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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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können?«
    »Wahrscheinlich schon.«
    »Warum hat sich Vernon Little denn mit Ihnen in Mexiko getroffen?«
    Taylor verdreht ihre Augen - Piffigkeit nach Art eines Mädchens - und sagt: »Keine Ahnung, um Sex zu haben, nehm ich an, oder um zu gestehen.«
    »Haben Sie ihn bezahlt für den Sex?«
    Taylor weicht zurück. »Was? Um Gottes willen!«
    »Es ist also an dem Tag kein Geld zwischen Ihnen und dem Angeklagten geflossen?«
    »Nein, also ich meine ...«
    »Antworten Sie bitte mit ja oder nein.«
    »Die Sache war ... «
    »Ja. Oder nein.«
    »Ja.«
    »Sie haben Vernon Little also Geld gegeben - dreihundert Dollar, genauer gesagt.« Brian dreht sich zu den Rängen um und zieht eine Augenbraue hoch. »Muß wirklich ein Teufelskerl sein, der Junge.« Ein glucksendes Lachen huscht durch die hinteren Reihen.
    »Einspruch!« bellt der Staatsanwalt.
    »Stattgegeben«, sagt der Richter.
    Brian zwinkert mir kaum wahrnehmbar zu, dann nimmt er wieder Taylor ins Visier und setzt seinen strengsten väterlichen Blick auf. »Hat Vernon Little gewußt, daß Sie an dem Tag in Mexiko sein würden?«
    »Also, die Sache war ...«
    »Sie haben ihn überrascht, nicht wahr? Sie haben ihm - einem verwirrten, unschuldigen, verzweifelten Teenager -
    Geld angeboten, um ihn an einen Ort zu locken, an dem Sie dann aus heiterem Himmel auftauchten. War es nicht so?«
    Taylors Mund klappt auf und zu, aber es dauert ein paar Augenblicke, bis was rauskommt. »Ja, aber ich dachte ...«
    Mein Anwalt hebt seine Hand, dann verschränkt er die Arme. »Ich halte Ihnen vor, daß Sie für diesen Trick angeheuert wurden - angeheuert zu dem Zweck, dem Angeklagten eine Falle zu stellen, und zwar nicht auf Geheiß der Polizei, auch nicht unbedingt für Geld. Nein, Sie wurden mit dem Versprechen der Berühmtheit geködert, und zwar von dem Mann, der die treibende Kraft hinter dieser ganzen Farce war.«
    Sie starrt Brian bloß an.
    »Taylor Figueroa - bitte nennen Sie dem Gericht den Namen des Mannes, der Sie nach Mexiko gebracht hat.«
    »Eulalio Ledesma.«
    »Keine weiteren Fragen.«
    Lally erscheint, ganz in Weiß gekleidet, auf dem obersten Treppenabsatz. Sein Gesicht ist wie aus Wachs. Zornig winden sich Falten auf seinen Wangen - darunter mahlen seine Zähne. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet, als er die Treppe hinabgeht und ins Licht tritt, nur ich betrachte die Leute. Sie finden ihn großartig, das sieht man. Der Staatsanwalt ist zuerst mit seinem Verhör an der Reihe.
    »Eulalio Ledesma - Sie waren in einer Position, die es Ihnen ermöglichte, den Angeklagten genauer zu beobachten als die meisten, zunächst als ein enger Freund der Familie und später dann, da bin ich sicher, als besorgter Bürger ...«
    »Tss, entschuldigen Sie bitte«, sagt Lally, »aber ich habe einen Termin beim Staatssekretär - wird es denn lange dauern?«
    »Ich kann nicht für die Verteidigung sprechen, aber ich werde mich kurz fassen«, sagt der Staatsanwalt. »Sagen Sie doch bitte einfach - wenn Sie den Angeklagten in einem Wort beschreiben müßten, welches Wort wäre das?«
    »Psychopath.«
    »Einspruch!«
    »Stattgegeben - die Jury wird sowohl die Frage als auch die Antwort ignorieren.« Der Richter schwenkt herum und wirft dem Staatsanwalt einen harten Blick zu. »Und der Anklagevertreter vergißt bitte nicht, daß dieses Verfahren sehr wohl zur Hinrichtung eines jungen Mannes führen könnte.«
    Der Staatsanwalt zeigt den Geschworenen, daß ihm die Hände gebunden sind, und dann, als ihm der Richter seine Geste mit einem raschen, finsteren Blick abschneidet, stiehlt er sich wieder zu Lally rüber. »Mr. Ledesma, vielleicht könnten Sie dem Gericht sagen, ob der Angeklagte Ihnen irgendwas über die Schultragödie anvertraut hat.«
    Lally saugt seine Lippen an seine Zähne, wie dein bester Kumpel, wenn er seiner Mutter gestehen muß, daß du den letzten Keks gegessen hast. »Direkt gesagt hat er nichts, nein.«
    »Hat denn irgendwas an seinem Verhalten auf eine Beteiligung schließen lassen?«
    Lally atmet tief durch. Er schaut mich aus schwarzen, geschwollenen Augen an und schüttelt den Kopf. »Manchmal hat er nachts im Schlaf geredet.« Seine Unterlippe beginnt zu hüpfen. »Im Schlaf geknurrt, sollte ich vielleicht eher sagen - Sachen wie ›Pchuuu! Der ist für dich - pchuuu ...‹« Aus seiner Kehle bricht ein Schluchzen. Tödliche Stille legt sich über die Welt.
    Der Staatsanwalt senkt seinen Kopf und läßt taktvoll einen Moment verstreichen. Dann sagt er: »Es

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