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Jerusalem

Titel: Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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nicht.
    »Versuchen wir zuerst, die Brücke zu zerstören!«, rief Robert von der Normandie. »In ein paar Stunden. Wenn wir das Lager bezogen haben.«
    »Wir lassen diesen Sperrturm bauen«, sagte Bischof Adhemar und gab seinen Pferdeknechten ein Zeichen. »Das Hundstor muss verriegelt werden.«
    »So wie die anderen Tore auch.«
    Berenger winkte Rutgar und Chersala. »Unser Lager wird wohl für lange Zeit unsere sichere Heimstatt sein. Bauen wir es gediegen und gottgefällig.«
    General Tatikios nickte und blickte den Reitern mit breitem Grinsen nach.
    Der Windmond stand bevor; die Nächte wurden länger und kälter, Regen und Sturm drohten. Vor den Belagerern erhob sich ein wahres Gebirge unterschiedlicher Beschwernisse. Rutgar begann sich zu fragen, wie viele Totenmessen man vor den Mauern würde lesen müssen.
    Über Antiochia und dem Vorland kreiste ein großer Schwarm Krähen oder Raben. Unerreichbar hoch über ihnen schwebte ein Adlerpärchen.
    Berengers Zeigefinger fuhr steil in die Höhe. Der Waräger sagte mit undeutbarer Miene: »Könnten wir doch mit den Augen des Adlers sehen, was wirklich geschieht.« Er unterdrückte einen Fluch. »Noch besser wäre, wenn wir wüssten, was uns der nächste Mond bringt.«
    Keiner der Versammelten antwortete ihm. Er verbeugte sich, ebenso wie Rutgar und Chersala, und führte sein Pferd zum Absatteln und zum Wassertrog.
 
    Mit Äxten, Hämmern und Meißeln, Keilen aus Holz, die mit Wasser begossen wurden und aufquollen, versuchten rhomäische Handwerker, schweigende Tafuren mit stinkenden Bärten und verfilztem Haupthaar und Helfer aus dem Tross, die Brücke zu zerstören. Sie begannen auf der Nordseite, am Uferpfeiler, in der Querfuge unter dem Sand, den Kieseln und dem festgebackenen Lehm eine Reihe Quader herauszustemmen. Die Männer arbeiteten außerhalb der Reichweite seldschukischer Bogenschützen, aber schon eine Stunde nachdem sie mit ihrem Werk begonnen hatten, öffneten sich die Flügel des Hundstors.
    Mit geschwungenen Schwertern und gespannten Bogen stoben Seldschuken aus der Stadt und griffen im Galopp, trillernde Schreie ausstoßend, die unbewaffneten Arbeiter an. Die Helfer ließen das Werkzeug fallen, sprangen auf und rannten in drei Richtungen davon, von Pfeilen umschwirrt und verwundet. Vor dem Ende der Brücke rissen die Reiter die Pferde in die Höhe, drehten auf der Hinterhand und verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren.
    Stunden später ritten bewaffnete Ritter zum Schutz der Brückenarbeiter heran und stellten sich in einer dichten Reihe, Schilde und Lanzen gesenkt, quer über die Brücke auf.
    Ein zweiter Angriff seldschukischer Reiterei, in dessen wütendem Verlauf Schwärme heulender Pfeile abgeschossen wurden, ließ nicht lange auf sich warten. Die verwundeten Pferde der Ritter scheuten und gehorchten Zügel und Sporen nicht mehr. Im Schutz der von Geschossen gespickten Schilde zogen sich die Gepanzerten zurück; auch einige der Ritter hingen blutüberströmt im Sattel.
    Dann schickte Tatikios seine Belagerungshandwerker vor. Sie begannen aus Teilen mitgeschleppter Balken, aus Rädern und dem Holz, das vom Brückenbau übrig war, einen rollenden Belagerungsturm zu bauen. Ochsengespanne und Kriegsknechte schoben das kantige Monstrum auf die Brücke zu. Nasse Ochsenhäute waren vor die Holzschindeln genagelt worden und wurden von der obersten Plattform aus mit Flusswasser übergossen. Die schweren Flügel des Turms wurden ausgeklappt, sodass er breiter war als die Brücke selbst.
    Als der Bohlenturm einige Fußbreit vor der freigelegten Fuge stand, mit Armbrustschützen und Bogenschützen besetzt, begannen die Pilger wieder zu hämmern und zu scharren. Während aus den Vorräten und Teilen der Beute und durch das Werk vieler Hände Wälle und Palisaden um die Zeltlager entstanden, Kreuze aufgerichtet und Altäre gebaut, Brotöfen gemauert und Bäume gefällt wurden, blieb die Straße nach Sankt Simeon für die Seldschuken weiterhin geöffnet. In einer der nächsten Nächte schlichen sich mutige Seldschuken aus der Stadt, überquerten die Hundstor-Brücke und legten mit Fackeln und ölgetränkten Strohbündeln und Lumpen Feuer an den Turm. Die nassen Ochsenhäute, in denen Brandpfeile verloschen, nützten nichts; in einem Wirbel mauerhoher Flammen verbrannte das hölzerne Bauwerk bis hinunter zu den breiten Rädern.
    Der General und die Anführer gaben nicht auf. Inzwischen waren außerhalb der Lager einige Schleudern, Manganen und

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