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Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Titel: Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte Leyhausen
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er, »noch ein halber gehört dazu, das ist zu wenig.« Da ging der Lärm von frischem an, es tobte und heulte, und die andere Hälfte fiel
auch herab. »Warte«, sprach er, »ich will dir erst das Feuer ein wenig anblasen.« Wie er das getan hatte und sich wieder umsah, da waren die beiden
Stücke zusammengefahren, und da saß ein gräulicher Mann auf seinem Platze. »So haben wir nicht gewettet«, sprach der Junge, »die Bank ist mein.« Der
Mann wollte ihn wegdrängen, aber der Junge ließ sich’s nicht gefallen, schob ihn mit Gewalt weg und setzte sich wieder auf seinen Platz. Da fielen noch
mehr Männer herab, einer nach dem andern, die holten neun Totenbeine und zwei Totenköpfe, setzten auf und spielten Kegel. Der Junge bekam auch Lust und
fragte: »Hört ihr, kann ich mittun?«
    – »Ja, wenn du Geld hast.«
    – »Geld genug«, antwortete er, »aber eure Kugeln sind nicht recht rund.« Da nahm er die Totenköpfe, setzte sie in die Drehbank und drehte sie
rund. »So, jetzt werden sie besser schüppeln«, sprach er, »heida, nun geht’s lustig!« Er spielte mit und verlor etwas von seinem Gelde, als es aber
zwölf schlug, war alles vor seinen Augen verschwunden. Er legte sich nieder und schlief ruhig ein.
    Am andern Morgen kam der König und wollte sich erkundigen. »Wie ist dir’s diesmal gegangen?«, fragte er.
    – »Ich habe gekegelt«, antwortete der Junge, »und ein paar Heller verloren.«
    – »Hast du dich denn nicht gefürchtet?«
    – »Ei was«, sprach er, »lustig hab’ ich mich gemacht. Wenn ich nur wüsste, was Fürchten wäre!«
    In der dritten Nacht setzte er sich wieder auf seine Bank und sprach ganz verdrießlich: »Wenn ich mich nur fürchtete!« Als es spät wurde, kamen
sechs große Männer und brachten eine Totenlade hereingetragen. Da sprach er: »Ha ha, das ist gewiss mein Vetterchen, das erst vor ein paar Tagen
gestorben ist«, winkte mit dem Finger und rief: »Komm’, Vetterchen, komm’!« Sie stellten den Sarg auf die Erde, er aber ging hinzu und nahm den Deckel
ab: da lag ein toter Mann darin. Er fühlte ihm ins Gesicht, aber es war kalt wie Eis.
    »Wart«, sprach er, »ich will dich ein bisschen wärmen«, ging ans Feuer, wärmte seine Hand und legte sie ihm aufs Gesicht; aber der Tote blieb
kalt. Nun nahm er ihn heraus und setzte sich ans Feuer, legte ihn auf seinen Schoß und rieb ihm die Arme, damit das Blut wieder in Bewegung kommen
sollte. Als auch das nichts helfen wollte, fiel ihm ein: wenn zwei zusammen im Bette liegen, so wärmen sie sich, brachte ihn ins Bett, deckte ihn zu und
legte sich neben ihn. Über ein Weilchen wurde auch der Tote warm und fing an, sich zu regen. Da sprach der Junge: »Siehst du, Vetterchen, hätt’ ich dich
nicht gewärmt!«
    Der Tote aber hob an und rief: »Jetzt will ich dich erwürgen?«
    – »Was«, sagte der Junge, »ist das der Dank? Gleich sollst du wieder in deinen Sarg!« hob ihn auf, warf ihn hinein und machte den Deckel zu. Da
kamen die sechs Männer und trugen ihn wieder fort. »Ich kann mich nicht fürchten«, sagte er, »hier lerne ich’s mein Lebtag nicht.«
    Da trat ein Mann herein, der war größer als alle andern, und sah fürchterlich aus; er war aber alt und hatte einen langen, weißen Bart. »O du
Wicht«, rief er, »nun sollst du bald lernen, was Gruseln ist, denn du sollst sterben!«
    – »Nicht so schnell«, antwortete der Junge, »soll ich sterben, so muss ich auch dabei sein.«
    – »Dich will ich schon packen« sprach der Unhold. »Sachte, sachte, mach’ dich nicht so breit; so stark wie du bin ich auch und wohl noch
stärker.
    – »Das wollen wir sehen«, sprach der Alte, »bist du stärker als ich, so will ich dich gehen lassen; komm’, wir wollen’s versuchen!« Da führte er
ihn durch dunkle Gänge zu einem Schmiedefeuer, nahm eine Axt und schlug den einen Amboss mit einem Schlage in die Erde. »Das kann ich noch besser«,
sprach der Junge und ging zu dem andern Amboss; der Alte stellte sich nebenbei und wollte zusehen, und sein weißer Bart hing herab. Da fasste der Junge
die Axt, spaltete den Amboss auf einen Hieb und klemmte den Bart des Alten mit hinein »Nun hab’ ich dich«, sprach der Junge, »jetzt ist das Sterben an
dir!« Dann fasste er eine Eisenstange und schlug auf den Alten los, bis er wimmerte und bat, er möchte aufhören, er wolle ihm große Reichtümer
geben. Der Junge zog die Axt heraus und ließ ihn los. Da führte ihn der Alte wieder ins Schloss zurück und zeigte ihm in einem

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