Jerry Cotton - 2908 - Die Fackel der Vergeltung
etwa ein Terrorist oder so?«
»Keine Angst, wir führen nur eine routinemäßige Überprüfung durch«, winkte Phil ab. »Aber dazu müssten wir ihn persönlich sprechen. Wissen Sie, wo er sich zurzeit aufhält?«
»Wahrscheinlich auf der Arbeit«, antwortete sie. »Er arbeitet in dem Buchladen von Ed Thomas, nicht weit von hier. Ist so ein introvertierter Typ, der nicht viel redet. Daher kann ich Ihnen wohl auch nicht viel über ihn erzählen.«
»Wissen Sie denn, wie lange er schon hier wohnt?«, fragte ich, um die uns vorliegenden Angaben zu überprüfen.
Sie überlegte. »Mann, das ist eine gute Frage. Auf jeden Fall noch nicht lange. Ich glaube, drei oder vier Monate – ja, so in etwa.«
»Ist Ihnen sonst an Mister Wilder etwas aufgefallen, etwas Ungewöhnliches?«, wollte Phil wissen.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Wie gesagt, er ist eher der introvertierte Typ, so ein Bücherwurm, der nicht viel redet. Wenn ich recht überlege, war ich noch nie bei ihm in der Wohnung.«
Da sie uns keine weiteren Hinweise geben konnte, gab ihr Phil seine Karte und wir verabschiedeten uns. Dabei entging mir nicht der Blick, den sie Phil hinterherwarf – und ihm wohl auch nicht.
»Puh, die war ganz schön heiß«, meinte Phil, als wir das Haus verlassen hatten.
Ich lächelte. »Ja, da kann ich nicht widersprechen. Wobei sie nur Augen für dich hatte, wenn ich das anmerken darf.«
»Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie eher mein Typ ist, weniger deiner«, meinte Phil. »Frauen spüren so etwas. Dafür haben sie einen sechsten Sinn.«
»Und?«, fragte ich ihn. »Rufst du sie an?«
Er grinste. »Das kann ich nicht verneinen. Mal sehen, wie sich unsere Ermittlungen entwickeln. Auf jeden Fall bin ich nicht abgeneigt.«
»Dann hast du ja etwas, auf das du dich freuen kannst, wenn wir den Brandstifter hinter Schloss und Riegel gebracht haben«, sagte ich.
Phil ging nicht weiter darauf ein, sondern lächelte nur. Dann nahm er sein Smartphone heraus und tippte auf dem Touchscreen herum. »Der Buchladen, von dem sie gesprochen hat, ist drei Blocks entfernt.«
»Also nichts wie hin«, sagte ich.
***
Wir stiegen in den Jaguar und ich drehte den Zündschlüssel herum. Ich sah noch, wie uns Miss Parker vom Fenster ihrer Wohnung beobachtete, dann fuhr ich los.
Wir erreichten den Buchladen wenige Minuten später. Er sah von außen ziemlich antik aus und hatte nichts von den modernen Buchgeschäften der großen Handelsketten. Durch das Schaufenster konnte man mehrere Regale mit Büchern und eine überaus breite Couch sehen.
Wir betraten den Laden, ich ging vor. Eine mechanische Glocke ertönte, und durch eine Tür an der hinteren Seite des Raumes trat ein Mann von schätzungsweise sechzig und kam mit einem freundlichen Lächeln auf uns zu. »Guten Tag, meine Herren, was kann ich für Sie tun?«
»Guten Tag«, erwiderte ich. »Wir sind auf der Suche nach Tim Wilder.«
»Tim?«, fragte der Mann überrascht, fing sich aber schnell. »Worum geht es denn?«
»Wir sind vom FBI New York und haben ein paar Fragen an ihn«, antwortete ich. »Ist er hier?«
Der Mann nickte und deutete auf die Tür, durch die er gerade gekommen war. »Ja, hinten im Lager.«
»Sie erlauben«, sagte ich zu ihm und setzte mich in Richtung der Tür in Bewegung. Phil folgte mir.
Der Lagerraum war nur etwa vierzehn Quadratyards groß, also weitaus kleiner als der Verkaufsbereich. Dort stapelten sich Mengen von Büchern, zumeist gebrauchte, soweit ich das erkennen konnte. Und in der hinteren rechten Ecke saß Tim Wilder, dessen Aussehen ich vom Foto unserer Datenbank her kannte.
»Mister Wilder, wir sind die Agents Decker und Cotton vom FBI New York«, stellte ich uns kurz vor. »Und wir hätten ein paar Fragen an Sie.«
Wilder löste seinen Blick von einem der Bücher und schaute auf. »An mich? Vom FBI?«
»Ganz recht«, bestätigte ich. »Können wir uns hier unterhalten? Oder sollen wir lieber woanders hin gehen?«
»Nein, kein Problem, hier ist gut«, antwortete er. »Worum geht es denn?«
Er runzelte die Stirn und schaute uns mit seinen wasserblauen Augen überrascht an. Irgendwie assoziierte ich sein Aussehen mit dem eines Schweden. Neben seiner Augenfarbe lag das wohl auch an seinen hellblonden Haaren und seiner hellen Haut.
»Wir führen ein paar routinemäßige Befragungen durch«, antwortete ich ausweichend. »Stimmt es, dass Sie vor etwas mehr als zwei Jahren eine Buchhandlung in Boston hatten, die abgebrannt
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