Jerry Cotton - 2917 - Heisse Ware und kaltes Blei
dem anderen. Er hatte eine Glock 17 in der Hand und schaute verwirrt auf June.
»FBI? Cleverer Trick, Leute«, stieß er hervor.
June nahm den Saum ihrer offen stehenden Jacke vorsichtig mit zwei Fingern und schlug ihn zurück, damit die Gangster einen Blick auf ihre Marke am Gürtel der Hose werfen konnten.
»Kein Trick. Bringt uns hinauf und wir erklären Ormond, warum er in unserer Obhut besser aufgehoben ist«, antwortete sie.
Die Gangster waren sichtlich mit der Situation überfordert. Sie tauschten einen Blick aus. Dann meldete sich der Beifahrer wieder zu Wort.
»Sie und ich gehen hinauf. Ihr Partner bleibt hier unten. Wenn Ormond nicht mit Ihnen reden will, verschwinden Sie wieder von hier«, sagte er.
Es war ein akzeptabler Vorschlag, denn so würde Blair die gesamte Aktion von außen her beobachten. Sollte der Gangster sie in eine Falle locken, konnte Junes Partner eventuell noch eingreifen. Ihr Vorhaben war zwar riskant, aber die Chance wollten sie sich nicht entgehen lassen.
»Einverstanden«, antwortete June.
Sie befolgte die Anweisungen des Gangsters und stand fünf Minuten später vor der zerkratzten Tür des Apartments, in dem sich Dick Ormond versteckt halten sollte. Ihr aufmerksamer Begleiter klopfte an die Tür, wobei er eine Art Code benutzte.
»Was soll das?«
Ormond hatte kaum die Tür geöffnet, als sein Blick auf June fiel.
»FBI, Special Agent Clark. Wir können Ihnen Barlow vom Hals schaffen, Ormond. Oder sind Sie bereit zu sterben?«, antwortete sie.
Der misstrauische Blick des Automechanikers wanderte von June zu dem Gangster, der abwartend hinter ihr stand. Ormond leckte sich nervös über die vollen Lippen und strich sich über die Bartstoppeln am Kinn. Schließlich trat er zurück und ließ June hinein.
»Bist du sicher, dass du das willst?«, fragte der Gangster.
»Ihr könnt mich nicht ewig verstecken, ohne mit Barlow einen Krieg anzufangen. Hast du eine bessere Idee?«, reagierte Ormond verärgert.
Hatte er nicht, und so folgte der Gangster June in das Apartment.
***
Der Wagen von Culver stand in einer Seitengasse, die zwei Bauruinen voneinander trennte. Vermutlich wäre das Fahrzeug noch länger unentdeckt geblieben, wenn nicht jemand einen Müllcontainer in Brand gesteckt hätte. Als die Besatzung eines Streifenwagens auf der Routinestrecke das Feuer bemerkte, wollten sie es löschen.
»Schau dir einmal das Kennzeichen an, Steve«, sagte der Streifenführer.
Sein Partner tat es und stutzte.
»He, der Wagen gehört zum Fuhrpark des NYPD«, erwiderte er verblüfft.
Das Misstrauen der Cops war geweckt und sie fragten in der Zentrale nach, welche Kollegen mit dem Fahrzeug unterwegs waren.
»Der Wagen wurde von einem Detective Culver benutzt. Er gehört zum vierten Revier«, sagte der Streifenführer.
»Was sucht ein Kollege aus Midtown denn hier oben in der Bronx?«, staunte sein Partner.
Darauf wusste der Streifenführer keine Antwort. Man hatte ihm aber klare Anweisungen erteilt, wie sie sich zu verhalten hatten.
»Culver wird vermisst. Wir sollen auf die Verstärkung warten und dann die Umgebung absuchen«, antwortete er.
Das zweite Einsatzfahrzeug traf keine fünf Minuten später in der Gasse ein. Mittlerweile hatten die beiden Cops den Wagen genauer untersucht.
»Die Türen waren nicht abgeschlossen, aber der Detective hat offenbar die Schlüssel bei sich«, sagte der Streifenführer.
»Da kommen die Kollegen in Zivil«, rief ein Officer.
Die beiden Detectives konnten sich auch keinen Reim auf die Sache machen. Sie stellten einen Cop als Wache am Fahrzeug ab, während sie mit den übrigen Uniformierten eine Suche begannen. Nach einer Stunde stand fest, dass sich Detective Culver in keinem der umliegenden Gebäude aufhielt.
»Was jetzt?«
Der dienstältere Detective setzte sich in den Wagen von Culver, um sich selbst ein genaueres Bild zu verschaffen. Im Grunde wusste er aber auch nicht, wonach er eigentlich suchte.
»Im Kofferraum ist auch nichts?«, fragte er beiläufig.
Die beiden Cops, die als Erste das Fahrzeug entdeckt hatten, schauten ihn betroffen an.
»Ihr habt nicht nachgesehen?«, fragte der Detective ungläubig.
»Nein«, gab der Streifenführer zu.
Der Partner des Detective wollte den Deckel des Kofferraums hochklappen, doch das ging nicht.
»Verschlossen. Ich breche das Schloss auf«, stellte er fest.
Die anderen Cops bildeten einen Halbkreis und verfolgten die Bemühungen des Kollegen in Zivil. Schließlich gab das Schloss nach
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