Jerry Cotton - 2904 - Nur eine Leiche tilgt die Schuld
Verhörmethoden klagen könnten. Das können Sie sich abschminken. Oder stehen Sie etwa auf Schmerz?«
Der Zuhälter machte eine ansatzweise Bewegung auf Phil zu, hielt aber sofort inne, als er sah, dass Phil sofort reagiert hatte und bereit war, sich zur Wehr zu setzen. Außerdem hatte Windgard, da er Handschellen trug, ohnehin keine Chance.
»Lassen Sie die Spielchen«, sagte ich kühl und setzte mich an den Tisch, ihm gegenüber. »Sie werden im Gefängnis noch genug Zeit haben, sich mit den anderen Insassen zu prügeln. Und wenn Sie sich nicht abregen und kooperieren, dann verbreiten wir das Gerücht, dass Sie pädophil wären. Bin gespannt, wie lange Sie dann noch zu leben haben.«
Jetzt musste Windgard schlucken. Er wusste, wovon ich redete. Diejenigen, die ins Gefängnis kamen, weil sie sich an Kindern vergriffen, hatten dort nichts zu lachen.
»Mit Kindern habe ich nie was gemacht«, wehrte er sich.
»Also sind Sie doch noch nicht so tief gesunken«, sagte ich. »Das ist doch schon mal ein kleiner Lichtblick. Vielleicht besteht ja noch Hoffnung für Sie.«
Windgard schwieg.
»Wir sind eigentlich nicht hier, weil Sie Frauen gegen ihren Willen festgehalten und für Ihre wenig ehrenhaften Zwecke missbraucht haben«, sagte ich. »Darum werden sich ein paar Kollegen von uns kümmern. Mein Partner und sich sind auf der Suche nach einem Serienmörder. Und Sie können uns vielleicht dabei helfen, ihn zu finden.«
»Serienmörder? Davon weiß ich nichts und damit habe ich auch nichts zu tun«, verteidigte er sich.
»Mag sein«, sagte ich und breitete die Fotos der bisherigen Opfer vor ihm auf dem Tisch aus. »Kennen Sie jemanden von denen?«
Er beugte sich nach vorne und musterte die Fotos genau. »Und was wäre, wenn ja?«
»Diese Männer sind alle tot«, sagte ich. »Sie wurden brutal ermordet, in ihren Schlafzimmern. Alle hatten die Neigung, Frauen schlecht zu behandeln. Würde mich nicht wundern, wenn Sie auch auf der Liste des Killers stehen würden.«
»Ich? Ich bin unschuldig!«, sagte Windgard wenig eingeschüchtert.
Ich fixierte ihn mit meinem Blick. »Wir wissen beide, dass das nicht so ist. Aber das ist nicht der Grund, aus dem wir gerade mit Ihnen sprechen. Wir wollen einen Serienkiller finden. Und wenn Sie etwas wissen, das uns dabei helfen kann, dann packen Sie jetzt besser aus. Also: kennen Sie einen dieser Männer?«
Er richtete seinen Blick noch einmal auf die Fotos. »Nein, keinen einzigen.«
Ich versuchte seine Fassade zu durchdringen, um herauszufinden, ob er die Wahrheit sagte. Aber ich war mir nicht sicher. Vielleicht entsprach seine Antwort wirklich der Wahrheit.
»Sicher?«, hakte ich nach.
Er nickte. »Ja, ich bin sicher. Die Typen habe ich noch nie gesehen.«
»Haben Sie denn eine Ahnung, wer ein Motiv haben könnte, sich an solchen Typen, die in die gleiche Kategorie fallen wie der Freier von heute, zu rächen?«, fragte ich weiter.
Windgard lehnte sich entspannt zurück. »Ich habe keine Ahnung, von welchem Freier Sie reden, und weiß auch sonst nichts auf Ihre Frage zu sagen.«
»Na prima«, sagte ich und stand auf. »Dann viel Spaß im Knast.«
»Wie?«, fragte Windgard erstaunt. »Das war’s?«
Phil lächelte auf wenig nette Art. »Nein, das war nur das Vorspiel. Das Hauptprogramm beginnt gleich, wenn wir dieses Zimmer verlassen haben. Dann übernehmen unsere Kollegen. Anschließend kommen Sie vor Gericht, und ich hoffe, dass man Sie dann für eine lange Zeit von der Straße holt und wegsperrt.«
»Bullenschwein!«, fauchte Windgard Phil an.
Der blieb jedoch ruhig und verließ zusammen mit mir das Zimmer.
»Gut, dass wir den aus dem Verkehr gezogen haben«, meinte Phil, als wir das Zimmer verlassen hatten. »Nehmen wir uns jetzt seine rechte Hand vor?«
»Oh ja, das machen wir«, erwiderte ich.
Der Mann, den wir zusammen mit Windgard verhaftet hatten, hieß John Splicer. Sein Vorstrafenregister war fast so lang wie das seines Chefs, wobei er eher der typische Kleinkriminelle war. Wie ich seiner Akte entnehmen konnte, war er eher der Mitläufertyp, der jemanden brauchte, der ihm Befehle gab oder sagte, wo es langgeht. Was ihm an Initiative und Intelligenz fehlte, machte er mit Muskeln wett – damit war er wirklich gut ausgestattet. Durch die sportliche, ärmellose Kleidung kamen seine mächtigen Arme gut zur Geltung.
»Und wie gehen wir bei ihm vor?«, fragte Phil, als wir ihn auf dem Monitor beobachteten.
»Wahrscheinlich ist er genauso stur wie Windgard«,
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