Jerry Cotton - 2904 - Nur eine Leiche tilgt die Schuld
gewalttätigen Kunden losging, wollte ich Schluss machen. Er hat mir dann gedroht, mich umzubringen, wenn ich abhaue. Davon habe ich meiner Freundin Kena erzählt. Später hat mir Windgard mein Handy weggenommen und mich und die anderen Frauen nicht mehr aus dem Haus gelassen. Ich schätze, der hätte uns auch irgendwann gekillt, damit wir nicht gegen ihn aussagen. Ein Scheißkerl, ein echter Scheißkerl!«
»Der wird seine gerechte Strafe bekommen, das kann ich Ihnen versichern«, sagte Detective Cunningham.
»Gerechte Strafe?«, stieß Miss Doberman aus und schaute den Detective grollend und zweifelnd an. »Der kommt in den Knast, das ist alles. Das ist doch keine gerechte Strafe.«
Sue Cunningham war von dem emotionalen Ausbruch der Frau völlig überwältigt und brachte kein Wort mehr heraus. Ich entschärfte die Lage und lenkte das Gespräch wieder in die von uns gewünschte Richtung. Weitere Informationen erhielten wir von Miss Doberman allerdings nicht. Wir sprachen noch mit der achten und letzten Frau und beendeten damit die Verhöre.
»Das untermauert, was wir schon wussten«, meinte Phil.
Detective Cunningham nickte. »Womit wir die grobe Richtung hätten, in die wir weiterermitteln müssen. Ein paar spezifischere Hinweise hätten mir allerdings besser gefallen.«
»Wir müssen eben mit dem klarkommen, was wir haben«, sagte ich. »Zuerst werden wir das Versprechen, das wir Miss Tenehati gegeben haben, einlösen und sie aus dem Haus, in dem sie arbeitet, rausholen. Anschließend werden wir uns in der Szene umhören und nach aussichtsreichen Hinweisen suchen, die uns auf die Spur der Täterin bringen.«
»Gut, dann auf in die South Bronx«, meinte Phil.
***
Wir machten uns auf den Weg, wieder mit zwei Autos.
»Wie wollen wir es anstellen?«, fragte mich Phil.
»Wir geben vor, sie festzunehmen«, antwortete ich. »Dann bringen wir sie an einen sicheren Ort und sehen weiter.«
»Sollte nicht allzu schwer sein«, meinte Phil. »Es sei denn, sie wollen sie vor uns schützen und verstecken sie.«
»Dazu sollten wir ihnen keine Gelegenheit geben«, sagte ich. »Außerdem kann Miss Tenehati ihren Teil dazu beitragen, dass wir sie festnehmen können.«
Als wir unser Ziel erreicht hatten, warteten wir auf Sue Cunningham und erklärten ihr unseren Plan.
»Ihr FBI-Jungs seid ja ganz schön pfiffig«, sagte sie anerkennend. »Das muss man euch lassen.«
»Ja, so sind wir«, meinte Phil und konzentrierte sich auf den Einsatz.
Wir gingen zu dritt zum Eingang des Hauses und Phil klingelte. Als kurz darauf eine junge Frau die Tür öffnete, traten wir sofort ein.
»Wo finden wir Miss Kena Tenehati?«, fragte Phil drängend.
»Ich glaube, sie ist da vorne, in der Erdgeschoss-Wohnung«, antwortete die junge Frau.
Wir betraten die Wohnung und durchsuchten die Zimmer. In jedem befand sich eine Frau. Die meisten schauten Fernsehen. Die von uns Gesuchte befand sich in einem der hinteren Zimmer.
»Miss Tenehati, Sie sind verhaftet!«, sagte Phil zu ihr, als wir sie entdeckt hatten. »Sie müssen uns begleiten.«
Phil blinzelte ihr zu, ohne dass eine der anderen Frauen es sehen konnte, und sie nickte.
»Hey, was soll das? Ich habe nichts verbrochen«, sagte sie und spielte mit.
»Da haben wir andere Informationen«, erwiderte Phil. »Los, zicken Sie nicht rum!«
Sie schnappte sich einen Rucksack, den sie wahrscheinlich schon vorher gepackt hatte. Den nahm ihr Detective Cunningham ab, damit Phil ihr Handschellen anlegen konnte. Anschließend machten wir uns daran, das Haus zu verlassen.
Wir hatten fast die Haustür erreicht, als Paul Oldman, der Sekretär des ermordeten Zuhälters Don Biker und wahrscheinlich sein Nachfolger, auftauchte.
»Hey, was ist da los?«, rief er und kam die Treppe heruntergerannt.
»Die Kerle wollen mich einbuchten«, sagte Miss Tenehati in verzweifeltem Tonfall.
»Das können Sie nicht machen!«, versuchte Oldman zu widersprechen.
»Oh doch, wir können!«, sagte ich energisch. »Und Sie halten sich da besser raus!«
Er schien zu überlegen, ob er es auf eine Konfrontation ankommen lassen sollte. Doch gegen einen Cop und zwei Agents standen seine Chancen schlecht.
»Ich hol dich da wieder raus!«, rief er Miss Tenehati hinterher.
Wir brachten sie zum Jaguar, setzten sie auf den Rücksitz und fuhren los. Detective Cunningham folgte uns in ihrem Wagen.
»So, das wäre geschafft«, sagte Phil ein paar Häuserblöcke weiter und befreite Miss Tenehati von den
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