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Jetlag

Jetlag

Titel: Jetlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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erlebt. Also leg los! Vor allem möchte ich wissen, ob du einen süßen Cowboy kennengelernt hast? Hast du?"
    Sofort waren die Erinnerungen an David wieder da. So intensiv, daß Claire für den Bruchteil einer Sekunde glaubte, der Duft von Daves herbem Rasierwasser schwebe in der Luft. Hastig kniff sie sich unter dem Tisch in den Oberschenkel, um den Eindruck zu vertreiben und schluckte den Kloß fort, der in ihrem Hals saß. Aber sie mußte sich erst ein paarmal räuspern, ehe sie endlich mit ihrem Bericht beginnen konnte.
    "Natürlich habe ich Leute kennengelernt", versuchte sie, Mels Anspielung auf die Schippe zu nehmen. "Darunter auch ein paar ganz schnuckelige Cowboys. Das war auf einem Rodeo. Das war super, Mel. Ich war ganz hin und weg." Jetzt entspannter, begann sie der Freundin all die kleinen und großen Abenteuer zu schildern, die sie im Laufe ihres Aufenthalts erlebt hatte.
    Melanie lauschte mit leuchtenden Augen.
    "Mensch, da muß ich auch eines Tages hin!" meinte sie schließlich, als Claire erschöpft schwieg. "Das muß ja super sein. Und du bist dort drüben tatsächlich auf einer Harley rumgekurvt? Und du hast den Grand Canyon gesehen? Und richtige, ganz echte Indianer? Wow!" Sie schwieg einen Moment, um über das Gehörte nachzudenken, dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. "Und was war in Sachen Liebe los? Jetzt erzähl' mir bloß nicht, es hätte niemanden gegeben. Das glaube ich dir in hundert Jahren nicht. Also, schieß los, wie war er?"
    Prompt war der Kloß wieder da. Claire versuchte ihn wegzuräuspern, aber es wollte ihr nicht ganz gelingen.
    "Hör zu", krächzte sie schließlich, um Haltung bemüht. "Es gibt einen Haufen Leute, die ich dort drüben kennengelernt habe. Die Amerikaner sind weitaus offener und kontaktfreudiger als wir. Aber das waren nette Bekanntschaften. Was die Liebe angeht - ähem - du weißt doch, daß ich mit Bertram verlobt bin."
    "Immer noch?" Melanie schüttelte den Kopf. "Wann wollt ihr eigentlich endlich mal heiraten? Ihr lauft doch schon seit Jahren miteinander herum. Bruno und ich, wir hätten gar nicht so lange warten können."
    Claire schaffte es gerade noch, die bissige Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, hinunterzuschlucken.
    "Ich will einfach nichts überstürzen", erwiderte sie statt dessen und hoffte, daß ihre Antwort einigermaßen plausibel klang.
    "Na, davon kann bei euch beiden ja wirklich keine Rede sein." Melanie streckte sich auf ihrem Stuhl und stand schließlich auf. "Schade, ich hatte gehofft, daß du endlich mal so eine richtig heiße Liebesromanze erlebt hättest. Würde dir bestimmt nicht schaden, bevor du dich endgültig mit diesem Langweiler Bertram ins Unglück stürzt. Aber okay, es sollte eben nicht sein. Komm, laß uns meine Sachen holen. Ich würde gerne endlich auspacken."
    Claire biß sich ärgerlich auf die Lippen. Eigentlich hätte sie jetzt eine flammende Verteidigungsrede für Bertram halten müssen, aber ihr fiel nicht ein einziges überzeugendes Wort dazu ein. Im Gegenteil, sie dachte im Grunde genauso wie Melanie und Rita. Sie hatte bloß nicht den Mut, es laut auszusprechen.
    Na prima, dann sind ja alle meine Probleme wieder da! Seufzend erhob sich Claire und folgte Melanie in den Flur, um sich mit den Resten des Gepäcks zu beladen.
    Mel sollte im Gästezimmer übernachten. Die Freundin war schon dabei, ihre Habseligkeiten in den verschiedenen Schränken und Schubladen zu verteilen. Poldi, ihr Lieblingskuschelriesenbär, saß bereits auf dem Bett und sah aus toten Glasaugen zu, wie sich Claire mit dem Verschluß des Koffers abmühte. Schließlich gab sie es auf. Sie hatte einfach keine Lust, Mels Klamotten auszupacken. Sie hatte mit ihrem eigenen Gepäck genug zu tun.
    "Ich laß' dich dann mal alleine", verdrückte sie sich mit einem entschuldigenden Lächeln in Richtung Tür. "Wenn was ist, du findest mich nebenan. Ich habe auch noch ein paar Koffer auszupacken."
    Melanie nickte abwesend. Sie war gerade damit beschäftigt, Poldi, dem Monsterbären, einen gestreiften Minipyjama überzustreifen.
    Kopfschüttelnd verließ Claire das Zimmer und ging in ihr eigenes Schlafzimmer hinüber, in dem sich das Gepäck türmte. Während sie begann, die einzelnen Kleidungsteile und Andenken auszupacken und einzusortieren, wanderten ihre Gedanken wieder zu David und ihren Problemen, die sie nach Amerika und wieder zurück nach Deutschland mitgeschleppt hatte.

Kapitel 6
    Es war einfach naiv zu glauben, man könnte seinen

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