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Jerusalem

Titel: Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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einige Atemzüge unsichtbar. Die Pferde trugen Felldecken, der Reiter einen langen Fellmantel mit einer weiten Kapuze. Das kurzbärtige Gesicht und die strahlenden Augen hätte Rutgar unter Hunderten erkannt.
    Er lenkte das Pferd herum, schrie »Berenger!« und ritt auf den Freund zu. Berenger hob langsam den rechten Arm, nickte und antwortete müde, in abgehackten Worten: »Schönes Willkommen, Ritterlein! Bring uns rasch ins Warme!«
    »Komm!« Rutgar beugte sich hinunter, nahm den Zügel des Rappen und zog Berenger im letzten, kurzen Trab zur Schmiede. Wortlos luden und sattelten sie ab. Chersala führte die Tiere zur Rückseite des Hauses, und vor der Tür schälte sich Berenger aus seinem unförmigen Kapuzenmantel, auf dem der Schnee zu schmelzen begann.
    »Hinein!« Er stieß die Tür ins Halbdunkel des Wohnraums auf und winkte Gautmar. »Berenger ist hier, mit zwei Pferden, Gepäck und Nachrichten aus Konstantinopel. Habt ihr einen Becher Würzwein für ihn?«
    »Einen Kessel voll. Für dich auch«, knurrte der Schmied, stand auf, schob dürres Holz ins Feuer und packte Berengers Unterarm.
    »Rutgar hat viel von Euch erzählt, meine Tochter kaum weniger. Willkommen in meinem Haus.«
    Einige Zeit lang kämpfte das Feuer gegen die Kälte an, die Berenger mit sich gebracht hatte. Schneewasser tropfte aus dem Mantel, den Rutgar neben der Feuerstelle ins Gebälk gehängt hatte. Berenger ließ sich vorsichtig, als könne er auseinanderbrechen, auf die Felle und Kissen der Bank nieder, zerrte mit Rutgars Hilfe die Stiefel von den Füßen und umklammerte den Tonbecher.
    »Danke für das Willkommen, Schmied ... Gautmar, nicht wahr?« Er schlürfte genussvoll den warmen, mit Honig und Kräutern versetzten Wein. »Du hast ein warmes, schönes Haus.«
    Chersala kam herein und drückte die Tür gegen den Wind zu. »Sorgt euch nicht um die Pferde. Ich habe sie in den Stall gebracht. Sie sind ruhig und trocken.«
    »Der schönste weibliche Pferdeknecht im Land«, sagte Berenger. »Und sie wird immer schöner. Hast du das verschuldet, Ritterlein? Herr Schmied, Ihr habt eine schöne, mutige Tochter.«
    »Das ist mir wohl bewusst«, antwortete Gautmar würdevoll, dann grinste er. »Aber wenn ich je einen Mann gesehen hab, der Schlaf nötig braucht, dann seid es Ihr, Ritter Berenger.«
    »Daran ist viel Wahres. Noch einen Becher, ja?«
    Chersala sprang lächelnd auf und füllte den Becher aus dem kleinen Kessel am Feuer. Berenger nahm ihre Hand und strich über ihre Finger. Müdigkeit machte seine Stimme heiser. »Danke. Habt ihr ein nicht zu kaltes Lager für mich? Eine Dromone, ein Schnellruderer hat mich hierhergebracht, zur Uferburg.«
    Chersala deutete in den dunklen Hintergrund des Raumes. Gautmar nickte und brummte: »Bringt den Ritter in Gedalsis Schlafecke.«
    Chersalas jüngere Schwester half einer Nachbarin beim Fellnähen. Der Wasserkessel, bis zum Rand gefüllt, hing wie stets Tag und Nacht über dem Feuer. Berenger leerte schläfrig drei Becher, schwankte bis zum Bett und begann sich auszuziehen. Rutgar mischte in einem Holzschaff kaltes und heißes Wasser, und Chersala brachte frische Tücher, huschte hinaus und schloss den dicken Ledervorhang. Eine halbe Stunde später lag Berenger unter einigen Schichten Decken und Fellen, und als Rutgar in den Wohnraum zurückkam, schnarchte er bereits laut vor sich hin.
    »Es war kein leichter Weg von einem der alten Stege bis nach Drakon«, sagte Rutgar und nickte Chersala dankend zu, als sie einen gefüllten Becher vor ihn hinstellte. »Er hat sein Versprechen gehalten. Also wird er uns vieles von den Heeren berichten können.«
    »Und davon«, Gautmar nickte schwer und zupfte an seinem Bart, »wie sie im Frühling wieder unser Land verwüsten werden.«
    Rutgar wusste nichts darauf zu antworten; er würde einen geistlichen Ritter wie Bischof Adhemar von Monteil nicht daran hindern können, zu tun, was ihm beliebte. Schweigend leerte er den Becher.
 
    Noch standen die schneebedeckten Wände aus Riedgeflecht und Stroh, die vor der Esse Feuer und Schmied vor der schneidenden Kälte der Winde geschützt hatten. Es war Mittag des nächsten Tages, eines sonnigen, windstillen Tages, an dem es wärmer zu sein schien, als es wirklich war. Berengers Kopf lugte aus dem Kapuzenkragen des schenkellangen Mantels hervor; trotz des dichteren Bartes und des längeren Haars wirkte er wie ein frierender Habicht.
    »Auch Euch, Gevatter Grobschmied und Herr Priester, wird's angehen, wenn die

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