Jerry Cotton - 2904 - Nur eine Leiche tilgt die Schuld
übrig.
»Die drei also«, meinte Detective Cunningham. »Und es ist sicher, dass die Täterin dabei ist?«
Agent Fairfax schüttelte den Kopf. »Nicht sicher, aber wahrscheinlich.«
»Gut, dann nehmen wir sie uns der Reihe nach vor. Wen haben wir jetzt also?«, fragte ich.
Agent Fairfax räusperte sich. »Da wäre zunächst Liza Whitechapel, eine Sozialarbeiterin, die in ihrer Jugend vergewaltigt wurde. Sie hatte damals Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Interessant ist hierbei, dass ihr aktueller Lebenspartner Paketzusteller ist. Das würde zum letzten Mord passen. Kandidatin Nummer zwei ist Diane Windmil, Chefin eines exklusiven Escort-Service, die früher selbst als Prostituierte gearbeitet hat. Sie hat vor vielen Jahren einen gewissen Will Darlton wegen Vergewaltigung angezeigt, die Klage wurde jedoch abgewiesen. Und schließlich haben wir Karen Saldo, die einmal Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet, diese aber zurückgezogen hat. Sie ist Inhaberin eines Geschäfts für Sexartikel.«
Phil schaute sich die Akte von Liza Whitechapel an. »Hier steht, dass sie siebzehn war, als ihr das mit der Vergewaltigung zugestoßen ist. Das Tragische: Bei den damaligen Ermittlungen wurde kein Täter gefunden. Letztlich wurde die Suche eingestellt, der Fall allerdings nie abgeschlossen.«
»Passt zum Profil«, sagte Agent Fairfax. »Vielleicht hat sie den Täter von damals wiedergetroffen oder auch nur jemanden, der ihm ähnlich sah, und das hat die ganze Sache in Gang gebracht.«
Ich nickte. »Wir haben drei Frauen. Suchen wir sie auf und lassen ihre Alibis und ihre DNA überprüfen. Wenn die Täterin dabei ist, können wir sie so festnageln. Falls nicht, weiten wir diese Aktion auf alle neunundzwanzig Treffer aus. Und wenn das immer noch nicht zum Ziel führt, nehmen wir uns die Treffer vom ersten Suchdurchlauf vor, auch wenn es über vierhundert sind.«
»Dann hoffe ich, dass wir vorher Erfolg haben«, meinte Phil. »Sonst macht uns die Scientific Research Division die Hölle heiß – mehr als vierhundert DNA-Vergleiche stellen eine Menge Arbeit dar.«
»Wenn wir dadurch die Täterin finden, ist das den Aufwand wert«, sagte ich. »Aber mit etwas Glück wird das nicht nötig zu sein. Machen wir uns also an die Arbeit. Zuerst nehmen wir uns Miss Whitechapel vor. Sie ist Sozialarbeiterin. Wo arbeitet sie?«
»In einer Kircheneinrichtung in der Bronx, der Saint James Episcopal Church , 2500 Jerome Avenue«, antwortete Phil.
»Gut, dann setzen wir dort an«, sagte ich und wandte mich an Sue Cunningham. »Diesmal fahren Sie bei uns mit.«
***
Während der Fahrt gab uns Phil noch ein paar Daten über Miss Whitechapel. »Sie ist achtunddreißig, arbeitet seit siebzehn Jahren als Sozialarbeiterin. War bei verschiedenen Einrichtungen, bis sie vor zwei Jahren bei der Saint James Episcopal Church angefangen hat. Ist nicht verheiratet, hat keine Kinder, lebt mit ihrem Freund zusammen. Außer ein paar Parktickets und einer Strafe wegen Alkohol am Steuer steht nichts strafrechtlich Relevantes in ihrer Akte. Aber: Sie hat einen Waffenschein.«
»Eine Sozialarbeiterin mit Waffenschein?«, fragte Detective Cunningham überrascht. »Das passt irgendwie nicht.«
»Auf jeden Fall bedeutet das, dass sie weiß, wie man mit einer Waffe umgeht«, sagte ich. »Wir sollten entsprechend vorsichtig vorgehen.«
Als wir die Kirche in der Bronx erreicht hatten, parkte ich den Jaguar etwas abseits. Dann gingen wir zum Pfarrhaus und klopften dort an.
Ein Mann von schätzungsweise siebzig Jahren öffnete die Tür. »Ja bitte?«
»Guten Morgen, Sir, wir sind vom FBI New York und suchen Miss Liza Whitechapel«, sagte Phil.
»Liza?«, fragte der Mann erstaunt. »Die ist gerade nicht da. Aber kommen Sie doch rein. Ich bin Reverend George DeLacey.«
Er machte einen Schritt zur Seite und wir traten ein. Dann führte er uns durch einen Flur in ein altmodisch eingerichtetes Wohnzimmer mit dunkelbraunen Möbeln und einem abgetretenen Teppich.
Wir stellten uns kurz vor und legten ihm den Grund unseres Erscheinens dar.
Sein Gesicht verzog sich zu einer besorgten Grimasse. »Liza soll mit diesen Morden zu tun haben? Das kann ich einfach nicht glauben. Ich weiß, dass sie wegen dem, was ihr damals angetan wurde, sehr gelitten hat. Aber das ist nun schon viele Jahre her und sie leistet hervorragende Arbeit.«
»Manchmal lassen einen die Schatten der Vergangenheit nicht so schnell los, wie man es gerne hätte«, sagte ich. »Wo können wir Miss
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