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JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens

Titel: JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Tiki Kuestenmacher Werner Tiki K stenmacher
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Generationen lang so, ohne jede Weiterentwicklung. Denn die Fangmethode war derart zeitraubend, dass keine Zeit blieb, sich über effizienteren Fischfang Gedanken zu machen.

    Erst als einige Fischer sich so enorm ins Zeug legten, dass sie wenigstens ein paar Tage ohne Nahrungsbeschaffung auskamen, konnten sie sich an die Konstruktion einfacher Fanghilfsmittel machen: einen Speer, ein Netz, Reusen. Solche Mittel heißen in der Volkswirtschaftslehre »Güter zweiter Ordnung«. Das »Gut erster Ordnung« oder Konsumgut sind in diesem Beispiel die Fische.
    Kultur, Wohlstand und Luxus entstehen aus dem fortdauernden Erfinden und Erschaffen solcher höherer Güter: Netze zum Fischfang; Messer zum Ernten der Pflanzenfasern, die sich zur Herstellung von Netzen eignen (Messer wären dann bereits Güter dritter Ordnung); Gestelle zum leichteren Knüpfen der Netze; Flöße, um an die Fische in tieferem Wasser zu gelangen usw. Immer mehr Fische können nun von immer weniger Fischern gefangen werden. Dadurch wird menschliche Arbeitskraft frei für spezialisierte Arbeiten: Die einen bauen immer bessere Boote, die anderen immer bequemere Behausungen, Betten, Spiele, Musikinstrumente, Altäre.
    Die Geschichte der Menschheit ist ein Prozess fortwährender Innovation, Spezialisierung und Komplexität. Bereits in der Bronzezeit finden sich Güter sechster und siebter Ordnung. Auch in »primitiven« Kulturen gibt es eine Vielzahl von Fachleuten, die ihre Spezialkenntnisse an die Nachkommen weitergeben.
    Roschers stark vereinfacht dargestelltes Fischervolk hält sicher keinen völkerkundlichen Forschungen stand. Aber es geht hier um die Grundidee von Wohlstand und Luxus, die erhöhte Anstrengung und ein sehr zielgerichtetes Handeln voraussetzt. Außerdem ein wenig Glück: Wie lange mag es wohl gedauert haben, bis das erste Fischernetz funktionierte? Und günstige Umstände: etwa eine so gute Fischsaison, dass endlich genug Zeit zum Erproben neuer Fangmethoden blieb.
    Diese Güter höherer Ordnung werden auch Kapitalgüter genannt. Das ist eine ganz wesentliche Erkenntnis, dass Kapital eigentlich nichts mit Geld zu tun hat. Das zeigt schon der Name, der vom lateinischen »capita pecorum« kommt, zu deutsch »Köpfe Vieh«. Eine der frühesten Formen von Kapital waren die Viehherden der Nomaden. Durch eigene Haustiere konnten sie das Leben von der Hand in den Mund endlich hinter sich lassen, das ihre Vorväter als Jäger und Sammler geführt hatten. Das enorme Umdenken, das dazu nötig war, können wir heute kaum noch ermessen. Der wilde Jäger, der ein Tier oft unter Lebensgefahr erlegt, verändert sich zu einem vergleichsweise langweiligen Hirten, der sein Tier erst lange pflegt und aufzieht, bevor er es eines Tages schlachtet.

    Der Aufbau von Kapital, so betont Wilhelm Roscher und seine Kollegen immer wieder, widerstrebt menschlichen Instinkten. Es ist eine hohe Kulturleistung, die gegebenen Ressourcen an Zeit nicht zu verbummeln und die materiellen Ressourcen nicht genussvoll zu verprassen. Und das ist der springende Punkt beim Gleichnis Jesu von den anvertrauten Talenten.
Das Gleichnis von Fischer und Tourist
    Ich kenne noch eine Geschichte über Fischer. Sie wird viel zitiert, vielleicht haben Sie sie auch schon mal gehört. Heinrich Böll hat sie 1963 fürs Radio geschrieben. Es geht darin um den Unsinn von modernem Wirtschaftsdenken. Hier in Kurzfassung:
     
    E in Fischer hat die Ausbeute seiner mühseligen Arbeit auf den Markt gebracht. Nun sitzt er am Strand und blickt aufs Meer. Ein Tourist fragt ihn: »Wieso sind Sie nicht draußen auf dem Meer?« Der Fischer sagt: »Ich hab genug gefangen und ruhe mich aus.« Der Tourist rät ihm: »Erhöhen Sie Ihre Fangquote. Dann können Sie sich einen Kutter leisten und einen zweiten Mann. Wenn Sie täglich zweimal auf Fang gehen, könnten Sie das Vierfache verdienen! Bald hätten Sie Angestellte, ein Fischrestaurant oder gar eine Konservenfabrik!«

    »Und dann?«, fragt der Fischer. »Dann brauchen Sie gar nichts mehr zu tun. Sie können den ganzen Tag hier sitzen und glücklich aufs Meer blicken!« »Aber das tue ich ja schon jetzt«, sagt der Fischer.
    Die Geschichte legt den Finger in eine Wunde, über die auch gesprochen werden muss, und das ist die menschliche Gier. Die Sucht nach immer mehr, ohne Rücksicht auf die Folgen, die Auswirkungen auf die Seelen der Menschen, die Natur, das Klima. Wohlstand, der unseren Planeten vernichtet, ist kein Wohlstand, sondern eine Illusion. Es

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