Jillian Hunter
erwartete. Dazu bedeutete sie ihm zu viel, war es ihm zu wichtig, ihr Vergnügen zu schenken.
Voller Lust sah er, wie sie die Augen schloss, den Hals bog, wie sie bei seinem unerbittlichen Angriff auf ihre Sinne erzit- terte. Jede Bewegung war wie ein Test für seine Selbstbeherr- schung, jeder ihrer Seufzer entflammte ihn weiter. Er spürte den genauen Augenblick, in dem sie den Gipfel erreichte, ihn noch fester umklammerte, bis auch er von dem Gefühl über- wältigt wurde und das Verlangen ihn mitriss. Die Welt schien zu explodieren, als er sich in sie ergoss.
Noch nie in seinem Leben hatte er etwas Vergleichbares er- lebt. Es schien ihm unglaublich, dass ihre Vereinigung solch ungezügelte Freude bedeutet hatte. Er rollte sich auf die Sei- te und zog sie mit sich, küsste sie leidenschaftlich und tief. Chloe zitterte ein wenig, entgegnete aber aufs Köstlichste sei- ne Liebkosung. Er zwang sich, das Verlangen zu ignorieren, das sich erneut in seinen Lenden regte. Zwischen ihnen ging es nicht nur um reine Lust, er wollte mehr von ihr.
„Chloe, meine Liebste", flüsterte er und streichelte ihr Ge- sicht. „Ich will dich nicht verlassen."
Sie erstarrte, und ihre blauen Augen glänzten unter Tränen. „Dann bleib."
Er strich ihr die schwarzen Locken aus der Stirn. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mir wünsche, dass ich das könnte, wie du mich in Versuchung führst. Sei stark. Wenn mein On- kel enttarnt ist, wird mein Leben wieder normal werden, und nichts wird mich noch von dir fernhalten können."
„Außer vier arroganten Brüdern und einer Schwester, die vor Schreck in Ohnmacht fällt, wenn jemand beim Abendes- sen auch nur ein Messer fallen lässt."
Er grinste. „Ich helfe dir, dein Kostüm wieder anzuziehen. So, wie sich das anhört, ist es eine gute Übung für mich, meinen Mörder zu stellen, bevor ich deiner Familie entgegentrete." In tiefem Schweigen kleideten sie sich fertig an. Dominic
war nur allzu bewusst, dass sie länger fort gewesen waren,
als klug war, dass er stets sein Zeitgefühl verlor, wenn sie
zusammen waren. Sie hat sich verändert, seit ich sie zum ers-
ten Mal gesehen habe, dachte er bei sich. Aber auch er hatte
sich verändert. Das Exil, das ihre Brüder ihr aufgezwungen
hatten, war ganz sicher nicht das, was sie sich vorgestellt hat-
ten.
Und nun musste er seine Aufmerksamkeit wieder seinem
Onkel zuwenden. Sir Edgar hatte Kontakt zu einem Mann in
London oder aus der Umgebung Londons gehabt. Das hatte
Dominic der Geschwindigkeit entnommen, mit der er Briefe
mit diesem Unbekannten gewechselt hatte.
Die Identität des Mannes kannte Dominic nicht. Der Colo-
nel schien seine Botschaften zu verbrennen, sobald er sie gele-
sen hatte. Aber Dominic hatte einen halb verkohlten Brief im
Kamin gefunden, in dem es hieß, dass er für Sir Edgar eine
große Geldsumme bei seiner Bank abgehoben hatte.
Beabsichtigte der Kerl, zu fliehen oder einem Komplizen
aus der Vergangenheit Schweigegeld zu bezahlen? Plante er
einen weiteren Mord?
Vielleicht würde Dominic es nie erfahren. Aber er würde
nicht zulassen, dass sein Onkel noch irgendjemandem Scha-
den zufügte.
„Chloe", sagte er zögerlich und umschloss ihre sanft gerun-
deten Schultern mit beiden Händen. „Ich will, dass du sobald
wie möglich nach London zurückkehrst oder dahin, wo deine
Brüder gerade sind."
„Glaubst du, sie werden mir da irgendeine Wahl lassen?"
Sein Blick verdunkelte sich vor Sorge. „Überzeuge Heath
davon, dass du zurückkehren musst."
„Und nun bitte ich dich, mir die magischen Worte mitzutei-
len, die die eisernen Pforten seines Herzens öffnen und ihn
dazu bringen werden, mir zu gestatten, nach Hause zu kom-
men!"
Dominic presste den Mund zu einer dünnen Linie zusam-
men. „Sag ihm, dass er dich nach Hause holen muss. Du
kannst ihn überzeugen."
„Das bezweifle ich." „Verdammt noch mal, versuche es. Wenn der Verrat mei-
nes Onkels bekannt wird, gibt es einen Skandal. Geh besser jetzt."
„Skandale kümmern mich nicht, Dominic. Ich sorge mich um dich und darum, was passiert, wenn du dem Mann gegen- übertrittst, der Brandon getötet hat. Ist es dir je gelungen, sei- nen Brief zu entschlüsseln?"
Er blickte sie irritiert an. „Seinen Brief?"
„Ja, der Brief oder das Brieffragment, das du in meinem Zimmer vergessen und dir dann zurückgeholt hast. Es war die Handschrift meines Bruders. Ich kann nicht sagen, ob die Nachricht für dich oder für Samuel bestimmt
Weitere Kostenlose Bücher