Jetzt Reichts Mir
werden: »Mach hier nicht so’n Wind. Du kannst nicht einfach behaupten, ich wüsste irgendetwas seit Montag.«
Der Mann im Türrahmen wendet sich ab und geht zurück in den Flur. »Ich hab keine Lust, darüber mit dir zu diskutieren. Du lässt das Team im Ungewissen und leitest die Infos nicht an uns weiter. Mir reicht es allmählich.«
»Dann sieh zu, dass du weiterkommst!«
Die Bürotür wird zugeknallt.
Hier passierte das, was im Alltag häufig vorkommt. Irgendwas ist schiefgelaufen. Die erste Reaktion darauf ist: losschimpfen, Schuld zuweisen und dem Übeltäter eine Standpauke halten. Wir haben es hier nicht mit einem Rabattmarkensammler zu tun, sondern mit dem Gegenteil: dem Hitzkopf. Und der wütet gleich drauflos und zwar so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Leider ist das auch kontraproduktiv. Schlicht gesagt: Dadurch wird nichts besser. Dafür verschlechtert sich etwas Wichtiges: die gegenseitige Beziehung.
Der Mann hinter dem Schreibtisch bekam die volle Breitseite von seinem Kollegen ab. Und daraufhin hat er innerlich sofort dicht gemacht. Es gab keine wirkliche Verständigung und schon gar keine Lösung. Dieses hitzköpfige Drauflosschimpfen ist Lichtjahre entfernt von einer konstruktiven Kritik.
Geben Sie Ihrem Gegenüber ein stressfreies Feedback
Zu sagen, was Sie stört, ist im Grunde sehr einfach: Lassen Sie alles weg, was dazu führt, dass sich Ihr Gegenüber respektlos behandelt fühlt. Benutzen Sie dabei Worte, die nicht verletzend sind. Dabei sind pauschale Verurteilungen wie
beispielsweise »Du bist überhaupt nicht teamfähig« einerseits verletzend, andererseits sind sie keine präzise Rückmeldung. Ihr Gegenüber braucht von Ihnen genaue Angaben über das, was Ihrer Meinung nach falsch gelaufen ist. Machen Sie dabei keinen allzu langen Text, kommen Sie ohne Umschweife auf den Punkt. Dem hitzköpfigen Kritiker aus dem Beispiel weiter oben hätte es auch gut getan, mehr nachzufragen, anstatt gleich Behauptungen in die Welt zu setzen.
Die meisten von uns brauchen eine gewisse sprachliche Disziplin, um ein brauchbares Feedback abzuliefern. Das heißt, dass wir uns vorher überlegen, wie wir die Sache ansprechen.
So nicht! Bei diesen Sätzen macht Ihr Gegenüber innerlich dicht
Sätze, die in einem sachlichen Kritikgespräch nichts zu suchen haben:
»Was zum Teufel ist bloß in Sie gefahren?«
»Sag mal, gibt es dich eigentlich auch in schlau?«
»Ich kann unmöglich der Einzige sein, der gemerkt hat, wie blöd das ist.«
»Hat es nicht gereicht, dass ich dir das ausführlich erklärt habe? Muss ich dir auch noch jedes Wort einzeln buchstabieren?«
»Wenn ich sehe, was du da gemacht hast, könnte ich weinen.«
»Du entziehst mir die ganze Energie.«
»Ich schaffe es nicht, Ihre Dummheit einfach hinzunehmen.«
»Was Sie da verbockt haben, geht auf keine Kuhhaut.«
»Sag mal, versuchst du mich damit in den Wahnsinn zu treiben?«
»Ich hab gesehen, was für einen Mist Sie verzapft haben. Können Sie überhaupt irgendetwas richtig machen?«
»Du ruinierst mir mit diesem Quatsch den ganzen Tag.«
»Deinetwegen kriege ich immer mehr graue Haare.«
»Ein klein wenig Nachdenken und ein bisschen Sorgfalt – sind Sie damit völlig überfordert?«
»Bitte schalten Sie das nächste Mal vorher Ihr Gehirn ein.«
Bevor Sie losgehen, um jemandem zu sagen, was Sie stört, überprüfen Sie kurz Ihre Wortwahl. Solange Sie noch allein sind, sagen Sie einfach mal laut, was Sie dem anderen sagen möchten. Und achten Sie dabei auf Ihre Worte. Wenn eine bestimmte Formulierung oder ein bestimmter Tonfall Sie verletzen würde, dann geht es Ihrem Gegenüber wahrscheinlich auch so.
Wie geht es Ihnen, wenn jemand Sie beispielsweise auf einen Fehler hinweist und Folgendes zu Ihnen sagt: »Sag mal, was hast du da für einen Blödsinn angerichtet? Bist du von allen guten Geistern verlassen?« Wenn jemand Sie so anspricht, gehen Sie innerlich in eine Abwehrhaltung, nach dem Motto: Diesen Tonfall muss ich mir nicht bieten lassen!
Genau diese innere Abwehrhaltung macht ein weiteres Gespräch unmöglich. Wenn Ihr Gegenüber erst einmal seine Jalousien runtergelassen hat, ist er nicht mehr bereit, sich mit Ihnen auseinanderzusetzen.
Warnung
Achten Sie auf Ihre Formulierungen. Wenn in Ihren Worten der Respekt fehlt, sinkt bei Ihrem Gegenüber die Bereitschaft, sich mit Ihnen zu verständigen.
Sie wollen jemandem etwas Kritisches sagen? Hier kommt eine gute Frage, die Sie sich zuerst stellen
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