Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
wie die von Chase Morton aussieht«, sagte Dr. Heinz. »Genau unter dem Rippenbogen und sehr tief. Der Killer wusste, was er tat.«
»Dann wollen wir hoffen, dass man ihn in Newark erwischt hat«, meinte Phil dazu.
Dr. Heinz trug Latexhandschuhe. Er ging neben mir in die Hocke, fasste der Toten ans Kinn und drehte ihren Kopf zur Seite. Die Art der Verletzung, die an ihrer Schläfe zu sehen war, erkannte ich sofort. Dazu war ich einfach schon zu lange im Dienst. Wie oft hatte ich so etwas schon ansehen müssen!
»Ein Einschuss«, stellte ich fest.
»Die Kugel ist am Hinterkopf ausgetreten«, erklärte Dr. Heinz. »Das Projektil können wir deswegen nicht vergleichen. Es muss sich dort befinden, wo die junge Frau erschossen wurde. Dafür haben wir etwas anderes.«
»Und das wäre?«
Dr. Heinz wandte sich einem der NYPD-Kollegen zu. »Lieutenant Jarrett? Zeigen Sie es den Agents!«, verlangte er.
Der Lieutenant war ein großer, etwas übergewichtiger Mann mit hellblondem Bart und hoher Stirn. Er hatte sich gerade mit einem Erkennungsdienstler der SRD unterhalten und war nicht sofort im Bilde. Dr. Heinz wurde daher ungewohnt ungeduldig. »Die Waffe, Lieutenant.«
»Einen Moment«, verlangte er, ging drei Schritte zu einem Dienstfahrzeug und holte die Waffe. Sie war sorgfältig in einer Folie gesichert worden, wie es Vorschrift war. Er grüßte uns knapp. Wir stellten uns gegenseitig kurz vor.
»Ein Revolver .38 Special, Smith & Wesson«, stellte ich fest, nachdem mir Lieutenant Jarrett die Waffe gegeben hatte.
»Starb die junge Frau durch den Schuss oder durch die Messerwunde?«, fragte ich.
»Wenn ich sie obduziert habe, werde ich das genau wissen«, erklärte Dr. Heinz. »Allerdings ist an der Schläfe ein Hämatom zu sehen, das darauf zurückzuführen sein könnte, dass der Lauf der Waffe aufgesetzt war. Sie hat sich anscheinend nicht dagegen gewehrt. Ich nehme daher an, dass erst der Messerstich erfolgte und danach der Schuss.«
»Und was sollte das für einen Sinn machen?«, fragte Phil.
»Das herauszufinden ist euer Job, Phil. Aber ich muss zugeben, dass mir das auch rätselhaft erscheint. Zumal ja auch noch die Waffe der Toten quasi in den Leichensack gelegt wurde.«
»Es liegt doch auf der Hand, was da los ist«, meinte Lieutenant Jarrett. »Da wollte jemand alles auf einmal loswerden. Die Waffe und die Leiche.«
»Ja, aber das Messer wurde hier ja wohl nirgends gefunden«, stellte ich fest.
»Das ist korrekt«, nickte Lieutenant Jarrett. »Andererseits sind wir hier noch längst nicht fertig. Und um eine Leiche abzulegen, ist das da wirklich kein schlechter Ort. Die Cracksüchtigen, die sich hier mit ihren Dealern treffen, sind mit Sicherheit nicht daran interessiert, etwas mit der Polizei zu tun zu bekommen – und viele von denen sind auch so zugedröhnt, dass sie die Frau wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hätten, wenn sie nicht in einen Plastiksack eingepackt gewesen wäre und vollkommen offen da gelegen hätte.«
»Wer hat sie denn überhaupt entdeckt?«, fragte ich.
»Wir«, erklärte Lieutenant Jarrett. »Es gab einen anonymen Anruf, den wir zu einer Telefonzelle am Madison Square Garden zurückverfolgen konnten. Darin wurde uns gemeldet, dass hier eine in einen Plastiksack eingepackte Leiche zu finden sei und wir zusehen sollten, dass wir hier auftauchen, bevor sich die Ratten durchgefressen hätten.«
»Das war sicher keiner dieser Crack-Dealer«, meinte Phil. »Denn ich schätze mal, von denen wird wohl kaum jemand besonders auskunftsfreudig gegenüber dem FBI sein.«
***
Wir sahen uns noch etwas auf dem Gelände um. Die Kollegen der City Police hatten einen Cracksüchtigen aufgegriffen und versuchten, ihm ein paar Informationen zu entlocken. Aber der Mann war kaum vernehmungsfähig. »Ich habe nichts gesehen«, sagte er immer wieder.
Ich telefonierte inzwischen mit Zeery und erkundigte mich noch einmal genau nach der Schießerei, nach Steves Befinden und vor allem auch nach der Waffe, die der Mann im Kapuzenshirt benutzt hatte.
»Ein Revolver Smith & Wesson, Kaliber .38«, bestätigte Zeery. »Mit kurzem Lauf. Ich schick dir ein Foto aufs Handy.«
»Das Seltsame ist, dass wir hier ebenfalls so eine Waffe gefunden haben. Aber nur eine davon kann Chase Morton entwendet worden sein!«
»Vielleicht hatte er zwei …«
»Zeery!«
»Ja, ist sehr unwahrscheinlich. Gebe ich zu. Aber nicht ausgeschlossen.«
»Es gibt eine Möglichkeit, die weitaus wahrscheinlicher ist«, stellte
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