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Jesus von Nazaret

Jesus von Nazaret

Titel: Jesus von Nazaret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Prinz
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Jesus immer wieder davon sprach, dass er auferstehen werde und dass er »nach Galiläa« vorausgehen und dort seine Jünger wiedersehen werde? (Mk 16, 7)
    Die Jünger haben das alles nicht verstanden. Für sie war mit der Kreuzigung ihres Herrn alles aus. Sie verstecktensich ängstlich in Jerusalem oder kehrten zurück nach Galiläa in ihre Dörfer und nahmen ihre alte Arbeit wieder auf. Damit war die Geschichte mit Jesus aber nicht zu Ende. Allmählich begannen sie, die Worte Jesu zu verstehen und was es mit seinem Tod auf sich hatte. Dieses Verstehen war ein langer Weg. Der Evangelist Lukas hat diesen Prozess geschildert wie einen langen Fußweg, den die Freunde Jesu zu gehen hatten.
    In dieser Geschichte (Lk 24, 13-35) sind es zwei Jünger, die drei Tage nach dem Tod ihres Meisters von Jerusalem in das Dorf Emmaus gehen, was ungefähr eine Strecke von elf Kilometern ist. Die zwei Männer – einer von ihnen heißt Kleopas, der Name des anderen wird nicht genannt – sind ganz vertieft ins Gespräch über alles, was sich in den letzten Tagen ereignet hat, als ein Fremder zu ihnen stößt und sich ihnen anschließt. Es ist Jesus, aber die beiden Wanderer erkennen ihn nicht. Der Fremde fragt die beiden, worüber sie reden. Kleopas kann es nicht fassen, dass jemand nicht mitbekommen hat, was in Jerusalem passiert ist. Und er erzählt von Jesus von Nazaret, dem »Propheten«, den die Hohepriester und Führer des jüdischen Volkes zum Tode verurteilt haben und der ans Kreuz geschlagen worden ist.
    Kleopas und sein Freund sind tieftraurig über diesen Tod, denn sie hatten gehofft, dass dieser Jesus Israel erlösen werde. Der tote Jesus wurde in ein Grab gelegt, aber nach dem Begräbnis haben sich laut Kleopas merkwürdigeDinge zugetragen. Zwei Frauen seien in den frühen Morgenstunden zum Grab gegangen, aber sie hätten den Leichnam nicht vorgefunden. Den Jüngern erzählten sie dann, dass ihnen Engel erschienen seien, die gesagt hätten, dass Jesus lebe. Daraufhin seien einige der Jünger zum Grab gegangen und hätten es ebenfalls leer vorgefunden.
    Der Fremde hat aufmerksam zugehört, und seine Unruhe darüber, wie verständnislos die beiden Jünger über die Ereignisse reden, wurde immer größer. »Begreift ihr denn nicht?«, fährt er nun aufgeregt dazwischen. Und er fängt an, ihnen zu erklären, dass das Schicksal des Messias schon in den alten Schriften vorausgesagt war und warum er all das erleiden musste. Die lange Rede des Fremden hat keine große Wirkung. Den beiden Jüngern geht bei den Worten des Fremden das Herz auf, aber sie kapieren immer noch nichts.
    Inzwischen sind die drei Wanderer im Dorf Emmaus angekommen. Der Fremde macht Anstalten, alleine weiterzugehen. Aber er lässt sich von den beiden Freunden überreden, bei ihnen zu bleiben, denn es wird schon Abend. Als sie im Gasthof gemeinsam am Tisch sitzen, spricht der Fremde ein Dankgebet, bricht das Brot und gibt es seinen Begleitern. Da plötzlich geht ihnen ein Licht auf. Sie erkennen Jesus. Aber im gleichen Moment sehen sie ihn nicht mehr.
    Noch am selben Abend machen sich die beiden auf denWeg zurück nach Jerusalem. Dort treffen sie die anderen Jünger, die ganz aufgeregt sind und erzählen, dass der Herr auferstanden ist und dem Simon Petrus erschienen sei. Kleopas und sein Freund erzählen daraufhin, was sie erlebt haben, dass sie Jesus begegnet seien und ihn erkannt hätten, als er das Brot gebrochen habe.
    Diese Geschichte erzählt der Evangelist Lukas, um begreiflich zu machen, welchen Weg die Jünger Jesu zurücklegen mussten und welchen Weg wir heute noch gehen müssen, um Jesus als einem Lebenden und Gegenwärtigen zu begegnen. Ausgangspunkt ist dabei die Situation nach dem Tod Jesu. Eine Situation, wie sie seine Anhänger vor zweitausend Jahren hautnah erlebt haben und wie sie seitdem Menschen immer wieder erleben. Eine Situation, für die der Philosoph Friedrich Nietzsche das Schlagwort geprägt hat: »Gott ist tot.« 107 Was das heißt, davon geben die Emmaus-Jünger ein eindrückliches Beispiel.
    Sie haben gerade die größte Katastrophe ihres Lebens hinter sich. Der Mann, in den sie all ihre Hoffnungen gelegt hatten, der sie so beeindruckt hat, dass sie ihre Familien verlassen und ihre Berufe aufgegeben haben, um ihm zu folgen, der ihrem Leben einen neuen Sinn gegeben

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