Jerry Cotton - 2914 - Der Geruch der Angst
sich in den Spritzen?« Ich setzte mich wieder aufrecht hin.
»Ich habe vier Spritzen gefunden. In drei von ihnen waren Reste von Haldol, einem Beruhigungsmittel, das laut Krankenakte Kim zwei bis drei Stunden vor seinem Tod verabreicht wurde.«
»Und in der vierten Spritze war Kaliumchlorid.« Phil triumphierte.
»Nein«, versetzte Riley ihm einen Dämpfer. »Und bevor du weiterrätst, verrate ich dir, dass sich nichts darin befand.«
»Nichts?«, fragten wir wie aus einem Munde. »Wie nichts?« Phil und ich warfen uns über das Telefon hinweg einen irritierten Blick zu.
»In der vierten Spritze befand sich nichts. Nada.«
»So kommen wir nicht weiter«, murrte Phil. »Was ist mit Fingerabdrücken?«
»Auf allen vier Spritzen befinden sich die gleichen Abdrücke. Ich habe sie mit denen des Personals verglichen, die ihr mir zur Verfügung gestellt habt. Es sind die seines behandelnden Arztes Dr. Slotnick.«
»Das ist keine große Überraschung«, murrte Phil noch einmal.
»Ich glaube, ihr versteht nicht«, setzte Bob an.
»Tun wir auch nicht«, sagte Phil.
»Natürlich«, rief ich. Phil starrte mich überrascht an. »In der Spritze befand sich Luft.«
»Luft. Spritze. Loch. Lacy. Luftembolie.«
»Er hat es erfasst«, jubelte Bob Riley und legte lachend auf.
»Jemand hat Luft in Mister Kims Zugang gespritzt.«
Nun verstand auch Phil. »Nicht irgendjemand. Slotnicks Fingerabdrücke waren auf der Spitze.«
Ich startete den Wagen. Jetzt wusste ich, was unser nächstes Ziel war.
***
Phil rief im Krankenhaus an. »Slotnick ist im OP«, erklärte er und steckte das Telefon zurück in seine Tasche.
An der Aufnahme herrschte Hochbetrieb. »Agent Jerry Cotton vom FBI. Das ist mein Kollege Phil Decker.« Wir hielten unsere Ausweise hoch. »Wir haben gerade angerufen. Wo befinden sich die OP-Räume?«
Die Schwester schaute verdutzt drein. »Ach richtig, Sie wollten zu Dr. Slotnick. Wie ich Ihnen schon am Telefon sagte, operiert er gerade.«
»Und wo befindet sich der OP?«
Sie rümpfte die Nase. »Da dürfen Sie nicht hin.«
»Dann rufen Sie Dr. Slotnick aus«, forderte Phil.
Sie warf uns einen Blick zu, als wären wir begriffsstutzige Idioten. »Das ist nicht möglich. Wenn ein Arzt operiert, kann ich ihn nicht einfach wegrufen.«
Vor meinem geistigen Auge erschien das Bild eines aufgeschnittenen Patienten. So ungern ich es zugab, aber die Schwester hatte recht. Wir mussten warten. »Wo befinden sich die OP-Räume?«, fragte ich noch einmal.
»Sie können nicht …«
»Wir gehen nicht hinein«, unterbrach ich sie. »Aber Sie sagen mir jetzt, wo ich den OP-Trakt finde.«
»Im Keller«, gab sie widerwillig Auskunft.
Wütend drehte ich mich um und ging zu den Fahrstühlen.
Zutritt nur für Personal , stand dick und rot auf einem Schild an der Glastür. Dahinter befanden sich vier Operationssäle. Ein Arzt in blauer OP-Kleidung kam heraus.
»Wie viele Ein- und Ausgänge hat der OP-Trakt?«, fragte ich ihn.
Neugierig blickte er uns an. »Nur diesen, soweit ich weiß.«
Ich setzte mich auf einen der unbequemen Plastikstühle, die an der Wand festgeschraubt waren. Phil tigerte auf und ab. »Lass uns den Kerl da rausholen«, sagte er nach ein paar Minuten.
»Glaub mir, ich würde ihn genauso gern wie du von diesem OP-Tisch zerren. Aber wir dürfen nicht vergessen, da liegt ein Patient, der gerade operiert wird.«
Phil bleckte die Zähne. »Der sollte besser nicht von Slotnick operiert werden.«
»Nur ruhig«, versuchte ich ihn zu besänftigen. Aber meine Beine wippten genauso unruhig auf und ab.
Eine halbe Stunde später saß Phil auf einem der unbequemen Stühle und ich lief vor der Glastür auf uns ab.
»Da kommt er.« Ich blieb stehen.
Slotnick kam auf uns zu. Er trug blaue OP-Kleidung und plauderte angeregt mit einem Kollegen. Kurz bevor sie die Tür erreichten, sah er uns. Sein Lächeln verschwand augenblicklich. Er war nicht erfreut, uns zu sehen. Plötzlich drehte er sich um und rannte weg.
»Verdammt!«, fluchte Phil und stieß die Glastür auf.
Slotnicks Kollege brüllte. »Sie dürfen hier nicht hinein.«
Wir überquerten die rote Linie.
»Wo will der hin?« Ich wich einer Schwester aus und setzte Slotnick hinterher. »Ich denke, es gibt nur einen Ausgang.«
Slotnick war fünf Schritte vor mir. Er erreichte eine Tür am gegenüberliegenden Ende des Ganges und stürmte hindurch. Ich knallte dagegen und drehte den Knauf.
»Verriegelt«, schimpfte ich. »Der Kerl hat sich
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