Jerry Cotton - Folge 2860 - Cotton, J: Jerry Cotton - Folge 2860
an Keith Garland sollten wir ja besonders stark auf alle Verbrechen achten, bei denen dieses Kaukraut eine Rolle spielt.«
»Richtig, Lou. Kannst du uns bitte sagen, was ihr bisher herausgefunden habt?«
Der Detective deutete auf einen leblosen Körper, der mit einer Plane abgedeckt war. Die Männer des Coroners schickten sich soeben an, die sterblichen Überreste in die Gerichtsmedizin zu transportieren.
Ich schaute mir die Leiche noch kurz an, bevor sie in den Zinksarg gehoben wurde. Die Tote war eine junge Frau in einem hellgelben knielangen Sommerkleid. Das Kleidungsstück wurde jetzt durch einen großen Blutfleck auf Brusthöhe verunstaltet.
»Das Opfer hieß Julie Warden, dreiundzwanzig Jahre alt, weiß, von Beruf Bürokraft in Teilzeit. Sie hatte ihr Auto dort drüben geparkt, einen Mitsubishi Colt. Julie Warden stieg aus, als sie plötzlich ohne Vorwarnung niedergeschossen wurde.«
»Gibt es Augenzeugen?«
»Ja, mehrere Passanten. Sie sagen übereinstimmend aus, dass der Täter eine dunkle Jogginghose und ein graues Kapuzenshirt trug. Sein Gesicht konnte niemand erkennen. Schwarze Handschuhe trug er auch noch. – Julie hatte keine Chance. Sie konnte weder Deckung suchen noch fliehen.«
»Benutzte der Verbrecher einen Schalldämpfer?«
»Nein, Jerry. Der Schuss war also deutlich zu hören. Andererseits ist der Lärmpegel hier an der Tenth Avenue ziemlich hoch. Während der Tat herrschte hier ein Stau, es ging für die Autofahrer nicht vor und nicht zurück. Der Täter flüchtete quer über die Fahrbahn zwischen den Autos hindurch Richtung Westen. Übrigens steckte auch ein Streifenwagen von uns im Stau. Als die uniformierten Kollegen den Schuss hörten, nahmen sie sofort zu Fuß die Verfolgung auf. Aber sie befanden sich noch einen halben Block von dem Killer entfernt. Er konnte sie abschütteln. Eine sofort eingeleitete Großfahndung blieb bisher erfolglos.«
»Kein Wunder«, knurrte Phil. »Wahrscheinlich finden wir Jogginghose, Kapuzenshirt und Waffe in irgendeiner Mülltonne. Unter seiner Killer-Aufmachung kann der Mistkerl ganz andere Kleidung tragen, Jeans und T-Shirt beispielsweise. Er braucht bloß um eine Ecke zu biegen, und schon wird er nicht mehr wiedererkannt.«
Lou Balmetti nickte.
»Laut Zeugenaussagen ist der Schütze mittelgroß und schlank, vermutlich ein Mann. Aber sie konnten nicht einmal sagen, ob es sich um einen Weißen, einen Schwarzen, einen Latino oder einen Asiaten handelt.«
»Meinetwegen kann er auch ein Eskimo sein«, rief Phil ungeduldig. »Was ist mit dem Kath, das er zurückgelassen hat? Ist es schon auf dem Weg in die Kriminaltechnik? Wenn wir Glück haben, ist die DNA diesmal nicht kontaminiert, und wir haben den Kerl vielleicht schon im System.«
Lou Balmettis Dienstpartner Paul Ewing schüttelte bedauernd den Kopf.
»Auf DNA könnt ihr nicht hoffen, Phil. Das Kraut war noch unzerkaut, es befindet sich in einem Tütchen. Es muss dem Täter bei seiner Flucht aus der Tasche gefallen sein. Die Kollegen von der SRD analysieren es natürlich trotzdem. Vielleicht gibt es ja Spuren auf der Tüte, Fingerabdrücke oder DNA. Andererseits hat der Killer Handschuhe getragen.«
Ich deutete auf die Fahrbahnen der Tenth Avenue.
»Warum erschießt ein Krimineller mitten am Tag sein Opfer in aller Öffentlichkeit? Weshalb geht er ein solches Risiko ein? Das Muster der Tat passt überhaupt nicht zu dem Mord an Einauge.«
»Vielleicht hatte der Killer Angst, dass Julie Warden auspacken würde«, meinte Phil. »Es fragt sich nur, was sie gewusst hat. Und worin die Verbindung zwischen ihr und Einauge besteht. Das müssen wir als Erstes herausfinden.«
»Wieso gehen wir eigentlich davon aus, dass die beiden Verbrechen zusammenhängen?«, fragte ich. »In New York City kauen neuerdings sehr viele Süchtige Kath. Gibt es noch weitere Hinweise darauf, dass der Mörder von Einauge erneut zugeschlagen hat?«
»Das wird sich zeigen«, sagte Lou Balmetti. »Laut Einschätzung des Gerichtsmediziners ist Julie Warden durch eine Achtunddreißiger-Kugel getötet worden. Die Kollegen von der SRD haben das Geschoss auch gefunden. Sobald es analysiert ist, werdet ihr wissen, ob es aus derselben Waffe stammt wie Einauges Todeskugel.«
Ich nickte. Wir würden jedenfalls nicht untätig die Hände in den Schoß legen, bis die kriminaltechnischen Untersuchungsergebnisse vorlagen.
»Jamie Hackett hat für den Mord an der jungen Frau jedenfalls ein erstklassiges Alibi«, meinte Phil düster.
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