Jetzt Reichts Mir
persönlich nehmen.
Von der Macht des inneren Kritikers
Inzwischen haben Sie bereits viele Strategien und Tipps bekommen, die ihnen helfen, souverän mit dem Feedback anderer Leute umzugehen. Dennoch ist es gut möglich, dass Sie bei bestimmten Themen immer noch hochgradig empfindlich reagieren. Vielleicht können Sie sich souverän (mit Schutzschild) jede Kritik zu Ihrer Arbeitsleistung anhören. Aber sowie jemand Ihre mütterlichen Fähigkeiten kritisiert, gehen Sie an die Decke. Niemand darf Ihnen sagen, dass Sie im Umgang mit Ihren Kindern irgendetwas falsch machen. Da fühlen Sie sich sofort getroffen.
Vielleicht darf man Ihre Kleidung und Ihren Autofahrstil kritisieren. Aber falls jemand nur einen kleinen Kommentar darüber macht, dass Ihr Haupthaar allmählich immer spärlicher wird, sind Sie tief verletzt.
Ihre hohe Verletzlichkeit bei bestimmten Themen hat eine konkrete Ursache: Sie leiden unter dem Geplapper Ihres inneren Kritikers.
Der innere Kritiker ist ein Teil unserer Seele. Jeder Erwachsene hat einen. Bei manchen Menschen ist der innere Kritiker sehr stark ausgeprägt, bei anderen weniger. Sie können Ihren inneren Kritiker leicht erkennen, indem Sie einfach nur auf Ihre Gedanken achten. Wenn Sie sich selbst beschimpfen und sich selbst einen Idioten oder Dummkopf nennen, dann spricht Ihr innerer Kritiker mit Ihnen.
Natürlich haben Sie kein kleines Männchen oder Frauchen in Ihrem Gehirn, das mit Ihnen spricht. Der innere Kritiker besteht
aus einem Strom von Gedanken, mit denen Sie sich selbst negativ beurteilen. Der Begriff »innerer Kritiker« soll dieses Geschehen nur etwas greifbarer machen.
Kennen Sie die nörgelnde Stimme in Ihren Gedanken?
Manche innere Kritiker sind milde und melden sich nur sehr selten zu Wort. Andere wiederum sind sehr streng, plappern fast ununterbrochen und sind dabei extrem herabsetzend. Sie können das Geplapper Ihres inneren Kritikers sehr leicht erkennen. Wenn Sie über sich selbst nachdenken und Sie fühlen sich anschließend mies, dann hat Ihr innerer Kritiker gesprochen.
Viele von uns bekommen Ihre erste Ladung Selbstkritik am frühen Morgen ab, wenn sie in den Badezimmerspiegel schauen. Wenn wir uns mit Grausen von dem Bild abwenden, das wir da im Spiegel sehen, dann hat der innere Kritiker zu uns gesprochen.
Er liebt es aber auch, hin und wieder Bilanz zu ziehen und uns zu erklären, was wir in unserem Leben alles versäumt und welche grundlegenden Fehlentscheidungen wir getroffen haben.
Die häufigsten Manöver des inneren Kritikers
Der innere Kritiker...
... beschimpft uns und gibt uns abwertende Bezeichnungen (Dummkopf, doofe Nuss, Idiot)
... hat ein Langzeitgedächtnis, in dem jeder unserer Fehler gespeichert wird
... ist mit unserem Leben und unserer Persönlichkeit generell unzufrieden
... vergleicht uns mit anderen Menschen und lässt uns dabei schlechter abschneiden
... findet immer ein Haar in der Suppe, selbst wenn wir etwas sehr gut gemacht haben
... weckt uns auch gern nachts, um uns an unsere Fehler und Peinlichkeiten zu erinnern
... lässt unsere Leistungen und Erfolge unter den Tisch fallen
... macht uns Schuldgefühle und untergräbt unser Selbstwertgefühl.
Was spielt sich in Ihrem Kopf ab, wenn Sie einen Fehler gemacht haben?
Ob Sie wirklich gelassen mit der Kritik von anderen Leuten umgehen können, hängt sehr stark von Ihrem inneren Kritiker ab. Dieser selbstkritische Gedankenstrom meldet sich gern zu Wort, wenn Sie beispielsweise einen Fehler gemacht haben.
Nehmen wir an, Sie stellen eine Rechnung falsch aus. Sie vergessen es, die Zahlungsfristen anzugeben und rechnen einen Prozentsatz falsch aus. Zum Glück schauen Sie sich die Rechnung noch einmal an, bevor Sie sie abschicken. Ihnen fallen beide Fehler auf.
Ohne den inneren Kritiker würden Sie vielleicht kurz denken: »Oh, das war falsch. Das mach ich schnell noch mal.« Sie waren kurz irritiert, aber jetzt sind Sie wieder auf Ihrem richtigen Kurs.
Schaltet sich aber der innere Kritiker ein, sieht die Sache etwas anders aus. Ihr innerer Kritiker kann keine Fehler entdecken, aber er kann sie kommentieren. Sein Kommentar kann so oder ähnlich klingen: »Oh Gott, ich bin aber auch so was von schusselig. Ich schaff es nicht einmal, so eine dumme
Rechnung zu schreiben. Ich bin zu blöd, um ein paar Prozente auszurechnen. Dieser ganze Rechnungskram ist nicht meine Stärke. Ich krieg das einfach nicht hin. Mist! Jetzt muss ich das alles noch mal machen. Ich hasse
Weitere Kostenlose Bücher