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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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Familie und vermutlich ihr Rich- ter mitsamt Geschworenen in einer Person. Und dort saß er nun, ebenso ruhig und Ehrfurcht gebietend, unbeweglich und undurchschaubar wie die Sphinx von Gizeh.
    „Chloe." Er legte seine Zeitung hin und erhob sich aus dem Stuhl, um sie anzublicken, die Hände hinter dem Rücken ver- schränkt.
    Ihr Herz begann, heftig zu schlagen. Wusste er es? Wie viel wusste er? War er wütend? Wie wütend? Seine tiefblauen Au- gen verrieten nie etwas, es sei denn, er wollte es so. Sein Be- fehlshaber hatte einmal gesagt, dass man Heath glühende Kohlen auf die Fußsohlen legen konnte, ohne dass sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Sie musste daran denken, wie er während seiner kurzen Gefangenschaft von den Franzosen gefoltert worden war.
    „Was für eine Überraschung, Heath!"
    „Ja. In der letzten Zeit scheinen Überraschungen an der Tagesordnung zu sein, nicht wahr?" Er wandte sich um, warf den zahlreichen Dienstmädchen einen flüchtigen Blick zu und sagte: „Ich weiß Ihren Eifer durchaus zu schätzen, aber würden Sie bitte ein anderes Mal wiederkommen? Ich wäre gerne ein wenig mit Lady Chloe alleine."
    Chloe spürte einen kalten Schauer, als sich das Zimmer

leerte. Die Mädchen waren zutiefst betrübt, gehorchten aber. „Überraschungen?", wiederholte sie. Auf keinen Fall würde sie sich von ihm aus der Fassung bringen lassen.
    „Ich weiß es, Chloe."
    „Du weißt ..."
    Er bedeutete ihr, sich auf das Sofa zu setzen. Seine Stimme war unbewegt, überhaupt wirkte er so ruhig, dass sie ihn am liebsten mit einer Buchstütze geschlagen hätte. „Erzähl mir, wie es passiert ist."
    „Wie was passiert ist?"
    Er lächelte schwach. „Hatte ich erwähnt, dass ich gerade von einem sehr angenehmen - und erhellenden, wenn auch kurzen - Treffen mit einem alten Freund von mir komme? Lord Wolverton. Ich glaube, ihr seid miteinander bekannt."
    „Ich glaube, er mag Dominic."
    Sein Lächeln wurde breiter. „Ja. Tun wir das nicht alle? Unser lieber wiederauferstandener Stratfield. Also, erzähl mir, wie es passiert ist." Er machte es sich wieder auf seinem Sessel bequem. „Setz dich, Chloe. Du wirkst so unbehaglich, wenn du da stehst. Setz dich hin, und erkläre mir die Situa- tion."
    Sie stählte sich. „Ich kam aufs Land. Ich habe mich in ei- nen Viscount verliebt und nehme an, dass wir heiraten wer- den, wenn Grayson mich nicht wieder verbannt oder ihn ver- scheucht. Was gibt es sonst noch zu wissen?"
    „Nun, zunächst einmal ist da die Tatsache, dass er sich in das Zimmer meiner Schwester ein und aus geschlichen hat. Und dann dein Verschwinden von einem Ball mit einem ge- heimnisvollen, maskierten Gast. Nicht zuletzt dein Umgang mit einem", Heath hob resigniert die Hände, „mit einem Geist."
    „Nun", sagte Chloe. So impulsiv hatte Heath sich schon ewig nicht mehr verhalten. Vielleicht noch nie in seinem Le- ben. Das machte ihr vermutlich mehr Sorgen als alles an- dere. „Das klingt alles sehr viel schlimmer, als es in Wirklich- keit ..."
    „Wie machst du das nur, Chloe?", fragte Heath und hob ei- ne dunkle Augenbraue. „Deine Fähigkeit, dich stets in die kompromittierendsten Situationen zu manövrieren, die man

sich nur vorstellen kann, ist wahrhaft erstaunlich. Bleibst du nachts wach, um neue Streiche auszuhecken?"
    „Das ist eine Beleidigung."
    „Ich meine es ernst, Chloe."
    „Wann tust du das nicht?"
    „Wie, zur Hölle, ist es dir gelungen, deinen Ruf in so kurzer Zeit so vollkommen zu ruinieren?"
    Sie ließ sich auf einen Sessel fallen und ergab sich in ihr Schicksal. „Also gut. Ich werde dir alles erzählen. Meine ei- gentliche Sünde bestand darin, das Fenster offen zu lassen, damit Devon hereinklettern kann."
    „Und?"
    „Und? Stattdessen ist Dominic hereingeklettert."
    „Und?"
    „Ich hatte Mitleid mit ihm."
    „Du hattest Mitleid mit ihm", wiederholte Heath langsam. „Ist das alles?"
    „Hm. Vielleicht war da noch ein bisschen mehr."
    „Ein bisschen mehr?" Heath betrachtete einen Fleck an der Decke. „Der Himmel steh mir bei! Jetzt weiß ich, worüber Grayson sich beschwert hat, bevor er verheiratet war. Diese Familie steuert auf den Ruin zu. Du, Devon, und wer weiß schon, was Drake so treibt? Was gibt es sonst noch, Chloe? Wie weit hast du dich mit Stratfield eingelassen?"
    „Ich bin mir nicht ganz sicher, was du meinst."
    „Ich hingegen bin mir ganz sicher, dass du mich ver- stehst."
    „Das tue ich wirklich nicht."
    „Vielleicht wird die Reise nach London

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