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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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inzwischen wieder so weit unter Kontrolle, dass er die restlichen Dienst- boten anwies, ihre Pflichten aufzunehmen, aber ein paar Bedienstete zögerten noch auf der Treppe und warfen dem Skelett in Finleys Armen ängstliche Blicke zu.
    „Ich meine", erklärte Chloe leise, „als wir dich in jener Nacht im Garten im Glauben gelassen haben, Dom... äh, Lord Stratfield wäre ein Geist."
    „Ein Geist?", wiederholte Tante Gwendolyn spöttisch. „Ich habe keine Minute daran geglaubt."
    „Wodurch habe ich mich verraten?", fragte Dominic. Seine Stimme war herzlich, als er die ältere Frau ansprach.
    Tante Gwendolyn musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Es stimmt, zunächst habe ich wirklich daran ge- glaubt, aber dann fiel mir am nächsten Tag auf, dass rund um mein Pfefferminzbeet große Fußabdrücke waren. Aus meinem Haushalt darf niemand meine Kräuter pflücken, wenn ihm sein Leben lieb ist. Plötzlich habe ich mich daran erinnert, wie gerne Sie immer Pfefferminzblätter gekaut haben, My- lord."
    Dominic grinste wieder.
    „Ich beschloss, Sie nicht zu verraten", fuhr Tante Gwendo- lyn fort, „obwohl ich nicht so verständnisvoll gewesen wäre, wenn ich gewusst hätte, dass Sie sich mit meiner Nichte ein- gelassen haben."
    Dominic schenkte ihr sein charmantestes Lächeln. „Dann verzeihen Sie mir meine kleine Maskerade?"
    Tante Gwendolyn erwiderte das Lächeln nicht. „Ich habe Ihnen noch gar nichts verziehen, Mylord. Es bleibt abzuwar- ten, was genau und wie viel ich Ihnen Ihrer Meinung nach ver- geben soll, und selbst wenn ich mich dazu entschließen sollte, Ihnen zu verzeihen, so befreit Sie dies noch nicht von Ihrer Verantwortung Chloes Familie gegenüber und von der Frage, ob sie Ihnen verzeihen wird oder nicht." Sie hielt inne, um durchzuatmen. „Natürlich immer angenommen, es gibt etwas

zu verzeihen, wovon ich, dem Kuss nach zu schließen, den Sie meiner Nichte eben gegeben haben, ausgehe."
    „Gütiger Himmel", sagte Chloe. Ihr wurde bewusst, dass der Weg vor ihnen eine Herausforderung darstellen würde.
    Dominics Lächeln verblasste. „Ich bin mir nicht ganz sicher, was Sie eben gesagt haben, Madam, aber ich nehme nicht an, dass es etwas Gutes für mich bedeutet."
    Lady Dewhurst blickte ihre Nichte ernst an. „Dies ist nichts, worüber wir in der Öffentlichkeit sprechen sollten. Du wirst jetzt sofort mit uns nach Hause kommen, Chloe, damit dein Onkel und ich entscheiden können, was wir mit dir an- fangen."
    Dominic richtete sich auf. Seine Augen waren dunkel. „Was meinen Sie damit?"
    „Ich meine", erklärte Tante Gwendolyn, „dass Chloes Fami- lie über ihre Zukunft entscheiden muss."
    „Dann bitte ich um das Recht, bei der Entscheidung berück- sichtigt zu werden", verkündete Dominic.
    „Dürfte ich eine Meinung äußern?", fragte Chloe aufge- bracht.
    „Nicht in der Öffentlichkeit", entgegnete ihre Tante. „Ich glaube nicht, dass die Welt schon bereit für deine Meinungen ist."
    Darüber musste Dominic beinahe lächeln, hielt sich jedoch zurück, da er nicht wollte, dass Chloes Tante ihn für respekt- los hielt. „Verzeihen Sie mir, Madam", sagte er, „aber meine Fähigkeit, den Regeln der feinen Gesellschaft zu folgen, ist während meines ... Rückzugs ein wenig eingerostet. Natür- lich gibt es ein Protokoll, an das man sich in solchen Dingen halten sollte."
    Eigentlich wusste er darüber nicht das Geringste. Bisher war er noch nie leidenschaftlich verliebt gewesen. Und noch nie war er so vollkommen von einer jungen Frau verzaubert worden, dass er freudig einen öffentlichen Tadel in Kauf ge- nommen hätte und auf die Knie gefallen wäre, um um ih- re Hand zu bitten. Er mochte gar nicht darüber nachdenken, dass es sich bei der fraglichen jungen Frau auch noch um eine Boscastle handelte. Nur der Himmel allein wusste, was das für ihn bedeutete.

Ja, er hatte gewusst, dass er die Konsequenzen dafür tra- gen musste, dass er Chloes Liebhaber geworden war. Er war bereit, sich all dem zu stellen. Nur hatte er den Gedanken bisher verdrängt. Jetzt war es an der Zeit, all seine dumme Überheblichkeit beiseitezuschieben und sein früheres Leben wieder aufzunehmen. Er konnte nicht mehr in Chloes Schlaf- zimmer klettern oder sie von Bällen entführen, um sie bis zur Besinnungslosigkeit zu lieben.
    Das würde schwerer sein, als ihm bewusst gewesen war.
    Zum einen war er nicht bereit, auch nur einen Tag lang auf Chloe zu verzichten.
    Zum anderen wollte er ihrer Familie keine

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