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Jerusalem

Titel: Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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auf der Haut tiefer, bis sie den Widerstand des Gürtels trafen.
    Rutgar blickte in ihr Gesicht. Einige Atemzüge später öffnete sie die Augen, sah ihn an, blickte zu ihren Fingern an seiner Gürtelschnalle und flüsterte heiser:
    »Willst du mich, Grünauge?«, murmelte sie. Ja, dachte er, oder besser nicht? Etwas an ihr erinnerte ihn an Ragenarda; nur ein wenig, als sei sie deren unwissende Tochter. »Oder warum nimmst du mich nicht? Bin ich hässlich? Oder hab ich den falschen Glauben?«
    Er schüttelte den Kopf. Im Mondlicht änderten ihre Augen wieder die Farbe. Sie richtete sich halb auf und griff nicht nach ihrem Kittel, als er von den Schultern rutschte. Das Nebellicht des Gestirns legte sich auf ihren Hals und auf die vollen Brüste. In der nächtlichen Kühle hatten sich die Spitzen aufgerichtet.
    »Du bist nicht hässlich; du bist eine schöne Frau«, sagte er. »Ich nehme keine Frau gegen ihren Willen.«
    »Ich will dich. Ich hab's an deiner Art gesehen. Eine gute Frau hat dich alles gelehrt«, sagte sie leise und öffnete seinen Gürtel. »Ich will es, Ritter Grünauge. Es wird ganz anders sein als ...«
    Sie neigte sich nach vorn, zog den Kittel über den Kopf und schob sich, fast nackt und mit gekreuzten Schenkeln, halb auf ihn und schleuderte den Zopf über die Schulter. Chersalas junge Brüste bebten, ihre Lippen trafen sich, aus ihrer Kehle kam ein erwartungsvoll gurrender Laut. Rutgars Hände schoben sich zu den Spitzen ihrer prallen Versuchungen, ihre unkundige Hand glitt liebkosend zu seinem aufgerichteten Glied.
    Fledermäuse umflatterten lautlos den Halbmond, während Rutgar ihre heiße Ungeduld mäßigte. Bedächtig entkleidete er sie und sich selbst vollends, bevor seine Finger ihren Körper erkundeten und in Besitz nahmen; sie wand sich keuchend unter ihm, biss in seine Schulter und drängte ihm ihren Schoß entgegen. Er fühlte, dass in ihren Achselhöhlen und ihrem Schoß kein Haar wuchs - wie an Ragenardas Körper! Als ein plötzlicher Wind von fern her die Blätter aufrauschen ließ, nahm Chersala ihn in sich auf, lächelnd und mit einem tiefen Seufzer.
    Rutgar zwang sich dazu, trotz seiner Erregung, an die leidenschaftlichen Nächte und an all das Angenehme, Richtige zu erinnern, was ihn Ragenarda gelehrt hatte. Chersala zitterte und zuckte unter ihm, schien ungläubig seine Ausdauer zu genießen, drängte ihn und drückte die Fingernägel tief in seine Haut. Sie warf den Kopf hin und her, stieß unverständliche Worte aus und bäumte sich auf wie ein Füllen; schließlich, als er sich verströmte, lag sie still und schien für lange Atemzüge die nächtliche Welt vergessen zu haben.
    Rutgar hielt seine Arme um sie, bis sie sich von ihm löste und einige Male schluckte, ehe sie zum Reden ansetzte.
    »Du hast seltsame Künste mit dir gebracht ... schöne Künste«, flüsterte sie. Sie schloss die Augen und atmete schwer. »Du musst bei mir bleiben und mir alles zeigen, was du kannst.«
    »Das ist nicht viel«, sagte er leise und kam auf die Knie. »Eine schöne, kluge Frau hat es mich gelehrt. Vor langer Zeit, in einem anderen Leben, wie mir scheint.«
    »Ich muss die ferne Schwester loben. Ihr danken. Geh nicht weg, Grünauge.«
    Sie stand auf und tastete sich zum Wasser. Nach einer Weile kam sie zurück, den Zopf aufgelöst und das nasse Haar auf den Brüsten klebend. Wassertropfen glänzten im Mondlicht überall auf ihrer Haut. Rutgar hielt sie an den Schultern fest, küsste sie auf die Stirn und ging, um sich zu waschen. Eine Handvoll Laub flammte in der Glut auf und gab lange genug Licht, um Rutgar den Weinschlauch und den Becher zu zeigen. Er lehnte sich gegen den Sattel, Chersala lag an seiner Schulter, und während sie leise redeten, strichen seine Finger die dicken Haarsträhnen zur Seite. Der Mond sank hinter die Felsen, und der falbe Widerglanz seines Lichts auf der Schwertschneide verging.
 
    Vier oder fünf Stunden nach Sonnenaufgang sah Rutgar das Dörfchen Drakon. Am höchsten Punkt des schroffen Hügels hatte er den Rappen angehalten, und sie waren vom Pferderücken gestiegen. Von Civetot, das Chersala und Rutgar am Rauch der frühen Feuer vor dem Graublau des Meeres erkannten, führte der gewundene Weg, den Rutgar schon einige Male geritten war, durch ein Tal bis zu einem niedrigen Pass. Der Einschnitt des Tals, mit dichtem Knüppelgebüsch und Wald bewachsen, wurde in der Nähe des Bergpasses tiefer und, in den Frühschatten, schwärzer, drohender. Das Rauschen des

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