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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. In die- sem Punkt war er dem Colonel gegenüber im Vorteil. Dominic konnte sich inzwischen innerhalb von Sekunden in der Dun- kelheit orientieren. Er kannte die Höhe jeder einzelnen Stufe, jede Biegung in den alten Schmugglergängen. Er wusste, wo Mörtel und Dreck bei einer Erschütterung einstürzen würden und wo er den Kopf einziehen musste.
    Wirklich, Dominic kannte jedes Detail seiner geheimen Hölle ganz genau. Er hatte dem Bösen ins Auge geblickt und überlebt, wie jemand, der das Feuer durchschritten hatte und daraus vernarbt und zugleich gestärkt wieder hervorgegan- gen war.

Bis er Chloe begegnet war, hatte er sich nicht einmal die Zeit genommen, um herauszufinden, was die Ereignisse für sein Leben bedeuteten. Sie war zu der Brücke zwischen dem Mann geworden, der er früher gewesen war, und dem, der er in Zukunft zu sein hoffte.
    Ein Mann, der auf ihre Brüder zugehen und diese davon überzeugen konnte, dass er ihrer würdig war. Innerlich zog er eine Grimasse bei dem Gedanken, ihnen seinen Fall vorzu- tragen und die Einzelheiten seines Brautwerbens zu erklären. Egal, wie er es in Worte fasste, er würde dabei wie ein rechter Halunke aussehen. Heath würde seine Verteidigung durchlö- chern, wenn Dominic es nicht sogar selbst tat.
    Nein, der Geist von Stratfield war kaum die Art von Mann, der man freiwillig seine Schwester zur Frau gab. Natürlich würde vollkommen zu Recht behauptet werden, dass er Chloe ruiniert hatte. Nun, sie hatte ihn auch ruiniert. Sie hatte ihn für jede andere Frau verdorben, und sobald er frei war, wür- de er, wenn nötig, Berge versetzen, um sie einzufordern. Sein Blut schien immer noch von der Vereinigung mit ihr zu sin- gen. Heute Abend hatte sie nichts vor ihm zurückgehalten. Dennoch wünschte er sich, dass sie mehr Zeit gehabt hätten.
    Er zog seinen schwarzen Samtumhang aus und warf ihn über das Skelett, das an der Wand lehnte. Der grinsende Toten- schädel war während des größten Teils der Zeit, in der er sich versteckt hatte, Dominics stummer, wenn auch nicht eben an- genehmer Gefährte gewesen.
    „Hier, mein Freund, du siehst aus, als ob du frierst."
    Obwohl er nur mit dem Rüschenhemd aus weißem Batist, den Kniehosen und den Schaftstiefeln eines schneidigen Stra- ßenräubers bekleidet war, spürte Dominic die Kälte seines Verstecks an diesem Abend nicht. Chloe zu lieben hatte ihn belebt und ihn mit neuer Energie versorgt. Die strahlende Wärme ihres Wesens war immer noch bei ihm.
    Er hob seinen Degen und verbeugte sich tief vor dem Skelett mit dem Umhang. „Lieber Knochenbaron, dies wird entweder das letzte Mal sein, wo wir zusammen sind, oder ich werde dir bald auf ewig Gesellschaft leisten. Hilf mir, wenn du kannst. Wenn ich überlebe, so gebe ich dir mein Wort, dass ich deine Überreste an einem Ehrenplatz zur Ruhe betten werde."

22. KAPITEL
    War es nur Einbildung, oder warf Onkel Humphrey ihr mehr fragende Blicke zu als sonst? Chloe hatte das unschöne Ge- fühl, dass er mit ihr sprechen wollte. Sie hatte auch das Ge- fühl, dass es für sie kein angenehmes Gespräch sein würde.
    Dementsprechend ergriff sie sofort die Flucht in ihr Zim- mer, als sie das gemütliche alte Haus erreicht hatten. Wäh- rend sie die knarrende Treppe hinaufeilte, spürte sie, dass ihr Onkel sie von unten aus der Eingangshalle beobachtete.
    Was stimmte nicht? Hatte er gesehen, wie sie sich beim Ball mit ihrem maskierten Straßenräuber davongeschlichen hat- te? Wenn dem so war, konnte er nur vermuten, dass sie eine Verabredung mit Lord Wolverton gehabt hatte, und sie konn- te ganz wahrheitsgemäß beteuern, dass das nicht stimmte. Schließlich hatte sie den Mann erst heute auf dem Ball ken- nengelernt, und er war wieder in den Ballsaal zurückgekehrt, um ihr Intermezzo mit Dominic zu decken.
    Es sei denn, Onkel Humphrey hegte einen anderen Ver- dacht. Er war ein intelligenter Mann. Am oberen Ende der Treppe zögerte sie und war versucht, zu ihm hinunterzubli- cken. Sie konnte ihre Tante und Pamela im Salon lachen hö- ren. Die beiden waren in Hochstimmung, weil Tante Gwendo- lyn mit ihrem Kostüm den ersten Platz gewonnen und Pamela in Justins Bruder Charles einen glühenden Verehrer gefunden hatte.
    Nur was konnte ihr Onkel entdeckt haben? Brandons ver- schlüsselte Nachricht? Nein. Das hätte ihn nicht so nachdenk- lich gestimmt, beschloss Chloe, als sie die Schulter gegen die verzogene Tür legte und

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