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Jetzt schlaegts dreizehn

Jetzt schlaegts dreizehn

Titel: Jetzt schlaegts dreizehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Vornholt
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verschwitzten dunklen Haares aus der Stirn. „Wir haben wirklich Pause. Eine ganze Stunde vor dem Abendessen. Die meisten Betreuer verbringen sie so weit wie möglich entfernt von den Kindern. Ich wollte dich doch noch ein bisschen hier herum führen. Gibt es einen Ort, an den ich dich bringen soll?“
    „Die Duschen“, sagte Sabrina sehnsüchtig. „Äh, ich meine, ich... alleine.“
    „Na ja, du weißt ja, wo die sind“, sagte Mitch enttäuscht. Er wollte weitergehen. „Ich sehe dich dann wohl beim Abendessen.“
    „Warte!“, rief Sabrina. „Wer will schon duschen? Das ist ein Teil des Charmes eines Sommerlagers: zu Stinken wie ein Warzenschwein. Wo gehen wir denn hin?“
    „Was hast du denn noch nicht gesehen?“, fragte Mitch. „Den Kanu-Landeplatz? Den Komposthaufen?“ Er lächelte verschmitzt. „Den Lagerfeuerplatz an der Bärenklaue?“
    Sabrina lächelte. Das Hungergefühl in ihrem Magen machte dem Gefühl von schwirrenden Schmetterlingen Platz. „Der Komposthaufen hört sich toll an, aber die Bärenklaue habe ich noch nicht gesehen. Ist es weit dorthin?“
    „Wir können es schaffen“ Mitch griff nach ihrer Hand. „Ich kenne eine Abkürzung.“
    Obwohl er sich gut anfühlte, wollte Sabrina unwillkürlich ihre Hand wegziehen. Einerseits wollte sie nicht, dass Sylvia, die sicherlich irgendwo im Gebüsch saß, sie beim Händchenhalten beobachtete. Andererseits fühlte sie sich aber auch in Bezug auf Harvey schuldig. Sie hatten zwar darüber gesprochen, was es hieß, dass sie den ganzen Sommer über getrennt waren. Trotzdem war es ein eigenartiges Gefühl, mit einem anderen Jungen zusammen zu sein. Aber es war leicht, für Mitch eine Ausnahme zu machen.
    Der Waldweg wurde enger. Sie mussten ihre Hände loslassen und hintereinander gehen. Sabrina musste sich eilen, mit dem athletischen Jungen Schritt zu halten, der immer tiefer in den Wald hinein lief. Der kühle Wind auf ihrer Haut erinnerte sie daran, dass es bald dunkel werden würde.
    Wenn ich im Wald verloren ginge, fragte sich Sabrina, würden sie wohl nach mir suchen? Sicher. Schließlich würden sie die Betreuerin von Hütte 13 nicht verlieren wollen.
    Mitch drehte sich nach ihr um und grinste. „Einer meiner Jungs war in deiner Stunde über giftige Schlangen. Ich weiß nicht, was du gemacht hast, aber er schwärmt total von dir! Es scheint der absolute Höhepunkt seines Sommers, vielleicht der seines gesamten Lebens gewesen zu sein.“
    Sabrina lächelte nervös. „Ich weiß nicht viel über Schlangen, aber ich kann ganz gut Vorträge halten.“
    „Er meinte, du hättest eine echte Kobra gehabt.“ Mitch sah sie interessiert an.
    „Na ja, es war eigentlich eine Gummischlange. Zum Glück ist es recht duster in dem Ausstellungsraum und Zehnjährige sind leicht zu täuschen.“
    „Könnte ich das bei einem Vortrag über Schlangen auch machen?“, fragte Mitch ernsthaft.
    Sabrina zuckte die Achseln. „Ich leihe dir meine Schlange gerne.“
    „Danke“, sagte Mitch vergnügt. Er wurde langsamer, weil der Weg noch steiler wurde. „Das ist nicht der offizielle Weg, aber wir wollen ja da sein, wenn die Sonne untergeht.“
    „Klar“, seufzte Sabrina und hatte wieder ein schlechtes Gewissen. Mädchen, sagte sie zu sich selbst, wenn du Harvey treu bleiben willst, solltest du jetzt umdrehen und dich schleunigst davonmachen.
    Aber ihre Füße schienen da anderer Meinung zu sein: Anstatt den Weg nach Hause einzuschlagen, marschierten sie schnurstracks Mitch hinterher, dem geheimnisvollen Felsen entgegen. Ich habe mir etwas Spaß verdient, sagte sich Sabrina. Wer weiß, vielleicht überlebe ich diese Nacht in der Hütte gar nicht!
    „Jetzt, da ich weiß, wie einfallsreich du in der Schlangenstunde gewesen bist, wundere ich mich nicht mehr drüber, dass dich alle ,Super-Betreuerin’ nennen.“ Er grinste sie an. „Und: Ich muss mir endlich keine Sorgen mehr um dich machen.“
    „Sorgen?“, fragte Sabrina zögernd.
    „Du weißt schon, wegen Hütte 13. Gestern dachte ich, du gibst auf.“
    „Das dachte ich auch.“
    „Wir sind alle sehr erleichtert, dass wir jemanden richtig Guten haben, der sich um diese Kids kümmert.“
    „Klar“, sagte Sabrina mit einem tapferen Lächeln.
    Mitch sah zum Himmel. „Komm, die Sonne geht gleich unter.“
    Er beschleunigte seine Schritte und so hatte Sabrina einige Mühe ihm zu folgen. Ihre Beinmuskeln schrien eigentlich vor Schmerzen, und fast hätte sie Mitch um eine Pause angefleht. Diese

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