Jetzt Reichts Mir

solange der innere Kritiker sein Gemecker ungebremst über uns ausgießt. Die Anerkennung, die uns diese kritische innere Stimme entzieht, versuchen wir oft durch andere Leute zu bekommen. Allerdings ist es nicht einfach, die Anerkennung von anderen Menschen auch wirklich anzunehmen. Falls wir gelobt werden oder ein Kompliment bekommen, wird unser innerer Kritiker sofort misstrauisch. Sein Motto lautet: »Wer dich lobt, kennt dich einfach noch nicht gut genug. Wer dich wirklich durch und durch kennt, würde dich nie und nimmer loben.«
    Der innere Kritiker vernichtet die Anerkennung von außen, indem er uns kurz mal an das erinnert, was wir bisher schon alles falsch gemacht haben. Er zeigt uns unsere Schwächen
und neutralisiert damit jedes Lob und jedes Kompliment. Und so hungern wir nach Bestätigung, die uns der innere Kritiker immer wieder wegnimmt.
    Achten Sie darauf, was bei Ihnen passiert, wenn Sie gelobt werden oder ein Kompliment bekommen. Üben Sie sich darin, die Anerkennung von anderen einfach nur anzunehmen, ohne sie abzuschwächen oder zu widerlegen.

Woher kommt die ganze Selbstkritik?
    Der innere Kritiker entsteht in der Kindheit. Kleine Kinder lernen im Laufe ihrer Entwicklung, sich schrittweise selbst zu kontrollieren. Dabei verinnerlichen sie die Botschaften ihrer Bezugspersonen. Das sind Ratschläge und Mahnungen, aber auch Sätze wie »Was hast du da nur wieder für einen Blödsinn angerichtet!« »Mit dir hat man nur Scherereien«, »Hör auf! Das kannst du nicht.« Solche und ähnliche Bewertungen prägen sich im Gehirn des Kindes ein und daraus erwächst im Laufe der Jahre der innere Kritiker. Das ist ein ganz normaler Vorgang, den wir alle durchlaufen haben.
    Dieser kritische Gedankenstrom versucht das fortzusetzen, was die Eltern und andere Bezugspersonen begonnen haben: Er versucht, uns in die richtige Richtung zu lenken. Und das tut er mit den Mitteln, die er von den Bezugspersonen gelernt hat. Kein Wunder, dass so mancher innere Kritiker fast mit den gleichen Worten schimpft, die früher auch Mutter oder Vater benutzt haben.
    Allerdings hat unser innerer Kritiker im Laufe unseres Erwachsenenlebens
auch noch einiges hinzugelernt. Heute geht es ihm nicht ausschließlich darum, dass wir manierlich am Tisch sitzen und ohne zu kleckern ruhig essen. Nein, unser innerer Kritiker kritisiert uns heute auch, weil wir nicht genug aus unserem Leben machen, zu viele Termine haben, zu wenig Termine haben, keine Lust haben, zu ehrgeizig sind, zu wenig Sport treiben, zu viel Schokolade essen, einen zu dicken Bauch haben, zu wenig im Beruf vorankommen, immer älter und faltiger werden, zu viel fernsehen, keinen Partner haben, den falschen Partner haben und vieles andere mehr. Der innere Kritiker will uns zu einem besseren Menschen machen. Und damit sind wir bei der Grundüberzeugung des inneren Kritikers gelandet. In seinen Augen sind wir unzureichend und fehlerhaft. Und er ist bereit, uns das jederzeit zu sagen. Mit jeder Kritikerattacke untergräbt er unser Selbstwertgefühl. Die Formel lautet: Je größer der innere Kritiker, umso kleiner das Selbstwertgefühl.

Was wirklich hilft: Glauben Sie Ihrem inneren Kritiker nicht mehr
    In diesem Buch kann ich nicht mehr tun, als Sie auf die Manöver des inneren Kritikers aufmerksam zu machen. Vielleicht sorgen diese Hinweise dafür, dass Ihnen Ihr Kopftheater bewusst wird. Bewusstheit ist der Schlüssel, um weniger unter dem inneren Kritiker zu leiden.
    Und jetzt kommt die Frage, auf die Sie vielleicht schon gewartet haben: Wie wird man mit dem inneren Kritiker fertig? Zuerst die schlechte Nachricht: Sie werden ihn nicht los. Der innere Kritiker besteht aus Gedanken, die Ihnen durch den Kopf gehen. Falls Sie anfangen, sein Geplapper zu bekämpfen,
wird die Sache noch schlimmer. Sie würden sich dafür kritisieren, dass Sie Kritikergedanken haben. Aber wer in Ihnen würde Sie dafür kritisieren, dass Sie einen inneren Kritiker haben? Der innere Kritiker natürlich. Den Kritiker zu bekämpfen wäre nichts weiter als ein Kritiker, der sich selbst kritisiert. Gewissermaßen ein Kritiker im Quadrat.
    Die gute Nachricht: Das Geplapper Ihres inneren Kritikers besteht nur aus Gedanken, mehr nicht. Sie müssen nicht alles glauben, was Ihnen durch den Kopf geht.
    Mit dem inneren Kritiker gehen Sie am besten so um, wie Sie äußerlich auch mit einer unbrauchbaren Kritik umgehen würden: drüberstehen und sich nicht darin verwickeln. In dem Moment, in dem Sie Ihren