Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
können. Dafür reichen unsere Ressourcen bei weitem nicht aus, denn das Problem ist immer wieder dasselbe: Wenn Hunderte oder sogar Tausende von Rechnern miteinander verbunden sind, dann gibt es in solchen Netzwerken immer irgendwo einen leichten Eingang. Eine Sicherheitslücke, die nicht geschlossen wurde, ein Rechner, der noch auf Werkseinstellung steht, oder ein Mitarbeiter, der einen infizierten Datenträger mit dem Rechner verbindet. All das sind mögliche Einfallstore für Schadprogramme.«
»Jedenfalls sind wir froh, dass wir die Unterstützung durch Sie und Ihr Team bekommen haben, Agent Heller«, wandte sich Mr High an den Spezialisten aus Quantico. »Falls Sie oder Ihre Leute irgendetwas herausfinden, was in eine bestimmte Richtung deutet, dann will ich darüber umgehend informiert werden.«
»Natürlich«, versprach Heller.
»Wenn ich umgehend sage, dann meine ich auch wirklich umgehend«, stellte Mr High klar. »Denn das hätte unter Umständen sofort Konsequenzen für unsere Ermittlungen und wir könnten unsere Ressourcen konzentrieren.«
Später gingen wir noch zusammen mit Walt in dessen Büro. Dass unser Innendienstler aus der Fahndungsabteilung Jason Heller nicht besonders mochte, war mir schon aufgefallen, als wir noch bei Mr High im Besprechungszimmer gesessen hatten. Aber Walt war professionell genug, um das nicht allzu sehr nach außen dringen zu lassen. Dass Phil und mir das so deutlich auffiel, lag wohl daran, dass wir ihn schon lange kannten.
Walt konnte es wohl nicht leiden, dass jemand aus Washington daherkam und anscheinend alles besser wusste. Zumindest trat Heller mit dieser Einstellung auf. Ob das den Tatsachen entsprach, musste sich natürlich erst noch herausstellen.
»Ihr sucht also einen Killer, der mit dem Kampfmesser tötet – wie ein Elitesoldat«, murmelte Walt, der sich aus Mr Highs Büro noch einen gerade gefüllten Becher mit Helens Kaffee mitgenommen hatte.
»Könnte in der französischen Fremdenlegion gewesen sein«, ergänzte Phil. Ich hatte schon überlegt, dieses zusätzliche Detail, das sich auf unserem Abstecher zum gerichtsmedizinischen Institut der SRD ergeben hatte, zunächst mal unerwähnt zu lassen, um die Suche nicht gleich über Gebühr einzuschränken.
Schließlich konnte ja niemand mit Sicherheit sagen, ob es wirklich die Fremdenlegion gewesen war, in der dieser Killer gedient hatte.
Walter stellte sein ganzes Können im Umgang mit unseren Computerdaten unter Beweis.
»Hier ist ein Killer, der angeblich mal bei der Fremdenlegion war und in den letzten acht Jahren insgesamt 23 Personen umgebracht hat.«
»Gibt es da keinen Namen?«, fragte ich.
Walter schüttelte den Kopf. Ich sah auf den Schirm und stellte fest, dass die entsprechende Spalte im Dossier frei war. Selbstverständlich besaßen wir auch kein Foto, sondern nur ein Phantombild, das nicht besonders detailreich war. Es waren nur zwei Merkmale, die bekannt zu sein schienen: Er hatte offenbar rassistische Vorurteile gegenüber Arabern und Asiaten und schien eine Vorliebe für Kleidungsstücke mit Kapuze zu haben. Zumindest war er so von Personen beschrieben worden, die ihm begegnet waren und später darüber ausgesagt hatten, weil sie sich im Rahmen eines juristischen Deals zu einer Übereinkunft hatten bewegen lassen.
»Wie zuverlässig diese Informationsquellen sind, möchte ich doch sehr bezweifeln«, stellte Phil fest. »Und das Phantombild ist ein Allerweltsgesicht! Ich könnte mir denken, dass diejenigen, auf deren Aussagen das Bild letztlich basiert, überhaupt kein Interesse daran hatten, dass man den Typ wiedererkennt.«
»Du meinst, weil sie sonst fürchten müssten, dass dieser Legionär den Betreffenden über die Klinge springen lässt?«, meinte ich.
Phil nickte entschieden. »Allerdings! Wenn dieser Kerl tatsächlich unser Mann ist, können wir seine Auftraggeber im Bereich islamistischer Terror oder nordkoreanischer beziehungsweise chinesischer Geheimdienst wohl endgültig ausschließen.«
»Ganz im Gegenteil, Phil«, mischte sich Walt ein. »Die Tatsache, dass er offenbar schon wiederholt durch seine Vorurteile aufgefallen ist, wäre eine gute Tarnung für Auftraggeber aus diesen Gegenden.«
»Zunächst mal haben wir nur ein Indiz dafür, dass dies unser Mann ist: Er tötet mit dem Messer«, stellte ich fest. »Alles andere ist lediglich Spekulation.«
Phil sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Was ist los, Jerry? Du bist doch sonst auch etwas wagemutiger mit
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