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Jetlag

Jetlag

Titel: Jetlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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Entscheidungen ausweichen, indem man sich für eine Weile aus dem Staube machte. Sorgen und Arbeit hatten die unangenehme Eigenschaft, sich nicht von selbst zu erledigen, sondern höchstens zu vermehren. So auch in ihrem Fall. Die Frage "Trennung von Bertram oder nicht" stand immer noch im Raum.
    Wieso hatte sie sich eigentlich in ihn verliebt? Weil er so süß hilflos gewirkt hatte? Oder weil er so schöne, treue Augen hatte? Und was hatte sich in ihrer Beziehung geändert?
    Die Antwort darauf konnte Claire leicht geben: Alles!
    Zugegeben, Bertram war nie ein Temperamentsbündel gewesen. Eher ruhig und schüchtern, aber doch irgendwie interessant. Und auch auf seine Art unterhaltsam, jedenfalls zu Beginn ihrer Bekanntschaft. Doch im Laufe ihrer Beziehung hatte er sich mehr und mehr in einen langweiligen Spießer verwandelt. Nein, Claire konnte sich jetzt kaum noch vorstellen, mit ihm verheiratet zu sein. Zumal - und darüber machte sie sich inzwischen keine Illusionen mehr - sie eine Ehe zu dritt führen würden. Hilde-Marie Kleefischs mütterliche Macht reichte bis ins Schlafzimmer und daran würde nichts und niemand etwas ändern.
    Am Anfang hatte Claire geglaubt, Bertram aus den Klauen seiner Mutter retten und zu einem normalen Mann umfunktionieren zu können. Aber inzwischen wußte sie, daß ihr das niemals gelingen würde. Hilde-Marie war eine zu mächtige Rivalin, gegen die sie, Claire, keine Chance hatte anzukommen. Im Gegenteil, Hilde-Marie hatte ihre Macht im Laufe der Zeit sogar noch erweitert. Sie beherrschte ihren Sohn mehr denn je und leitete jeden seiner Schritte.
    Claire mußte endlich den Mut finden, die ganze Geschichte zu beenden. Aber selbst jetzt, während sie sich all diese Dinge durch den Kopf gehen ließ, spürte sie wieder diese heftige, innerliche Abwehr, die sie stets erfaßte, wenn sie an die Trennung dachte.
    Nicht einmal die Sehnsucht nach David, der Wusch, ihm nahe zu sein, konnten etwas daran ändern.
    Sie war eben ein hoffnungsloser Feigling!

Kapitel 7
    Seufzend klappte Claire den Deckel des letzten Koffers zu, schob ihn unters Bett und klemmte sich die schmutzige Wäsche unter den Arm. Sie war gerade dabei, die erste Ladung in die Maschine zu stopfen, als die Türglocke anschlug.
    Ein rascher Blick auf die Uhr informierte sie darüber, daß es bereits auf neun Uhr abends zuging. Himmel, wo war bloß die Zeit geblieben!
    "Ich gehe schon!" rief Melanie aus dem Flur. Bevor Claire es verhindern konnte, hatte Mel die Tür aufgerissen, um die Besucher einzulassen.
    Beim Anblick von Hilde-Maries verkniffenem Gesicht und Bertrams verlegenen Grinsen, hätte sie die Tür beinahe wieder zugeworfen.
    "Ist Claire denn etwa immer noch nicht zurück?" Hilde-Marie konnte sagen, was sie wollte, es klang immer vorwurfsvoll.
    Melanie versuchte zu lächeln.
    "Doch, sie ist nur im Badezimmer." Einladend trat sie zur Seite. "Kommen Sie doch herein."
    "Und was suchen Sie hier?" Hilde-Marie musterte Melanie mit einem unfreundlichen Blick, während sie an ihr vorbei in die Diele trat. "Claire hat uns nicht gesagt, daß sie gleich nach ihrer Rückkehr Logierbesuch erwartet."
    "Das konnte sie auch nicht", erwiderte Melanie, mit süßlicher Kleinmädchenstimme, die vor Spott vibrierte. "Ich habe mich nämlich ganz kurzfristig dazu entschlossen, meinen gähnlangweiligen Ehemann zu verlassen und meine Freundin zu besuchen. Hätte ich allerdings geahnt, daß Ihr Besuch ins Haus steht, hätte ich anders disponiert."
    Hilde-Marie schnappte empört nach Luft, aber sie hatte sich sofort unter Kontrolle.
    "Claire!" Ihre Stimme durchschnitt den Frieden der behaglichen Wohnung. "Claire, Bertram und ich, wir möchten dich begrüßen!"
    Claire biß beim Klang dieses Organs die Zähne zusammen. Sie würde sich nie an Hilde-Maries Tonlage gewöhnen. Allein die Vorstellung, diese Stimme bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag hören zu müssen, reichte aus, alle Gedanken an eine Hochzeit mit Bertram aus ihrem Kopf zu vertreiben.
    Vielleicht sage ich ihm ja demnächst, daß es aus ist, bloß weil ich Hilde-Marie nicht mehr sprechen hören kann. Mit diesem Gedanken einigermaßen gestärkt, wagte Claire sich endlich aus dem Badezimmer herauszukommen.
    Hilde-Marie stand mitten im Wohnzimmer, die unvermeidliche Handtasche nach Queen-Elisabeth-Art am Henkel gepackt. Hilde war nicht groß, sie maß gerade mal einen Meter fünfundsechzig, aber ihre überragende Persönlichkeit reichte aus, das ganze Zimmer zu füllen. Daran konnten auch die

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