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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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zwischen halb und um vier serviert, und später, rechtzeitig vor sechs Uhr, wird ihm gestattet, sich zu duschen und sich umzuziehen.«
    Eine streunender, teilnahmsloser Gedanke trudelt durch meinen Kopf: Pam wird die Zubereitung meiner letzten Mahlzeit beaufsichtigen müssen. »Herr im Himmel, das weicht doch durch ...«
    »Punkt achtzehn Uhr«, sagt Taylor, »wird er aus der Zelle in den Hinrichtungsraum geführt und auf einer Bahre festgeschnallt. Ein Beamter der medizinischen Abteilung wird ihm einen intravenösen Katheter an den Arm legen und eine Salzlösung einfüllen. Dann werden die Zeugen in den Hinrichtungsraum geführt. Sobald alle auf ihren Plätzen sind, wird ihn der Direktor nach seiner letzten Erklärung fragen ...«
    An der Stelle schmunzelt der Moderator der Sendung. »Teufel noch mal«, sagt er, »ich würde Krieg und Frieden als letzte Erklärung vorlesen!« Taylor lacht nur. Sie hat immer noch dieses Wahnsinnslachen.
    In den letzten Wochen hab ich 'ne Menge von Taylor zu sehen gekriegt. Zuerst war sie in der Today Show und dann bei Letterman, wo sie über ihren Mut und unsere Art von Beziehung gesprochen hat. Es war mir gar nicht bewußt, wie nahe wir uns gekommen waren, bevor ich sie darüber reden sah. Außerdem war sie in der Novemberausgabe von Penthouse, auf wirklich hübschen Fotos, aufgenommen im Gefängnismuseum bei Old Sparky, Texas' erstem elektrischen Stuhl. Auf den Bildern posiert Taylor mit Old Sparky - wirklich ganz reizend, falls ich mich da nicht zu gewagt ausdrücke. Eins hab ich in meiner Zelle aufgehängt, nicht den ganzen Körper oder so, nur das Gesicht. Im Hintergrund sieht man ein Stück von Old Sparky. Tödliche Injektion würde sich wahrscheinlich nicht so gut machen bei solchen Fotos. Taylor, wie sie sich auf der Bahre rekelt oder so.
    Auf der Bank in meiner Zelle steht so ein Zerstreuungsdings mit Metallkugeln, die an Angelsehnen hängen und immer aneinanderklappern - klack, klack. Daneben liegt mein Handtuch, und darunter sind die Sachen, die ich für mein Kunstprojekt brauche. Richtig, ich verstecke immer noch Sachen unter meiner Wäsche - manche Angewohnheiten wird man nur schwer wieder los. Neben dem Handtuch steht der Kofferfernseher, den Vaine Gurie mir geliehen hat. Ich strecke meine Hand aus und wechsle den Sender.
    »Dieser Ledesmaat unrecht, 'ne Menge Dreck am Stecken, kippt noch viel mehr Fakten als vor Kericht rauskommsinn.« Mein alter Anwalt, Abdini, spricht vor einer Hausfrauenrunde im Lokalfernsehen. Schaut ihn euch an, den alten Abprallo. Mein Mann, der Underdog, angezogen wie für die türkische Disko.
    »Das Berufungsverfahren von Vernon Little läuft bereits, oder?« fragt die Moderatorin.
    »Das ist richtig«, sagt eine der Ladys, »aber es sieht nicht gut aus.«
    »Pullizei hat zum Beispiel nie das Zeitgewehr entheckt«, fährt Abdini fort.
    »Wie bitte?« sagt jemand aus der Runde.
    »Ich glaube, er meint, sie haben das zweite Gewehr nie entdeckt«, hilft ihr eine andere weiter.
    Alle Ladys lachen höflich, doch Abdini blickt bloß finster in die Kamera. »Ich wertes finnen ...«
    Ich schalte weiter, um zu sehen, wer sich noch alles um den Goldesel drängelt. In einer anderen Sendung unterhält sich ein Reporter mit Lally. »Aber was erwidern Sie auf Vorwürfe von Teilen der Öffentlichkeit, daß Sie aus Schmutz Profit schlagen?«
    »Tss, das ist doch Unsinn«, sagt Lally. »Erstens steht hinter der Übertragung ein gemeinnütziges Unternehmen, dessen Einnahmen direkt zurück zum Staat fließen, so daß weniger Steuergelder dafür aufgewendet werden müssen, einige der schlimmsten Verbrecher des ganzen Landes zu unterhalten. Zweitens dient sie der Aufrechterhaltung eines unserer Grundrechte - zusehen, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
    »Sie schlagen also allen Ernstes vor, das Justizsystem des Staates durch den Verkauf der Übertragungsrechte an Hinrichtungen zu finanzieren? Ich meine, finden Sie nicht, daß die letzte Lebensstunde eines Gefangenen etwas Persönliches ist?«
    »Ganz und gar nicht - denken Sie daran, daß schon heute bei allen Hinrichtungen Zeugen anwesend sind. Wir erweitern lediglich den Kreis des Publikums, so daß jeder teilnehmen kann, dem das ordnungsgemäße Funktionieren unseres Rechtssytems am Herzen liegt.« Lally stemmt eine Hand an die Hüfte. »Vor nicht allzu langer Zeit, Bob, waren alle Hinrichtungen öffentlich - sie wurden sogar auf dem Marktplatz durchgeführt. Die Zahl der Verbrechen ging zurück, die

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