JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens
Prozent reduziert, je nach dem Mut der Geldhäuser. Grundsätzlich aber bestand die Garantie, das Papier in hartes Gold zurücktauschen zu können. Hatte sich ein Geldinstitut verzockt, ging es mit großem Getöse zugrunde und schadete dem allgemeinen Vertrauen ins Bankensystem an sich. Daher agierten Banken viele Jahrhunderte lang zwar trickreich, aber ausgesprochen vorsichtig.
Der nächste Trick setzte noch eins drauf: Der Zettel war nicht mehr mit Gold gedeckt, nicht einmal anteilig, sondern mit einem Versprechen in die Zukunft. Man zahlte 1.000 Dukaten an die Bank und erhielt dafür einen Zettel, gegen den man in 5 Jahren 1.250 Dukaten zurückbekommen sollte. Der Pfandbrief war geboren und wurde ein rasanter Erfolg, denn die Verlockung war groß: Pro Jahr 5 Prozent verdienen - durch Nichtstun. Auch für die Bank war es verlockend, denn sie konnte die 1.000 Dukaten des Einzahlers gegen eine jährliche Gebühr von zum Beispiel 10 Prozent an andere Kunden verleihen. Die 5 Prozent Differenz waren Gewinn für die Bank - Geld ohne Gegenleistung, aus nichts anderem erzeugt als dem Trick mit der Zeit.
Dieses stark vereinfachte Beispiel macht deutlich, dass wir uns seit Langem auf ein eigentlich sehr unsympathisches Geldsystem eingelassen haben: das Schuldgeld. Für jeden 50-Euro-Schein, den die Zentralbank herausgibt, muss jemand gefunden werden, der sich in gleicher Höhe verschuldet. Das ist der Kern des »ungerechten Mammons«, ein Geburtsfehler unseres Wirtschaftssystems. Allerdings ein traumhaft erfolgreicher. Am Anfang fiel er kaum auf. Jeder arbeitete ein bisschen mehr, um seine Schuldzinsen mit abzustottern. Dafür konnte er beispielsweise in einem Haus wohnen, das er noch gar nicht vollständig bezahlt hatte.
Das ungerechte Geld der Neuzeit
Der US-Dollar genoss als wichtigste Währung der Welt so hohes Ansehen, weil er auf dem Goldversprechen beruhte: Jederzeit konnte man bei der Federal Reserve Bank of USA 35 Dollar in eine Unze reines Gold umtauschen, das entspricht knapp einem Gramm Gold pro Dollar. Lange war das reine Theorie, denn warum sollte man zum unpraktischen Barrengold zurückkehren. Ende der 1960er-Jahre ließ das Vertrauen in den Dollar nach und einige Privatleute und Regierungen wollten ihre Dollarreserven in echtes Gold tauschen. Es stellte sich heraus, dass die USA etwa 70 Milliarden Dollar Schulden im Ausland hatten, aber nur noch für gut 11 Milliarden Dollar Gold. Die trickreiche Lösung: 1971 schaffte der amerikanische Präsident Nixon die Goldbindung des Dollars ab. So etwas Altmodisches wie Gold sei überholt, hieß es. Die Wirtschaftskraft eines Landes sei eine viel verlässlichere Sicherheit als irgendwelche Halden glänzendes Metall in Fort Knox oder in den Bankkellern von New York.
Damit war eine wichtige Beschränkung des Schuldgeldes aufgehoben. Ab diesem Datum konnte die Zentralbank der USA theoretisch beliebig Dollars drucken, und in ihrem Gefolge taten das sehr bald auch die anderen Länder. Heute, so schätzt der Geldhistoriker Reinhard Deutsch, kreist in den Wirtschaftssystemen der Welt etwa 80-mal so viel Geld, wie für den Warenverkehr notwendig wäre. Das Problem unserer Wirtschaft ist nicht Geldmangel, sondern genau das Gegenteil: Unvorstellbare Mengen von künstlich erzeugtem Geld suchen nach immer neuen Schuldnern. Lange Zeit waren das die Regierungen der reichen Länder, die ihre Staatsverschuldung in absurde Höhen trieben. Dann kamen Spekulanten dazu, die sich riesige Summen liehen, um damit riesige Preise für eigentlich wertlose Internetunternehmen zu zahlen. Währenddessen verschuldeten sich die amerikanischen Hauseigentümer, angelockt durch traumhafte Angebote ihrer Banken.
Das ungerechte Geld der Zukunft
Die nächste Katastrophe, die das herumvagabundierende Schuldengeld anrichtet, scheint die Verzerrung des Warenhandels zu werden. Die Preise für Weizen, Reis und viele andere lebenswichtige Güter steigen durch undurchsichtige Spekulationen so extrem, dass sich Millionen Menschen nicht einmal mehr das tägliche Brot leisten können.
Irgendwann stürzte jedes dieser finanziellen Kartenhäuser zusammen (oder wird noch zusammenstürzen). Doch, und das ist ein weiterer himmelschreiend ungerechter Wesenszug des Geldes: Nur selten traf ein Zusammenbruch die wahren Schuldigen. Der jüngste Coup waren komplizierte Finanzkonstruktionen der amerikanischen Banken, mit denen es ihnen gelang, ihre Schulden zu verkaufen. Viele europäische Banken und damit Millionen
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