir, wo sich die Frauen aktuell aufhalten. Jetzt heißt es abwarten, bis sich etwas tut und wir genug Beweise gesammelt haben.«
Phil setzte sich einen Kopfhörer auf und schnappte sich eine der Zeitschriften, die Agent Letterman im Wagen liegen hatte. Ich tat es ihm gleich. Agent Letterman konzentrierte sich auf seine
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