Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
sitzt auf Rikers, heißt Gavin Wright und war insgesamt fünf Jahre bei der französischen Fremdenlegion. Ich nehme an, dass er dort für den Nahkampf mit dem Messer ausgebildet wurde.«
»Dann suchen wir also jemanden, der eine militärische Spezialausbildung hat«, sagte ich.
»Wenn er tatsächlich bei der Legion war, dürfte das den Kreis der Tatverdächtigen erheblich eingrenzen«, meinte Phil. »So viele ehemalige Legionäre gibt es in den USA nun auch nicht.«
»Vorsicht! Keine voreiligen Schlüsse ziehen«, warnte uns Dr. Heinz. »Ich bin kein Experte für militärische Nahkampftechniken mit dem Messer, sondern mir sind nur die Gemeinsamkeiten zwischen den Verletzungen von zwei toten Männern aufgefallen, die ich beide innerhalb relativ kurzer Zeit auf dem Seziertisch hatte. Inwiefern sich das Training mit dem Kampfmesser in der Legion von dem in anderen Armeen unterscheidet, weiß ich nicht. Und es wäre vermutlich auch sehr schwer, solche Unterschiede an der Leiche so zu spezifizieren, dass man eindeutig sagen könnte, von welcher Armee er ausgebildet wurde. Aber wie gesagt, da sollte man einen Fachmann zu Rate ziehen. Ich habe einen Kollegen aus Minneapolis angemailt, der sich mit solchen Fragen etwas besser auskennt, und ihm die Befunde zugeschickt. Mal sehen, ob sich daraus noch etwas ergibt.«
»Kann man denn etwas zur Tatwaffe sagen?«, fragte ich.
Dr. Heinz nickte. »Ein übliches Kampfmesser könnte durchaus die Waffe gewesen sein. Allerdings ein konventionelles Messer, also nicht mit Gasdruck. Dann wären die Verletzungen ganz anders.«
Es gab von Jägern oder Mitgliedern militärischer Spezialeinheiten benutzte Messer, aus denen mit hohem Druck Gas austrat, sobald die Klinge in den Körper des Opfers eintrat. Da sich dieses Gas explosionsartig ausdehnte, wurden schwerste, in der Regel sofort tödliche Verletzungen hervorgerufen. Bei Jägern erfreuten sich diese Waffen einer gewissen Beliebtheit, weil es damit möglich war, sich notfalls auch gegen einen Grizzly zu verteidigen – was ansonsten nur im Film möglich war.
»Dann werden wir mal sehen, ob wir in den Daten von NYSIS irgendeinen Profikiller oder Terroristen finden, der eine solche Nahkampfausbildung hatte und mit dem Messer tötet«, meinte Phil.
»Noch was dürfte Sie interessieren«, eröffnete uns Dr. Heinz. »Der Tote hatte Schmauch an Händen und Kleidung.«
»Wir nehmen an, dass er einen .38er-Revolver besaß«, gab ich zu bedenken.
»Und mit dem muss er vor nicht allzu langer Zeit auch noch geschossen haben«, erklärte Brent Heinz.
***
Als wir zum Field Office an der Federal Plaza zurückkehrten und uns im Besprechungszimmer von Mr High einfanden, trafen wir dort außer Steve Dillaggio und unserem Innendienstler Walter Stone außerdem noch einen hageren Mann mit einem schwarzen Haarkranz an. Er trug einen korrekten Dreiteiler mit Fliege, was ihn etwas hervorhob.
»Das ist Agent Jason Heller«, sagte Mr High. »Er kommt geradewegs aus dem FBI-Hauptquartier in Washington und unterrichtet normalerweise an der Akademie in Quantico Methoden zur Abwehr von Cyber-Angriffen.«
Jason Heller nickte uns freundlich zu. »Guten Tag«, sagte er, beinahe ohne dabei die Lippen zu bewegen. »Ich bin zusammen mit ein paar Kollegen dazu abgeordnet worden, hier Ihre Arbeit zu unterstützen. Schließlich geht es ja möglicherweise um einen Anschlag auf die Stromversorgung der gesamten Ostküste, mindestens aber des Großraums New York. Und allein das wäre schon verheerend genug, wenn es gelänge, hier einen kompletten Blackout zu verursachen.«
»Nun, das Einzige, was wir wissen, ist, dass Chase Morton diesen Auftrag wohl nicht mehr ausführen kann, weil ihm jemand einen Killer auf den Hals geschickt hat«, sagte ich.
»Seien Sie sicher, dass irgendjemand anders diesen Job annehmen wird«, sagte Jason Heller.
»Wenn wir wüssten, wer hinter der ganzen Sache stecken könnte, wäre die Suche vielleicht einfacher«, meinte Phil.
»Genau deswegen lassen meine Leute gerade die Rechnersysteme der wichtigsten Energieversorger daraufhin unter die Lupe nehmen, ob in letzter Zeit Cyber-Angriffe auf deren Systeme stattgefunden haben und vielleicht Schadsysteme eingeschleust wurden.«
»Das hört sich nach einer Sisyphus-Arbeit an«, meinte Phil.
Jason Heller nickte. »Es gibt unzählige Möglichkeiten, einen Blackout herbeizuführen. Die Angriffspunkte sind zu zahlreich, um sie alle sichern oder auch nur halbwegs zuverlässig überprüfen zu
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