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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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geschnitzt wirkte. Maria im Stall mit dem Christkind im Arm.
    «Sie hatte viel mehr Sorgenfalten», lächelte Jesus.
    Kein Wunder bei den Familienverhältnissen, dachte ich bei mir.
    «Und sie hatte auch dunklere Haut.»
    Ja, die Kirche steht halt nicht so auf die südländischen Typen.
    «Es war schwer für sie damals», fuhr Jesus fort. «Sehr schwer. Zunächst haben sie alle für verrückt gehalten.»
    Ich blickte zu Josef, der neben Maria stand, und dachte mir, dass er anfangs sicher auf der Liste der Maria-für-verrückt-Halter ganz oben stand. Da kommt die Frau und sagt zu ihm, dem Mann, mit dem sie nie Sex hatte: «Hey, du, Josef   … ähem   … du wirst nicht glauben, was mir passiert ist   …»
    Jesus hatte gemerkt, dass ich auf Josef starrte, und erklärte: «Erst wollte Josef die Verlobung still und heimlich lösen, damit keine Schande über Maria kommt. Aber dannerschien ihm ein Engel im Traum und erklärte, wer da in Marias Schoß heranwächst. Und da hat er Maria zur Frau genommen.»
    Ein Mann, der eine schwangere Frau ehelicht. Anständig. Macht heutzutage auch nicht jeder.
    «Von da an hat er mich liebend angenommen und mich als sein Kind erzogen», erzählte Jesus weiter.
    «Wie erzieht man denn Jesus?», fragte ich erstaunt
    «Mit Strenge. Josef verbot mir eine Zeitlang, vor die Tür zu gehen.»
    «Was hast du denn angestellt?»
    «Ich habe mit fünf Jahren am Sabbat zwölf Spatzen aus Lehm geformt.»
    «Und warum war das so schlimm   …?»
    «Weil man am Sabbat so etwas nicht tun darf. Und weil ich die Spatzen zum Leben erweckt habe.»
    Ja, es war sicherlich schwer für Maria und Josef, so etwas den Nachbarn zu erklären.
    «Außerdem habe ich den Sohn Hannahs wie einen Weidenzweig verdorren lassen.»
    «Was!?!», rief ich entgeistert.
    «Wir haben an einem Bach gespielt. Dort habe ich dann mit meiner Willenskraft das Wasser in kleine Teiche umgeleitet, und er hat mir dann mit einem Weidenzweig diese Pfützen wieder zerstört. Da habe ich ihn verflucht, und er verdorrte.»
    Puhh   … dass Josef ihm dafür Hausarrest gegeben hatte, war ja noch glimpflich. Fast schon antiautoritär. Sicher sagten die Mütter von Nazareth häufiger zu ihren Kindern: «Dieser Jesus kommt mir nicht in die Lehmhütte.»
    «Aber ich habe im Alter von sechs Jahren auch einem Kind das Leben gerettet. Mein Freund Zenon fiel vom Dach undstarb, da habe ich ihn flugs wieder zum Leben erweckt.» Und schmunzelnd fügte Jesus hinzu: «Ich hatte Angst, dass man mir die Schuld an seinem Tod geben würde.»
    Die Selbstlosigkeit hatte Jesus anscheinend erst etwas später im Leben entwickelt.
    «Mit einem Lehrer hatte ich auch Streit.» Er war nun richtig in Erzähllaune. «Dieser Mann konnte nicht gut unterrichten. Ich sagte ihm das, und er schimpfte mich aus   …»
    «Hast du ihn auch verdorren lassen?», fragte ich ängstlich.
    «Nein, natürlich nicht.»
    Ich atmete erleichtert aus.
    «Ich ließ ihn ohnmächtig werden.»
    Warum wurden einem diese Geschichten nicht im Konfirmandenunterricht erzählt? Damit könnte man Teenagern Jesus mal wirklich nahebringen.
    Jesus blickte nun wieder zu dem Bild seiner Eltern und sinnierte: «Josefs Gesicht war viel zerfurchter, von der Sonne   … und der Mühsal   …»
    Ich betrachtete Maria und Josef nun auch näher. Es war eigentlich das erste Mal, dass ich mir in einer Kirche ein Bild so genau ansah. Die beiden Eltern hatten es sicher schwer gehabt, Jesus zu erziehen, Aber wie schwer war es wohl erst für den kleinen Jungen? Er hatte ja schon mit fünf gemerkt, dass er anders war als die anderen Kinder. Und irgendwann sicher auch mitbekommen, dass der Papa mit dem zerfurchten Gesicht nicht der echte Papa war.
    Er tat mir leid, der kleine Jesus.
    Was der große Jesus auch gleich irritiert bemerkte: «Hast du etwas, Marie?»
    «Nein   … nein   … Es ist nur, es war sicher schwer für dich als Kind. So allein. Ohne Freunde.»
    Jesus war offensichtlich überrascht, dass jemand mit ihmMitleid hatte. Normalerweise war er es ja, der Mitgefühl zeigte, selbst für Leute, die Läden der Telekom überfallen. Meine Bemerkung brachte ihn daher für einen Augenblick sehr durcheinander. Dann sammelte er sich und sagte: «Ich hatte ja noch meine Geschwister.»
    «Geschwister   … Ich dachte, Maria war Jungfrau!», platzte es aus mir heraus.
    «Ist es nicht auch in eurer Gesellschaft unhöflich, über das Liebesleben der Älteren zu reden?», tadelte Jesus.
    Ich fand, dass die Älteren

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