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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Diebstahl. Würdest du mir in dieser Sache helfen? Es ist für einen guten Zweck.«
    Abwesend wog sie den Beutel in der Hand, womit sie zweifellos bis auf ein paar Imperials genau die Summe angeben konnte. »Ist es das?« meinte sie. »Ach, egal. Ich denke, ich werde dir trotzdem helfen.« Sie schenkte uns ihr kleines Lächeln und sah sich die übrigen Anwesenden an.
    »Ach ja«, sagte ich. »Kiera, das ist Aliera e’Kieron –«
    »Wir kennen uns«, unterbrach Aliera.
    Sie lächelten einander an, und zu meiner Überraschung schienen sie es damit ernst zu meinen. Kurzzeitig hatte ich Angst gehabt, daß Kiera Aliera mal was gestohlen hatte. Wo Freundschaften doch so hinfallen …
    »Gut«, sagte ich, »kommen wir zum Geschäft. Ich nehme an, ihr kennt euch alle?«
    Kein Widerspruch.
    »Schön. Machen wir es uns bequem.«
    Kragar hatte, ohne daß ich ihn gebeten hatte, dafür gesorgt, daß sechs Stühle im Raum waren, und einen guten Wein mit sechs Gläsern bestellt. Als die eintrafen, schenkte er erst jedem ein, dann setzte auch er sich. Daymar zog es vor, weiter zu schweben. Loiosh saß wie üblich an seinem Stammplatz auf meiner rechten Schulter.
    Allmählich machte mich die ganze Sache doch nervös. In diesem Zimmer hatte ich eine Meisterdiebin, einen hohen Adligen aus dem Hause der Hawk, eine Dragonlady, die in direkter Linie von Kieron selbst abstammte, und eine hochtalentierte Attentäterin versammelt. Und Kragar. Ein bißchen war ich besorgt. Wer war ich denn, daß ich diese Leute benutzen konnte, als wären sie gewöhnliche Jhereg, die man anheuert und wieder wegschickt?
    Ich warf Aliera einen Blick zu. Sie sah mich fest und zuversichtlich an. Auch Cawti wartete geduldig darauf, daß ich endlich anfing zu erklären, wie wir aus dem Schlamassel herauskämen.
    Wer war ich denn? Cawtis Ehemann, natürlich, Alieras Freund und noch mehr … und derjenige, der möglicherweise den Ausweg kannte.
    Ich räusperte mich, nahm einen Schluck Wein und ordnete meine Gedanken. »Meine Freunde«, begann ich, »ich möchte jedem von euch für sein Kommen danken, und für die Bereitschaft, mir bei dieser Angelegenheit zu helfen. Natürlich liegt es, aus diversen Gründen, bei einigen von euch in eurem ureigensten Interesse, daß diese Sache friedlich beigelegt wird. Und jenen gegenüber, möchte ich hinzufügen, fühle ich mich geehrt für das Vertrauen, das ihr in mich setzt. Euch, die ihr kein unmittelbares Interesse habt, bin ich dankbar, daß ihr überhaupt willens seid, mir zu helfen. Seid versichert, daß ich es nicht vergessen werde.«
    »Komm zur Sache!«
    »Schnauze, Loiosh.«
    »Was mein Problem anbetrifft, nun, die meisten von euch wissen, worum es geht, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Einfach ausgedrückt befindet sich ein hoher Adliger des Jhereg unter dem Schutz von Lord Morrolan, und es ist unabdingbar, daß dieser Jhereg getötet wird, noch dazu nicht später als morgen, ansonsten«, ich machte eine kleine Pause, um einen Schluck Wein zu trinken und die Spannung zu erhöhen, »ansonsten werden Ereignisse stattfinden, die einigen unter uns zutiefst mißfallen.«
    Aliera rümpfte bei dieser Untertreibung die Nase. Kiera mußte kichern.
    »Das wichtigste dabei ist die Zeit. Aus Gründen, die ich lieber für mich behalten möchte, bleiben uns nur der heutige und der morgige Tag. Heute wäre am besten, aber ich fürchte, heute werden wir Schwierigkeiten ausbügeln und unsere Rollen einstudieren müssen.
    Nun ist es für einige von uns von Bedeutung«, ich warf einen kurzen Blick auf Aliera, aber ihr Gesicht zeigte keine Regung, »daß nichts geschieht, was den Ruf Morrolans als Gastgeber beschädigt. Das heißt, wir können dieser Person, Mellar, weder etwas antun, solange er im Schwarzen Schloß Gast ist, noch dürfen wir ihn durch Drohungen oder Magie, wie zum Beispiel Gedankenkontrolle, zum Verlassen zwingen.«
    Ich sah mich im Zimmer um. Alle hörten mir weiterhin aufmerksam zu. »Ich glaube, ich habe eine Methode gefunden. Gestattet mir zunächst zu demonstrieren, was ich im Sinn habe, damit wir das Schwierigste hinter uns haben, bevor ich den Rest erkläre. Kragar, steh doch bitte einen Moment auf.«
    Das tat er. Ich kam um den Tisch zu ihm und zog meinen Degen. Zwar rümpfte er die Nase, doch er sagte nichts.
    »Zieh deine Klinge«, wies ich ihn an, »und stell dich wie eine Wache auf.«
    Auch das tat er und stellte sich auf, wobei seine Klinge direkt auf meine Augen zeigte, auf einer Höhe mit seinem

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