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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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setze und daß ich mir keinen Fehltritt erlauben kann. Erlösung, Souvenirs, träge Höschen im duftenden Sonnenschein - ich weiß, wo ich hin will.
    Eins ist auf Anhieb klar: Der sauber asphaltierte Highway ist hier zu Ende; hinter der Grenzlinie beginnt ein völlig anderes Land. Kleine Menschen mit der Haltung von Feldherren umströmen mich wie taumelnde Schaufensterpuppen, pummelige Typen in Jeans kurven mit der Selbstsicherheit von Einheimischen zwischen ihnen hindurch. Mexikaner. Aus ihren Gesichtern spricht wachsame Reserviertheit, als befürchten sie, du könntest ein Versprechen durchkreuzen, das man ihnen gemacht hat. Das liegt daran, daß der Ausläufer ihrer Träume auch auf dieser Brücke liegt, das spürt man. Ich komme an einem alten Mann mit einer Ray-Ban-Brille, einer Baywatch
    Baseballkappe, einer Dallas-Cowboys-Jacke und grell leuchtenden grünen Nikes vorbei, der einen in South-Park Bettwäsche eingewickelten Nintendo-Karton trägt. Kein Wunder, daß ich aus der Menge heraussteche wie ein nackter Mann in einer Einkaufspassage. Abgesehen davon, daß ich einen halben Kopf größer bin als alle anderen hier.
    Auf der mexikanischen Seite wimmelt es nur so von Kontrollgebäuden, zwischen denen uniformierte Beamte Autos anhalten, um sie zu durchsuchen. Ich stelle den Kragen meiner Jacke hoch und versuche, im Strom der Leute unterzutauchen. Als ich es fast schon geschafft hab, höre ich eine Stimme.
    »Joven«, ruft ein mexikanischer Beamter. Meine Schritte werden kurz und hastig. »Joven - Mister!« Ich drehe mich um. Er hebt mir seine Handfläche entgegen.
sechzehn
    In aller Seelenruhe trottet der Grenzbeamte vom Kontrollpunkt rüber. Er hat dunklere Haut als die meisten Leute hier in der Gegend, und sein Schädel ist nahezu kahl, bis auf ein paar grau-schwarze Haarsträhnen, die er scheinbar mit Achsenfett oder so angeklatscht hat. Widerlicher kleiner Typ irgendwie, wenn ich ehrlich bin.
    »Reisepaß bitte«, sagt er. Er sieht aus, als ob er die Sache ziemlich ernst nimmt, und dazu hat er jetzt auch noch Goldzähne und versucht, mit seinen schwarzen Augen meine Haut zu versengen.
    »Äh - Reisepaß?«
    »Ja, Reisepaß bitte.«
    »Äh - ich bin Amerikaner.«
    »Führerschein?«
    »Äh - wieso, ich bin Amerikaner, zu Besuch in Ihrem schönen Land und so ...«
    Er starrt mich an. Gleich wird er irgendeine fiese offizielle Nummer abziehen, das wittere ich. Verdammte Scheiße.
    »Kommen Sie mit«, sagt er und marschiert vor mir her zum Hauptgebäude.
    Wir betreten einen Raum, der nach Schuhcreme riecht und aussieht wie eine Art Jurassic Park der Büroausstattungen - überall uralte Schreibtische und dieselben Stühle wie beim Chinesen an der Ecke, vervollständigt durch trostlose Supermarktbeleuchtung. In einer Ecke klappert ein Ventilator. Eine Mischung aus Gerichtssaal und einem dieser Wartezimmer für Leute ohne Krankenversicherung, die man immer im Fernsehen sieht, besonders mit den ganzen alten mexikanischen Ladys, die hier rumsitzen. Erzählt's bloß nicht weiter, daß ich das gesagt hab. Der Beamte führt mich zu einem Schreibtisch und setzt sich dahinter; dann drückt er seinen Rücken durch, als wäre er der Präsident von Südamerika oder so und der Grenzstreifen seine blöde Arschritze.
    »Sie können sich ausweisen?«
    »Äh - nicht so richtig.«
    Er knarrt in seinem Sessel nach hinten und breitet seine Hände aus, als ob er mich gleich auf die offensichtlichste Tatsache im ganzen verdammten Universum hinweisen wird. »Ohne Ausweispapiere Sie können nicht nach Mexiko einreisen.« Dann verzieht er seinen Mund zu einer waagerechten Linie, um die Offensichtlichkeit der Tatsache zu unterstreichen.
    Eine Handvoll Lügen treten in einer geordneten Reihe in meiner Kehle an. Ich entscheide mich für Erprobten und Bewährten Bullshit, was in meinem Fall auf die Deppennummer hinausläuft. In Windeseile sauge ich mir eine Familie aus den Fingern. »Ich muß aber zu meinen Eltern, verstehen Sie? Sie sind schon vorgefahren, weil zuerst ging's bei mir noch nicht, deshalb komm ich jetzt nach. Sie warten drüben auf mich, wahrscheinlich machen sie sich schon Sorgen und so.«
    »Deine Eltern im Urlaub?«
    »Äh, ja genau, wir machen Urlaub.«
    »Wo sind deine Eltern?«
    »Die sind schon in Mexiko und warten auf mich.«
    »Wo?«
    Fuck. So ein Typ ist das Schlimmste, was einem passieren kann, glaubt mir. Was er macht, ist folgendes: Er engt die Scheiße, die ich ihm erzähle, immer mehr ein, als wenn er sie in

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