Jetzt Reichts Mir
wahrscheinlich auch. Aber dann kommt das große Aber.
Aber im Alltag geht die Sache leider oft schief. Warum?
Bei vielen Menschen gibt es eine Kluft zwischen dem, was sie theoretisch wissen, und dem, was sie tatsächlich tun. Sie wissen, dass das Lautwerden nichts bringt und schreien trotzdem herum. Theoretisch wissen sie, dass man andere Leute nicht von oben herab zutexten sollte, aber dann halten sie dem anderen doch erst einmal eine lange Standpauke. Die meisten wissen, dass man sich gegenseitig ausreden lassen sollte. Aber kaum erklärt der Gesprächspartner seine Sicht der Dinge, da wird er unterbrochen, weil er angeblich die Fakten völlig verdreht. Und schon ist es aus mit dem Zuhören.
Wieso tun wir nicht das, von dem wir theoretisch wissen, dass es gut und richtig ist?
Wenn es um Kritik geht, ist die Antwort ganz einfach: Es liegt am Ärger. Die Tatsache, dass wir stinksauer sind, kann die ganze schöne Theorie über den Haufen werfen.
Solange glühender Ärger durch unsere Blutbahnen tobt, scheint es fast unmöglich, ruhig und sachlich mit jemandem zu reden. Das ärgerliche Gefühl schließt unser Denken kurz und lässt uns spontan Sätze sagen, wie »Mein Gott, wie kann man nur so einen Mist verzapfen! Bin ich der Einzige, der in diesem Laden sein Gehirn benutzt?«.
Wenn der Ärger die Regie übernommen hat, verschwinden zuerst der ruhige Tonfall und dann auch noch die überlegte Wortwahl. Stattdessen fabriziert das Gehirn vorzugsweise Bist-du-blöd-Aussagen. Die Folgen davon sind allgemein bekannt. Wird unser Gesprächspartner dermaßen angeschnauzt, lässt er innerlich Jalousien runter und geht in eine Kampfhaltung.
Dennoch: Der Ärger ist kein Fehler. Es ist vollkommen in Ordnung, sauer zu sein und sich aufzuregen. Das Gefühl des Ärgers ist kein Problem. Das, was wir daraus machen, kann allerdings problematisch sein.
Wie Sie Ihren Ärger ausdrücken können, ohne jemanden anzugreifen
Ihr Ärger wird zu einer echten Belastung, wenn Sie ihn ungehemmt ausagieren. Also wenn Sie beispielsweise vor Wut alles kurz und klein schlagen oder andere Leute verbal attackieren. Wenn Sie also destruktiv werden.
Solche destruktiven Handlungen, die aus dem Ärger erwachsen,
können problematisch sein. Sich aber verärgert oder wütend zu fühlen , ist hingegen total in Ordnung.
Sie müssen Ihre ärgerlichen Gefühle keinesfalls unterdrücken, verdrängen oder in den Keller sperren. Ihr Gegenüber darf ruhig wissen, dass Sie sauer sind. Reden Sie darüber, wie Sie sich fühlen. Sagen Sie Ihrem Gegenüber in einfachen Worten, dass Sie verärgert sind. Also keine unsachlichen Schimpfereien, sondern klare Sätze, die darüber Auskunft geben, was mit Ihnen los ist. Etwa so: »Im Moment bin ich so wütend, ich könnte die Wände hochgehen.« Oder: »Ich bin extrem genervt, weil du diesen wichtigen Termin nicht eingehalten hast.« »Ich war fassungslos, als ich das Durcheinander gesehen habe. Und ich bin immer noch richtig stinksauer.« Diese Art, über die eigenen Gefühle zu sprechen, wird in Fachkreisen auch Ich-Botschaften genannt. Diese Ich-Botschaften sind Aussagen, mit denen Sie über Ihren emotionalen Zustand sprechen. Falls Sie bisher immer frei nach Schnauze geschimpft haben, ist das Ganze für Sie anfangs noch etwas gewöhnungsbedürftig.
Trainieren Sie die Ich-Botschaften. Üben Sie, im Alltag öfter zu sagen, wie es Ihnen geht. Etwa so: »Ich war besorgt, weil du nicht angerufen hast.« »Ich bin etwas irritiert, weil wir die Reiseunterlagen immer noch nicht bekommen haben.« »Ich fühl mich nicht wohl, wenn Sie mir solche intimen Dinge über andere Kollegen erzählen.«
Anfangs brauchen Sie vielleicht ein wenig Bedenkzeit, um herauszufinden, was mit Ihnen los ist und wie Sie Ihre Empfindungen am besten in Worte fassen können. Nehmen Sie sich ruhig Zeit, um zu fühlen, wie es Ihnen geht. Und dann versuchen
Sie, dafür die passenden Worte zu finden. Die Ich-Botschaften sind eine gute Möglichkeit, den Ärger auszudrücken, ohne dabei unsachlich zu werden.
Ärger, Aufregung und Wut – alles eine Sache des Denkens
Unser Ärger entsteht im Kopf. Wir können Ärger und Wut in uns auslösen, indem wir uns ganz bestimmte Gedanken machen. Das geht ganz leicht, wenn wir gedanklich immer wieder um eine Unannehmlichkeit oder einen Fehler kreisen. Stellen Sie sich vor, Ihr Telefonanbieter schickt Ihnen eine Rechnung, die ganz offensichtlich falsch ist. Es stehen dort Positionen, die Sie niemals in Anspruch
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