Jerusalem
Rutgar, dass Berenger ihm winkte und auf vier Gespanne wies, die mit Männern, Holz und Werkzeug beladen waren. Berenger saß im Sattel und zog Rutgars gesattelten Rappen am langen Zügel hinter sich her.
»Der General schickt seine besten Männer zum Gonates-Turm«, sagte Berenger, als Rutgar stehen blieb und sich am Sattel festhielt. »Zu deinen Landsleuten. Du musst mit ihnen reden.«
»Wenn sie mit sich reden lassen«, antwortete Rutgar, tätschelte die Stirnblesse seines Pferdes und stellte seinen Stiefel in den Steigbügel. »Um was geht es?«
»Um den kopflosen Belagerern zu helfen. Dem Le-Puy-Bischof und dem tolosanischen Raimund.«
Berenger und Rutgar trabten zum ersten Gespann, das ihnen folgte und auf die lehmige Spur einbog, die den Weg entlang der Mauern, aber außerhalb der Geschosse der Verteidiger markierte. An einigen Stellen war der Untergrund mit Sand, Kies, Sägespänen oder zerbrochenen Knüppeln notdürftig befestigt. Über der Mauerkrone wirbelte mit klatschendem Flügelschlag ein großer Taubenschwarm. Jedes Mal, wenn sich die Vögel irgendwo niederlassen wollten, wurden sie aufgescheucht. Schon jetzt, am frühen Morgen, stank es nach verderbenden Dingen, und je mehr sich die Gespanne der Mauer näherten, desto lauter wuchs der Lärm der vieltausendköpfigen Menge und ihrer Maschinen an, von denen die Stadt berannt wurde. Jeder Einzelne schien von einer Erregung gepackt zu sein, die Rutgar bisher noch nicht bewusst wahrgenommen hatte.
Rumpelnd und knarrend schob sich ein schwankender Belagerungsturm auf die Mauer zu. Polternd drehten sich die kleinen Holzräder auf untergelegten Bohlen und Brettern. Von den Türmen wirbelten Felsbrocken und krachten gegen die nassen Holzwände der Turmseiten.
»Wobei sollen deine Leute den Provençalen helfen?«, fragte Rutgar.
Berenger führte die Gespanne dicht an den Palisaden vorbei, die das Lager Gottfrieds schützten, und antwortete: »Beim verdammten Gonates-Turm, der nicht fallen will.«
Die Reiter und die Wagen rumpelten am Kreuzweg vor dem Östlichen Tor vorbei, dann am Lager Roberts von Flandern und bewegten sich durch Lärmen und Gewimmel in weitem Bogen nach Süden, zu den Zelten und Wurfmaschinen Raimunds und Adhemars.
Rutgars Blicke glitten über alles, was er sah, und hefteten sich auf besondere Bilder: Zwischen manchen Türmen gab es breite Mauerabschnitte, an denen niemand kämpfte oder Leitern anlegte. Auch auf den Mauerkronen sah Rutgar nur wenige wachsame Verteidiger. Berenger richtete sich im Sattel auf und zeigte auf eine Wurfmaschine, an der ein Dutzend Männer hantierten. Mehr als die Hälfte von ihnen waren Bewaffnete aus Butumites' Lager.
»Deine Landsleute haben keine Erfahrung darin, wie man Schleudern und Türme baut!«, rief er unterdrückt. »Von uns haben sie's gelernt.«
»Ich sehe, dass sie es gut verstanden haben«, gab Rutgar zurück. »Sie geben sich alle Mühe.«
Es waren sicherlich mehr als hundert Gruppen, die sich um vier große Türme versammelten, die mächtigen Schenkel der Schleudern spannten und Wurfarme herunterzogen. Steinmetze meißelten und hämmerten Brocken aus einem Block, der aus einem Fels aufragte. Pilger in abgerissener Kleidung schleppten die Steintrümmer zu einer Schleuder und schichteten sie auf. Als sich der Zug der Mauerkante im Süden näherte, die nach Osten zum südlichen Tor abknickte, rannten normannische Armbrustschützen an Rutgar vorbei. Linker Hand erstreckten sich hinter einem Erdwall, der mit zugespitzten Pfählen gespickt war, das Lager der Normannen und Stephan von Blois' Zelte.
»Wir halten hinter den Baumstämmen!«, rief Berenger dem Führer des ersten Gespanns zu. »Achtet auf die Geschosse von den Mauern.«
Der Raum zwischen einem halben Dutzend verwüsteter Bäume war mit einem Palisadenwall aufgefüllt worden. In unregelmäßigen Abständen prallten Steine und Felsbrocken gegen die Stämme, die von zerbrochenen Pfeilen und Schleuderlanzen starrten. Die Wagen knarrten schwankend bis hinter die hölzerne Schutzmauer, und die Handwerker der Butumites-Truppe sprangen zu Boden. Ein Mann in Helm und Harnisch, das rote Kreuz auf dem Wappenrock, stapfte auf die Reiter zu.
»Ich bin Gerhard von Roussillon und befehle den Arbeitern am Turm. Wer schickt euch?«
»Die Herren Gottfried und Bohemund haben beschlossen«, antwortete Berenger laut, während er abstieg, »Euch die besten Umstürzer und Zusammenbrecher von Türmen zu schicken, Herr. Ich bin Berenger, Anführer im
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