JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens
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Es ist ein Grundgesetz des Lebens: Wohlstand und Luxus brauchen Vorbereitung. Am Ende des Matthäusevangeliums stehen die sogenannten endzeitlichen Reden Jesu. Vor seiner Gefangennahme, Verurteilung und Hinrichtung spricht er in großen Gleichnissen über die großen Themen: vom Ende des Jerusalemer Tempels, der Verwüstung der Stadt, vom Warten auf das Ende der Zeit, vom Weltgericht. Dabei ist auch das Gleichnis von den anvertrauten Geldern. Dort geht es um Investitionen und Zukunft. Eine in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert moderne Geschichte:
Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes
ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein
Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silber,
dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner
Tüchtigkeit, und er zog fort. Sogleich ging der hin,
der fünf Talente empfangen hatte, und handelte mit
ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebenso gewann
der, der zwei Talente bekommen hatte, zwei weitere
dazu. Der aber ein Talent empfangen hatte, ging hin,
grub ein Loch in die Erde und verbarg dort das Geld
seines Herrn.
Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und
forderte Rechenschaft von ihnen. Da trat der herzu,
der fünf Talente empfangen hatte, legte weitere fünf
dazu und sprach: »Herr, du hast mir fünf Talente
anvertraut. Sieh nur, ich habe damit weitere fünf
Talente dazugewonnen.« Da sprach sein Herr zu ihm:
»Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über
wenigem treu gewesen. Ich will dich über viel setzen.
Geh hinein zur Freude deines Herrn!«
Da trat auch der herzu, der zwei Talente empfangen
und weitere zwei Talente dazugewonnen hatte. Auch
zu ihm sprach sein Herr: »Recht so, ich will dich über
viel setzen. Geh hinein zur Freude deines Herrn!«
Da trat auch der herzu, der ein Talent empfangen hatte,
und sprach: »Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann
bist. Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst
ein, wo du nicht ausgestreut hast. Ich fürchtete mich,
ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Sieh nur,
da hast du zurück, was dir gehört.« Der Herr aber
sprach zu ihm: »Du böser und fauler Knecht! Wusstest
du wirklich, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe,
und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe?
Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen
sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das,
was mir gehört, mit Zinsen wieder bekommen. Nehmt
ihm das Talent ab und gebt es dem, der zehn hat.
Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben. Wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er hat. Den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus, da wird sein Heulen und Zähneklappern.
Matthäus 25,14-30
Ein Talent war damals eine große Menge Silber. Unsere moderne Bezeichnung »Talent« für herausragende menschliche Eigenschaften leitet sich ab von der griechischen Währungsbezeichnung in dieser biblischen Geschichte. In der aktuellen Lutherübersetzung wird die Währung als »Zentner« bezeichnet, in der alten Version hießen sie »Pfunde« - woraus die Redensart »mit seinen Pfunden wuchern« entstand.
Die Doppelbedeutung des Begriffs »Talent« könnte einem den Blick verstellen: als ob es in dieser Geschichte nur darum ginge, aus seinen Begabungen möglichst viel zu machen. Jesus jedoch verwendet als Metapher für seine aufwendige Gleichnisgeschichte alltägliches, fassbares Geld. Und die Moral von der Geschichte klingt erstaunlich modern und kapitalistisch: Vermehre dein Kapital. Natürlich erzählt Jesus das im Blick auf das nahende Weltende. Die Essenz mag lauten: Nutzt die Zeit bis zur großen Abrechnung, so gut ihr könnt. Allerdings vermute ich, dass Jesus dieses Gleichnis durchaus ganz konkret im volkswirtschaftlichen Sinne versteht. Es ist sein kleines Manifest zum Wirtschaften der Menschen. Sein »Kapital« sozusagen, lange vor Karl Marx. Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten ist eine Lektion über Wohlstand und Luxus. Was heißt das?
Woher kommt Wohlstand?
Die Begriffe »Luxus« und »Wohlstand« erwecken den Eindruck, als gehe es dabei um etwas Unbewegliches, etwas Erworbenes, das uns zur Verfügung steht und das es nun möglichst gerecht zu verteilen gilt. Vielleicht sind wir alle mit großer Blindheit geschlagen in der aktuellen Diskussion um Steuergerechtigkeit, um die gerechte Höhe staatlicher Versorgungsleistungen (»Hartz IV«) und um die
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