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Jetlag

Jetlag

Titel: Jetlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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Selbstkasteiung! Bibbernd streckte Claire die Hand nach dem Warmwasserhahn aus, zog sie aber mit einem Schrei wieder zurück, als der Duschvorhang mit einem Ruck zurückgeschoben wurde und sich zwei kräftige Hände um ihre Taille legten.
    "Hallo Süße, guten Morgen!"
    Im nächsten Moment erklang ein zweiter, dunkler klingender Schrei.
"AAAAH!"
"Aaaah!"
    Ratsch, flog der Duschvorhang zu.
    "Was zum Teufel tun Sie hier?" Claires Stimme überschlug sich vor Panik, während sie versuchte, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken. "Wer sind Sie, was wollen Sie?"
    Der Fremde war so rücksichtsvoll, ihr ein Handtuch zuzuwerfen und sich umzudrehen. Hastig wickelte sich Claire darin ein und lugt um den Vorhang herum. Der Mann war ebenfalls vollkommen nackt!
    "I-ich-heiße Herbert", stammelte er, selbst anscheinend total geschockt. "I-ich-wußte nicht, daß hier noch jemand wohnt."
    "Noch jemand wohnt?!" Claire hangelte nach ihrem Bademantel, der neben der Wanne an einem Haken hing, schlüpfte hinein und zog den Vorhang zurück. "Das hier IST meine Wohnung. Wie kommen Sie hier rein?"
    Der Mann schielte nach dem Handtuch am Waschbecken. Mit einem kühnen Sprung brachte er sich in dessen Besitz und wickelte es um seine mageren Hüften.
    "Melanie hat mich eingeladen", erklärte er jetzt mit etwas festerer Stimme. Offensichtlich hob das Handtuch sein Selbstbewußtsein. "Sie sagte..."
    Mels Auftritt ersparte ihm weitere Erklärungen. Die Freundin kam wie eine Furie ins Bad gefegt und stürzte sich sofort auf Claire.
    "Was ist denn hier los? Was tust du bei Herbi im Bad?"
    Claire platzte der Kragen.
    "Was tut Herbi in MEINEM Bad?" kreischte sie zurück. "Verdammt, Mel, sage deinen Liebhabern, daß sie zwischen halb sieben und halb acht in deinem Bett bleiben sollen oder vorher verschwinden. Ich habe keine Lust, meine Dusche mit ihnen zu teilen!"
    Anscheinend wurde Mel erst jetzt bewußt, daß sie Gast war in dieser Wohnung. Sofort wurden ihre Züge weicher, lösten sich in einen unerwarteten Heiterkeitsausbruch auf, der sie regelrecht schüttelte.
    "Nein - ist - ist - das - ko-ko-komisch!" gluckste sie, unterbrochen von immer neuen Lachsalven. "Herbi, du siehst einfach nur doof aus mit diesem Handtuch." Sie riß sich zusammen und versuchte, das Glucksen in ihrer Kehle zu unterdrücken. "Darf ich vorstellen, das ist Herbert Manteufel, mein Freund. Herbert, das ist meine beste Freundin Claire Schalmoney. Ihr gehört übrigens die Wohnung..." Weiter kam sie nicht, weil sie von einer neuen Lachattacke übermannt wurde.
    Schließlich bekam sich Mel aber doch noch in den Griff. Sie packte Herbi einfach am Arm und zog ihn hinter sich zur Tür.
    "Komm, laß Claire in Ruhe duschen", forderte sie dabei, immer noch leise kichernd. "Leg dich am besten wieder hin. Ich mache inzwischen einen Versöhnungskaffee für uns."
    Claire starrte den beiden finster hinterher. Das war doch wohl das Letzte, was sie hier gerade erlebt hatte! Aber jetzt war Schluß! Sollte Melanie ihre postpubertären Auswüchse anderswo ausleben, aber nicht mehr bei ihr. Wozu hatte das Weib Eltern? War es nicht Aufgabe dieser, sich um die missratene Brut zu kümmern? Ihre, Claires, Aufgabe war es ganz gewiß nicht!
    Entschlossen, Melanie umgehend hinauszuwerfen, kam Claire eine Viertelstunde später in die Küche gestapft.
    Mel hatte sich in der Kürze der Zeit wirklich selbst übertroffen. Der Tisch war liebevoll mit Kerzen und einem Blumensträußchen dekoriert. Frische Brötchen dufteten im Korb, Eier, Schinken und verschiedene Marmeladensorten warteten darauf, verzehrt zu werden und der Duft nach frisch aufgebrühtem Kaffee reizte die Geschmacksnerven.
    "Setz dich!" forderte Mel, ganz die beflissene, umsichtige Hausfrau. "Möchtest du einen Orangensaft?"
    Claire war zu überwältigt, um antworten zu können. So nickte sie nur stumm. Das gab Mel Gelegenheit, sich gründlich auszusprechen.
    "Es tut mir leid, daß das passiert ist", plapperte sie drauflos. "Weißt du, Herbi ist ein ganz lieber Kerl. Ich habe ihn im Kino kennengelernt. Er war so süß, weißt du, ihm passieren dauernd irgendwelche Ungeschicklichkeiten. Er hat mir einen ganzen Liter Cola übers Kleid gegossen und war deswegen total am Boden zerstört. Ich glaub, da hab ich mich schon in ihn verliebt."
    "Ich dachte, Johnny wäre aktuell?"
    Mel schüttelte den Kopf.
    "John war ein totaler Fehlgriff." Sie goß Kaffee ein und nahm endlich am Tisch Platz. "Weißt du, er hat groß angegeben, was er alles für mich

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