Jerry Cotton - 2917 - Heisse Ware und kaltes Blei
Scheißkerle kennen keine Freunde und ich möchte noch eine Weile am Leben bleiben«, entfuhr es dem Informanten.
Barney meinte es ernst, und das erhöhte die Aussicht, dass sein Hinweis Culver tatsächlich zu dem Fälscher führen würde.
»Wenn du eine Zeit lang aus der Stadt verschwinden musst, lege ich einen Hunderter drauf«, bot er an.
Dieses Entgegenkommen war Culver die Sache wert.
»Na, gut. Der Typ heißt Peter Cartwright. Er betreibt ein Tattoo-Studio in der Hudson Street«, sagte Barney.
Der Detective drückte dem nervösen Mann die Dollarscheine in die Hand, woraufhin sein Informant blitzschnell ausstieg und in der Dunkelheit abtauchte.
»Mal sehen, ob Cartwright mein Mann ist«, murmelte Culver.
Wenige Minuten später rollte sein Dienstwagen über die dicker werdende Schneedecke auf dem Broadway. Der Detective lenkte den Wagen automatisch und dachte gleichzeitig über die Information von Barney nach. Natürlich hatte er Peter Cartwright überprüft und einige Einträge im System gefunden. Der Inhaber des Tattoo-Studios war kein unbeschriebenes Blatt für das NYPD.
»Entweder hat man dich bislang einfach nicht als Fälscher enttarnt oder du hast diesen Geschäftszweig neu aufgebaut«, dachte Culver.
Als er das Display seines Bordcomputers studiert hatte, konnte der Detective keinen Hinweis auf die Tätigkeit als Dokumentenfälscher entdecken. Darüber dachte er nach, bis er die Hudson Street erreichte und in der Nähe des Tattoo-Studios parkte. Detective Culver war immer noch mit seinen Gedanken beschäftigt, während er die Tür des kleinen Ladens aufstieß. Er bemerkte nicht die beiden Männer, die soeben in einen Buick einstiegen und den Detective neugierig musterten.
***
New York hatte eine weitere Nacht mit bitterer Kälte und großen Mengen an Neuschnee erlebt. Phil und ich benötigten am frühen Morgen erheblich länger als gewöhnlich für die Strecke von der Upper West Side zum Field Office.
»Mister High erwartet euch bereits«, rief Helen uns zu.
Als ich mich wegen der Verspätung entschuldigen wollte, winkte der Chef nur knapp ab.
»Die Verkehrsbedingungen sind nun einmal chaotisch, Jerry. Setzen Sie sich, damit wir anfangen können«, sagte er.
Mr High ließ zunächst June und Blair über ihre Ermittlungen berichtigen, bevor ich an die Reihe kam.
»Wir haben uns gestern noch mit Tim Hanlan getroffen. Die Verdächtigungen von Detective Culver erscheinen uns nicht zutreffend«, berichtete ich.
Abwechselnd schilderten Phil und ich unsere Beobachtungen, die diese Einschätzung belegen sollten.
»Wenn Hanlan als Verdächtiger ausfällt, müssen wir anderen Spuren nachgehen. June und Blair bleiben an Dick Ormond dran. Wie wollen Sie weitermachen?«, fragte der Chef.
Ich verwies auf die seltsame Kooperation zweier bekannter Gangster. Dort wollte ich einhaken, indem wir Nick de Koes unter Druck setzten.
»De Koes hat nicht das Format eines Gotchev oder Barlow. Vermutlich können wir ihn nervös machen und zu Fehlern verleiten«, sagte ich.
Der Chef akzeptierte das Vorgehen, und nach einem kurzen Abstecher in unser Büro verließen Phil und ich anschließend wieder das Field Office. De Koes hatte eine bekannte Angewohnheit: Er verfolgte die wöchentlichen Versteigerungen von Rohdiamanten minderer Qualität, bei denen sich Schmuckdesigner mit Nachschub eindeckten.
»Er wird auch heute dort anzutreffen sein. Unser Auftauchen allein sollte de Koes verunsichern«, sagte Phil.
Obwohl es sich um keine besonders großen Mengen an Rohdiamanten handelte, die bei dieser Auktion angeboten wurden, gab es Sicherheitsleute im Foyer des Gebäudes. Doch unsere Ausweise verschafften uns ungehinderten Zutritt und so standen wir am Ende des Raumes, in dem sich die Designer tummelten.
»De Koes spricht mit einer Frau. Ihrer Kleidung nach würde ich von einer Schmuckdesignerin ausgehen«, sagte ich.
Phil folgte meinen Blicken und bemerkte de Koes. Der bunte Mantel seiner Gesprächspartnerin weckte unwillkürlich Erinnerungen an die Hippiezeit. Die grellroten Haare wurden von einem mehrfarbigen Tuch gebändigt und die vielen Ringe an ihren Fingern blitzten regelmäßig auf, wenn die Frau ihre Worte mit Gesten unterstrich.
»Hallo, Mister de Koes. Haben Sie einen Moment Zeit für uns?«, fragte ich.
Während uns die Frau mit neugierigen Blicken bedachte, verfinsterte sich de Koes’ Miene.
»Da bleibt mir kaum etwas anderes übrig, oder?«, erwiderte er säuerlich.
»Falls Sie es vorziehen,
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